»Die Araber müssen Platz machen« Von Knut Mellenthin

Nahostkonflikt: „Die Araber müssen Platz machen“

Transferpläne. Der Zionismus und das Problem der ansässigen Bevölkerung in Palästina * Foto: gemeinfrei

Aus: Ausgabe vom 02.04.2024, Seite 12 / Thema
Nahostkonflikt

»Die Araber müssen Platz machen«

Von Knut Mellenthin

Transferpläne. Der Zionismus und das Problem der ansässigen Bevölkerung in Palästina
 
Palästinenser fliehen aus Galiläa in den Libanon, Oktober/November 1948

 

Knut Mellenthin schrieb an dieser Stelle zuletzt am 16. Februar über die Asylpolitik der alten Bundesrepublik.

In Israel ist zur Zeit wieder einmal viel vom »Transfer«, der Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Gazastreifen und zumindest tendenziell auch aus dem seit 1967 besetzten Westjordanland, die Rede. Einer Umfrage zufolge, über die die Jerusalem Post am 15. Januar berichtete, würden 74 Prozent der jüdischen Israelis eine »freiwillige Emigration« der Bewohner des Gazastreifens unterstützen. Welche Freiwilligkeit bei Menschen vorausgesetzt werden kann, denen das Leben absolut unerträglich gemacht wird, bleibt offen.

 

Der Traum, die palästinensisch-arabische Bevölkerung auf diese Weise loszuwerden, ist kein Produkt des 7. Oktober 2023 und auch keine Erfindung der gegenwärtigen Koalitionsregierung, die die rechteste seit der Staatsgründung im Mai 1948 ist. Dieser Traum ist so alt wie der Zionismus selbst.

»Zartheit und Behutsamkeit«

Über den theoretischen und organisatorischen Begründer des Zionismus, Theodor Herzl (1860–1904), hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, ihm habe ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden und Arabern in einem gemeinsamen Staat »vorgeschwebt«. In Wirklichkeit hat er sich zu diesem praktischen Aspekt seiner Idee, der rückblickend von zentraler Bedeutung war und ist, fast gar nicht geäußert.

Das einzige regelmäßig bemühte Zitat lautet: »Bei der Landnahme bringen wir dem Aufnahmestaate gleich Wohlfahrt zu. Den Privatbesitz der angewiesenen Ländereien müssen wir sachte expropriieren. Die arme Bevölkerung trachten wir unbemerkt über die Grenze zu schaffen, indem wir ihr in den Durchzugsländern Arbeit verschaffen, aber in unserem eigenen Lande jederlei Arbeit verweigern. Die besitzende Bevölkerung wird zu uns übergehen. Das Expropriationswerk muss ebenso wie die Fortschaffung der Armen, mit Zartheit und Behutsamkeit erfolgen.« Weiterlesen bei jungewelt.de

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