Auschwitz passierte einfach so Annette Hauschild

Auschwitz passierte einfach so

Zwei Jahrestage, nur eine Feier: Bundestagsgedenken zur Befreiung des KZ Auschwitz. Hungertote in Leningrad unwichtig?

Auschwitz passierte einfach so


Jason M Ramos, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Zwei Jahrestage, nur eine Feier: Bundestagsgedenken zur Befreiung des KZ Auschwitz. Hungertote in Leningrad unwichtig? 80. Jahrestag der Geiselermordung in Rom durch die Wehrmacht.

Am 24. März jährte sich zum 80. Mal ein Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Rom. Die Wehrmacht ließ 335 Männer und Jungen als Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom erschießen, als Racheaktion für einen Partisanenangriff. An den Gedenkfeierlichkeiten nahm auch die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth teil. Sie sprach von einem schrecklichen Verbrechen und darüber, dass das Versprechen von Auschwitz, „Nie wieder!“, erfüllt werden müsse.

Solche Worte hörte man bei am 82. Gedenktag zur Beendigung der Hungerblockade von Leningrad in Deutschland seltsamerweise nicht.

Wer am 31. Januar dieses Jahres der Rede der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in der Gedenkstunde des Bundestages zum 79. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Soldaten gut zugehört hat, musste den Eindruck erhalten, Auschwitz sei durch Geisterhand erschaffen, betrieben und auch wieder ohne menschliches Zutun aufgelöst worden.

Was war noch gleich Auschwitz?

Man kann sich wundern, wessen Bas alles als Opfer des Terrors und des Vernichtungswillens der Nationalsozialisten gedachte, wen sie nannte und vor allem: wen nicht. Und warum sie die deutschen Nationalsozialisten nicht als Täter erwähnte und die Rote Armee nicht als Befreier des KZ.

Ist das pure Vergesslichkeit des Redenschreibers oder ein Zeichen dafür, dass die Rolle der Sowjetunion, und alles, was irgendwie positiv mit Russland in Verbindung gebracht werden kann, allmählich aus dem öffentlichen Bewusstsein in Deutschland herausgedrängt wird?

Elegant umschiffte Bas’ Rede die Tatsache, dass es die Rote Armee war, die das Vernichtungslager Auschwitz und auch die anderen Konzentrationslager, die sich im von den Deutschen besetzten Polen befanden, befreite.

Vielleicht setzte sie auch voraus, dass in Deutschland doch jeder wisse, dass die deutschen Nazis die Konzentrationslager errichteten, um alle Juden zu ermorden. Das ist allerdings nicht länger Allgemeinwissen in Deutschland. Viele Jugendliche und Erwachsene wissen es nicht, wie schon vor sieben Jahren, 2017, eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts FORSA im Auftrag der Körber-Stiftung herausfand. Der SPIEGEL titelte damals: Auschwitz: Vier von zehn Schülern wissen nicht, wofür es steht. Ein damals schon erschreckendes Ergebnis, das heutzutage trotz verstärkter Aufklärungsarbeit wahrscheinlich nur wenig besser ausfallen würde. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg zum Beispiel hat jahrelang große Wissenslücken bei Jugendlichen und Erwachsenen zum Thema Nationalsozialismus festgestellt: Wissen über Auschwitz. Weiterlesen bei overton-magazin.de

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