Der Nazi-Opa als Vorbild Von Hans-Dieter Rieveler

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Der Nazi-Opa als Vorbild

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Der Ex-Bundeswehroffizier und  AfD-Abgeordnete Rüdiger Lucassen (2021) ist Verteidigungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion und deren Obmann im Verteidigungsausschuss. Zur Kriegstüchtigkeit: “Wenn ich also „kriegstüchtige“ Streitkräfte möchte, muß ich mir doch die Frage stellen, wie ich Soldaten dazu bringe, ihr Leben an einer bomben- und granatenverseuchten Frontlinie zu riskieren.” Bild: Sunitsch/CC BY-SA-4.0

Die Umdeutung der Geschichte ist für die AfD nicht nur Selbstzweck. Auch die „Kriegstüchtigkeit“ der Bundeswehr soll damit gestärkt werden.

 

Der Großvater der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel, Hans Weidel, war ein engagierter Nationalsozialist, SS-Mitglied und Militärrichter. Das berichtete die „Welt am Sonntag“ nach intensiven Archiv-Recherchen in ihrer jüngsten Ausgabe. Wie alle rund 3000 NS-Militärrichter, die zusammen rund 50.000 Todesurteile verhängten, kam auch Hans Weidel nach dem Krieg straflos davon.

Alice Weidel ließ der „Welt“ ausrichten, von der Rolle ihres Großvaters in der NS-Zeit nichts gewusst zu haben. „Aufgrund familiärer Dissonanzen“ habe es keinen Kontakt mit ihm gegeben. Allerdings soll die designierte AfD-Kanzlerkandidatin im privaten Umfeld schon 2011 „das große Unrecht beklagt haben, das ihrer Familie widerfahren sei“, wie die Zeitung unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Zeitzeugin berichtet. Auch sich selbst als Nachgeborene habe sie als Opfer dargestellt. „In eine solche Opfererzählung passt ein Opa in SS-Uniform nicht“, merkte die „Welt“ an, vergaß aber auch nicht zu erwähnen, dass kein Enkel für die Taten seines Großvaters büßen müsse, „auch Alice Weidel nicht“, die sechs Jahre alt war, als ihr Nazi-Opa 1985 starb.

Auch wer schweigt, sagt damit etwas

Das hält AfD-Anhänger jedoch nicht davon ab, auf X Weidel, ihre Partei und sich selbst als Opfer der „Lügenpresse“ zu inszenieren. Unter den Hashtags „Vorfahren“ und „Großvater“ wehren sie sich gegen einen Vorwurf, den niemand erhoben hatte: Alice Weidel sei für die Taten ihres Großvaters verantwortlich. Für die Nazi-Vorfahren von Grünen- und SPD-Politikern interessierten sich die Medien dagegen nicht, reden sich die AfD-Fans in ihrer Bubble gegenseitig ein. Niemand mache Robert Habeck dafür verantwortlich, dass sein Urgroßvater Walter Granzow SS-Brigadeführer war und zum inneren Führungszirkel des NS-Regimes gehörte. Und dass dessen Sohn Kurt Granzow, Habecks Großvater, Obersturmführer der SA war. Fleißig geteilt werden auch Fotocollagen mit angeblichen Nazi-Vorfahren von Olaf Scholz, Christian Lindner oder Karl Lauterbach. Weiterlesen bei overton.de

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