Nawalnys Gesundheit und russische Wahlen von von Thomas Röper von Anti-Spiegel

Nawalnys Gesundheit und russische Wahlen

Nun wurde Nawalnys Tod gemeldet und natürlich wird der Westen wieder die russische Regierung und natürlich Putin persönlich beschuldigen, Nawalny umgebracht zu haben. Aber es gilt – sogar noch stärker – das gleiche, wie schon bei der angeblichen Vergiftung im Jahr 2020: Die russische Regierung hat nichts davon, ihre Gegner aber schon.

Kommentar zum Tod von Nawalny

Nawalnys Gesundheit und russische Wahlen

Alexej Nawalny, der vom Westen zum „wichtigsten Putin-Gegner“ aufgebaute russische Nationalist, ist im Gefängnis gestorben. Westliche Medien werden das für einen neuen Frontalangriff auf Russland nutzen, aber welches Interesse sollte Russland an seinem Tod haben?
 

von von Thomas Röper

Um es vorweg zu sagen: Der Tod eines jeden Menschen ist ein Tragödie und Kommentatoren, die sich aufgrund des Todes von Nawalny hier zu hämischen Kommentaren berufen fühlen, werden gesperrt!

Ich will hier keinen Nachruf auf Alexej Nawalny schreiben, das wäre sicher unangemessen. Ich werde auch seinen Tod nicht kommentieren, dazu wird es demnächst offizielle Meldungen geben. Die westlichen Medien werden das Thema natürlich aufnehmen und eine neue Kampagne gegen Russland starten, in der sie die russische Regierung und Putin persönlich beschuldigen werden, Nawalny ermordet zu haben.

Damit wären wir beim Thema, denn es stellt sich die Frage, ob die russische Regierung überhaupt irgendein Interesse an Nawalnys Tod haben könnte. Und die Antwort ist nein, denn Nawalny wurde zwar von den westlichen Medien zum „Super-Oppositionellen“ gegen Putin aufgebaut, aber in Russland hat er schon in Freiheit kaum eine Rolle gespielt. Und nachdem seine Bewährungsstrafe wegen frühere Straftaten und wiederholter Verstöße gegen die Bewährungsauflagen in eine Haftstrafe umgewandelt wurde, ist es ohnehin ruhig um ihn geworden und er hat in Russland keine Rolle mehr gespielt.

Für die russische Regierung hat Nawalny keine Rolle mehr gespielt, weshalb sein Tod dort eher bedauert werden dürfte, denn er wird nun der Vorwand für eine weitere westliche Medienkampagne sein, um Russland zu diskreditieren.

Nowitschok und die russischen Wahlen 2020

Der Westen entfesselt vor praktisch jeder Wahl in Russland anti-russische Medienkampagnen. Und Nawalny hatte gleich zwei Mal kurz vor Wahlen in Russland Pech.

Am 20. August 2020 wurde Nawalny, so die Legende des Westens, mit Nowitschok vergiftet. Beweise dafür wurden zwar nie vorgelegt und die Geschichte enthält sehr viele Widersprüche, aber die westlichen Medien stellen das als erwiesene Tatsache dar. Die angebliche Vergiftung Nawalnys und seine medizinische Behandlung in Deutschland beherrschten damals monatelang die Medien und beschuldigt wurde die russische Regierung.

In Russland gibt es einmal im Jahr den Nationalen Wahltag, an dem alle Wahlen von Kommunal- bis Parlamentswahlen (außer Präsidentschaftswahlen) an einem Tag abgehalten werden. Dieser Nationale Wahltag ist immer Anfang September, im Jahr 2020 war es der 13. September. Würde die westliche Version von der Vergiftung Nawalnys durch die russische Regierung stimmen, wäre die russische Regierung ziemlich blöd, weil sie etwa drei Wochen vor der Wahl selbst einen Grund geschaffen hätte, die Stimmung vor der Wahl zu ihrem eigenen Schaden zu vergiften und sich eine internationale Medienkampagne einzubrocken, die die radikale Opposition an die Wahlurnen treiben könnte.

