
Verbrecher in Uniform und willfährige Verbündete
Der Politblog für gegenseitiges Verstehen
Partisanenmonument in Moneglia
Verbrecher in Uniform und willfährige Verbündete
Vor 80 Jahren mussten die deutsche Wehrmacht und SS in den Wäldern bei Bryansk im Westen Russlands das rückwärtige Armeegebiet räumen, um die große Sommeroffensive, genannt „Unternehmen Zitadelle“, vorzubereiten. Dabei bedienten sie sich willfähriger Verbündeter und verbrecherischer Methoden. Auch wenn in jüngster Zeit das romantisierte und auch das heroisierte Bild des sowjetischen Partisanen korrigiert wurde, so besteht kein Grund, Opfer zu Tätern zu machen.
Kaum ein Thema wurde im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg so kontrovers diskutiert wie dasjenige der Partisanen. In Frankreich, Italien und auch im ehemaligen Jugoslawien gehörten die Résistance, die Partigiani und die Tito-Partisanen quasi zum Selbstverständnis der wiederauferstandenen Republiken. Die sowjetische Geschichtsschreibung sah in den sowjetischen Partisanen aufrechte Patrioten und überzeugte Kommunisten, die selbst in aussichtsloser Lage nicht aufgaben. Die deutsche Wehrmacht hingegen bezeichnete Partisanen in allen besetzten Ländern ganz einfach zu „Banden“ und rückte sie damit in die Nähe der organisierten Kriminalität, um die romantische Konnotation des Begriffs zu vermeiden.
Das zweifelsohne idealisierte Bild der sowjetischen Partisanenbewegung, welches die sowjetische Geschichtsschreibung nach 1945 zeichnete, erfuhr vor einigen Jahren eine Korrektur. Fundamentale Kritik erfolgte durch den polnisch-deutschen Historiker Bogdan Musiał, der das Bild eines militärisch weitgehend wertlosen, wenig erfolgreichen und undisziplinierten Haufens von Marodeuren zeichnete, die gegen die Zivilbevölkerung ebenso rücksichtslos vorgegangen seien wie die Truppen des nationalsozialistischen Deutschlands und ihrer osteuropäischen Helfer. Allerdings blieben Musiałs Werke im deutschsprachigen Raum nicht unwidersprochen (1). Darüber hinaus vertrat Musiał auch die Ansicht, mit ihrem Angriff am 22. Juni 1941 sei die deutsche Wehrmacht ohne es zu wissen einer sowjetischen Aggression zuvorgekommen und er manövrierte sich damit in die Nähe der revisionistischen Präventivkriegstheoretiker (2). In jüngster Vergangenheit zeichneten Forschungen deutscher Historiker ein differenziertes Bild der vielschichtigen Partisanenbewegung in Russland und Belarus (3).
Spannungen mit der örtlichen Bevölkerung
Insbesondere die Lebensmittel-Versorgung der Partisanen sorgte permanent für Spannungen mit der lokalen Bevölkerung, denn diese musste oft mehr hergeben, als sie eigentlich konnte. Mit diesem wichtigen Thema befasste sich 2007 Alexander Brakel ausgiebig (4). Er stellte in den Archiven von Belarus fest, dass erst für die Zeit nach 1943 ausführliche und regelmäßige Berichte der Partisanen über ihre Aktionen und Versorgungslage an die Zentrale in Moskau existierten. Das ist wohl als Merkmal der zunehmenden Organisation der Partisanen-Bewegung im Verlauf des Jahres 1943 zu interpretieren. Weiterlesen in globalbridge.ch
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