Finstere Eintracht Von Susann Witt-Stahl

Joachim Gauck: Finstere Eintracht

„Freedom and Democracy“-Prediger Joachim Gauck frönt dem Antikommunismus des Kalten Krieges – zur Freude der US-Rechten * Foto: Rosa Reich

Aus: Ausgabe vom 25.01.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Joachim Gauck

Finstere Eintracht

»Freedom and Democracy«-Prediger Joachim Gauck frönt dem Antikommunismus des Kalten Krieges – zur Freude der US-Rechten
Von Susann Witt-Stahl
 
Gedenktafel für »Opfer des Kommunismus« im VOC-Museum in Washington, D.C.

 

Hintergrund: Victims of ­Communism

1993 wurde dem «marxistischen Sozialismus» der Kampf angesagt und die «Victims of Communism Memorial Foundation» (VOC) – gemäß dem Friendship Act zur Ordnung der Beziehungen zwischen den USA und den ehemaligen Sowjetrepubliken – mit einer wichtigen Aufgabe betraut: «Aufklärung der Amerikaner» über «die tödlichste Ideologie der Geschichte». Zu den VOC-Gründern gehörten Lee Edwards, ein bis heute für die Stiftung tätiger Historiker der Heritage Foundation und ehemals leitender Redakteur des mit der Moon-Sekte verbundenen TheWorld&I-Magazins, sowie Zbigniew Brzezinski, später Architekt der NATO-Osterweiterung. Hauptinitiator war der Banderist und Diplomat Lev Dobriansky, langjähriger Vorsitzender des «National Captive Nations Committee» (NCNC), das 1960 unter Präsident Dwight D. Eisenhower geschaffen worden war.

Der Altbundespräsident ist gegenwärtig wieder auf Handelsreisen in Herzensangelegenheiten. Die »Zeitenwende« müsse endlich »massiv umgesetzt« werden, klagte Joachim Gauck kürzlich in einem Phoenix-Talk ein. Er ist unzufrieden, seit er dieses »Zögern bemerkte beim Liefern der Panzerwaffe«. Jetzt muss der »TAURUS« her, der Marschflugkörper mit Russlandreichweite, und noch viel mehr: »Alles, was uns zur Verfügung steht«, hatte er im Spiegel kurz nach dem Jahreswechsel gefordert. »Ohne Wenn und Aber.«

 

Als ideell größter Feldherr aller »Wenden« in der Bundesrepublik wünscht er sich, dass die führende Wirtschaftsmacht auch militärisch das Kommando in Europa übernimmt. Krieg ist Krieg: Wo »Doppelwumms« ist, muss es auch »Doppelbumsti« geben. Deutschland habe »Nachrüstungsbedarf« – gegen einen Putin, der »uns schrecken« will, und mit »risikobehafteten Vorhaben und Taten« auffällt, findet Gauck und verweist auf die gute alte Zeit des Kalten Krieges: »Wir brauchen eine zweite Auflage von Entschlossenheit.«

Gaucks Bellizismus ist der Verkaufsschlager in einem Gemischtwarenangebot von Aufregerthemen, darunter auch Migrations- und Flüchtlingspolitik, mit dem er stets ans gesunde sozialdarwinistische Volksempfinden appelliert und eine geschlossene rechte Weltanschauung mit dem Antikommunismus als Kernideologie vermarktet. Letzterem frönt er mit einer Obsession, die ihn sogar seinerzeit als Bundespräsidenten nicht davor zurückschrecken ließ, die Gunst der Gedenkstunde zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs zu nutzten, um in seiner Rede im ehemaligen Stalag 326 Senne – einem Ort, an dem zigtausend Rotarmisten zu Tode geschunden worden waren – mit der Sowjetunion abzurechnen.Weiterlesen in jungewelt.de

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