Die von westlichen Medien verschwiegene Provokation um die al-Aqsa-Moschee
Dass der Krieg in Israel und Palästina eine Vorgeschichte hat, über die westliche Medien gerne hinwegsehen, ist nicht neu. Dabei geht es um die Unterdrückung der Palästinenser in den letzten Jahrzehnten und die fortgesetzte Ablehnung der Umsetzung der UNO-Resolution, die seit Jahrzehnten die Umsetzung der Zwei-Staaten-Lösung fordert.
Krieg in Palästina
Die von westlichen Medien verschwiegene Provokation um die al-Aqsa-Moschee
von Thomas Röper
von Anti-Spiegel
21. Oktober 2023
Dass der Krieg in Israel und Palästina eine Vorgeschichte hat, über die westliche Medien gerne hinwegsehen, ist nicht neu. Dabei geht es um die Unterdrückung der Palästinenser in den letzten Jahrzehnten und die fortgesetzte Ablehnung der Umsetzung der UNO-Resolution, die seit Jahrzehnten die Umsetzung der Zwei-Staaten-Lösung fordert. Vor dem Hintergrund des aktuellen Krieges berichten die westlichen Medien darüber praktisch gar nicht.
Westliche Medien und Politiker wiederholen stattdessen die Parolen, die Hamas habe unprovoziert einen bestialischen Terrorangriff auf Israel gestartet und Israel habe das Recht, sich zu verteidigen. Dass der Angriff der Hamas bestialisch war, ist unbestritten und auch dass Israel das Recht hat, sich zu verteidigen, ist richtig. Die Frage ist allerdings, ob man von „Verteidigung“ sprechen kann, wenn Israel den Gazastreifen fast willkürlich bombardiert und die Zahl der toten Zivilisten auf Seiten der Palästinenser inzwischen weit höher ist als die Zahl der Toten Israelis. Dabei geht es nicht darum, die Zahl der Toten aufzurechnen, es geht nur um die Frage, ob man es als „Verteidigung“ bezeichnen kann, wenn Israel systematisch Zivilisten und zivile Ziele im Gazastreifen bombardiert und eine totale Blockade über den Gazastreifen verhängt.
Außerdem kann nicht die Rede davon sein, dass die Hamas gänzlich unprovoziert und überraschend zugeschlagen hat.
Provokationen bei der al-Aqsa-Moschee
Die al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt gilt nach der Kaaba in Mekka und der Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina als drittwichtigste Moschee des Islams. Israel betrachtet Jerusalem als seine Hauptstadt, was international jedoch nicht anerkannt, sondern sehr umstritten ist, weil die Stadt für alle Weltreligionen zu den heiligsten Städten gehört. Vor allem, dass Moslems in Jerusalem immer wieder an der Ausübung ihre Glaubens gehindert werden, stößt in der islamischen Welt auf Kritik und Protest.
Das passierte auch 2023 immer wieder, hat im Westen aber kaum Schlagzeilen gemacht. So hat die israelische Polizei die al-Aqsa-Moschee im April 2023 mitten im muslimischen Fastenmonat Ramadan gestürmt, was im Westen kaum Beachtung fand, in muslimischen Ländern hingegen sehr wohl. In einem der wenigen ausführlichen Berichte, die es in deutschen Medien gab, konnte man erfahren:
„Der palästinensischer Augenzeuge Abdel Karim Ikraiem sagte, die mit Schlagstöcken, Tränengasgranaten und Rauchbomben bewaffneten Polizisten seien „gewaltsam“ in die Moschee eingedrungen und hätten betende „Frauen und Männer geschlagen“. Ein in den Onlinenetzwerken verbreitetes Video zeigt, wie Polizisten mit Knüppeln auf Menschen am Boden der Moschee einschlagen.
Der Palästinensische Rote Halbmond teilte mit, er habe nach den Zusammenstößen 37 Verletzte behandelt, einige von ihnen nach ihrer Entlassung aus dem Polizeigewahrsam.“
Als Grund für den Polizeieinsatz gab Israel an:
„Die israelische Polizei hatte am Morgen mitgeteilt, sie sei inmitten des muslimischen Fastenmonats Ramadan und kurz vor Beginn des jüdischen Pessachfests in die Moschee eingedrungen, um „Unruhestifter“ zu vertreiben, die „Feuerwerkskörper, Stöcke und Steine“ in das Gotteshaus gebracht hätten. Die Eindringlinge hätten sich nach dem Abendgebet am Dienstag in der Moschee verbarrikadiert und „zu Hass und Gewalt aufstachelnde Parolen“ gerufen.“
In der muslimischen Welt gab es deswegen Proteste:
„Jordanien, das die Moschee verwaltet, verurteilte ihre „Erstürmung“ und forderte die israelische Polizei auf, sich „sofort“ von dem Gelände zurückzuziehen. Auch die Arabische Liga, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und die Türkei verurteilten den Polizeieinsatz. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, Israel habe damit eine „rote Linie“ überschritten.“
Der Verdacht, dass Israel die Provokationen bei der Moschee provoziert hat, drängt sich auf, denn anstatt die Lage zu deeskalieren, schützte die israelische Polizei in der Folge radikale orthodoxe Juden, die auf das Geländer der Moschee vordrangen. Am 1. Oktober sind tausende israelische Siedler auf das Gelände der Moschee vorgedrungen. Am 4. Oktober stürmten Dutzende israelischer Siedler das Gelände der drittheiligsten Stätte des Islam, während die israelische Polizei junge Palästinenser am Betreten der Moschee hinderte.
Der provozierte Krieg?
Diese von der israelischen Polizei gedeckten Provokationen an der al-Aqsa-Moschee haben nur wenige Tage vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel stattgefunden. Sie waren sicher nicht der Auslöser des Terrorangriffs, denn der wurde von längerer Hand vorbereitet, aber die Ereignisse zeigen, dass Israel keineswegs auf Deeskalation, sondern auf Provokationen gesetzt hat.
Vor einer Woche habe ich ausführlich dargelegt, warum es für mich so aussieht, als hätten Israel und die USA von den Angriffsplänen der Hamas gewusst und den Angriff bewusst zugelassen. Dass deren Geheimdienste von den Vorbereitungen nichts mitbekommen haben, ist mehr als unrealistisch, zumal andere Geheimdienste davon wussten und den israelischen Geheimdienst auch gewarnt hatten. Außerdem ist es mehr als unrealistisch, dass alle militärischen Sicherheitsmaßnahmen versagt haben und man fragt sich, warum die Hamas-Terroristen stundenlang fast ungehindert in Israel wüten konnten, bevor eine militärische Reaktion erfolgte.
Sowohl Netanjahu, der wegen seiner „Justizreform“ unter großem innenpolitischem Druck stand, als auch die USA, die mit dem Krieg von der Niederlage in der Ukraine ablenken können, haben von dem Krieg profitiert, auch wenn das natürlich zynisch klingt, aber Geopolitik ist per Definition zynisch.
Zufall oder nicht, aber dass Israel die Palästinenser im Vorfeld des Krieges bei der al-Aqsa-Moschee provoziert hat, anstatt auf Deeskalation zu setzen, fügt sich dabei in das Bild, dass der Terrorangriff der Hamas bewusst zugelassen und vielleicht sogar provoziert wurde, ein.
Scott Ritter nannte in seinem langen Interview in
„The Dive with Jackson Hinkle” Netanjahu „einen notorischen Lügner vom ersten Tag seiner ersten Regierungszeit an“. Seine kompromisslose Politik eines Großisrael können weiterer Beleg für Thomas‘ begründete Vermutungen sein. Damit hätte der israel. Langzeitpremier das, laut Staatspräsident Herzog, „für Juden schlimmste Ereignis seit dem Holocaust“ für seine Politik und um persönlicher Strafverfolgung zu entgehen in Kauf genommen. Mir wird schlecht dabei.