Ich will hier nicht spekulieren, was damals mit Nawalny wirklich passiert ist, aber eines ist klar: Profitiert hat von der angeblichen Vergiftung sicher nicht die russische Regierung, wohl aber deren Gegner.

Und wieder kurz vor der Wahl

Nun wurde Nawalnys Tod gemeldet und natürlich wird der Westen wieder die russische Regierung und natürlich Putin persönlich beschuldigen, Nawalny umgebracht zu haben. Aber es gilt – sogar noch stärker – das gleiche, wie schon bei der angeblichen Vergiftung im Jahr 2020: Die russische Regierung hat nichts davon, ihre Gegner aber schon.

Nawalny spielt in Russland heute keine Rolle mehr und stellt noch weniger eine Gefahr für die russische Regierung dar als 2020. Aber der Medienhype aus dem Westen dürfte gigantisch werden.

Und wie es der Zufall will, finden in genau einem Monat die russischen Präsidentschaftswahlen statt. Wieder, wie schon 2020, passiert Nawalny unmittelbar vor einer Wahl in Russland etwas und wieder soll es die russische Regierung gewesen sein, die so blöd ist, unmittelbar vor einer Wahl ein Thema zu präsentieren, dass der Westen gegen sie einsetzen kann?

Russische Gefängnisse

Leider ist es in Russland eine bekannte Tatsache, dass man in russische Gefängnisse für ein wenig Geld problemlos fast alles einschmuggeln kann. Ich habe mit Leuten gesprochen, die in Russland im Gefängnis waren. Die haben mir erzählt, dass, wer das nötige Kleingeld hat, dort ein Mobiltelefon, Internet und so ziemlich alles hat, was das Herz begehrt, aber eigentlich verboten ist. Es gibt in Russland nun einmal immer noch ein Problem mit Korruption, auch wenn die russische Regierung die Korruption nach Kräften bekämpft. Das hat dazu geführt, dass die „Preise“ gestiegen sind, aber die Korruption selbst ist leider noch lange nicht besiegt.

Ich weiß von einer informierten Quelle, dass in dem Gefängnis, in dem Nawalny eingesessen hat, offenbar danach gesucht wird, ob möglicherweise eine Substanz eingeschmuggelt wurde, mit der Nawalny vergiftet werden konnte. Für eine entsprechende Summe ist es nicht nur in Russland kein großes Problem, einen Häftling zu finden, der sich zu so etwas bereit erklären würde.

In Russland gibt es, das zeigen auch die Drohnenangriffe tief im russischen Hinterland, bei denen die Drohnen offensichtlich von russischem Gebiet gestartet werden, viele beispielsweise pro-ukrainische Kräfte, die bereit sind, Russland zu schaden und Terroranschläge zu begehen. Die Morde, die ukrainische Geheimdienste in Russland begangen haben und mit denen sie sich brüsten, zeigen das anschaulich. Außerdem ist es kein Geheimnis, dass auch die CIA an den Mordprogrammen der ukrainischen Geheimdienste in Russland beteiligt ist, das haben sogar US-Medien offen berichtet.

Wer dem Westen vertraut, lebt gefährlich

Der US-geführte Westen benutzt seine Helfer und lässt sie bei Bedarf auch fallen, wenn sie nicht mehr nützlich sind. Berühmte Beispiele dafür gibt es reichlich. Saddam Hussein war ein Verbündeter der USA, die den Irak in den 80er Jahren beim Krieg gegen den Iran unterstützt haben. Nach dem Krieg hat Hussein bei der US-Botschafterin in Bagdad gefragt, ob er sich die Verluste, die der erfolglose Krieg sein Land gekostet hat, in Kuweit „erstatten“ lassen kann. Seiner Idee, zur Kompensierung seiner Kriegskosten Kuweit zu besetzen, hat sie nicht widersprochen, der Rest ist Geschichte: Saddam wurde zum „neuen Hitler“ aufgebaut, von US-Soldaten festgenommen und schlussendlich hingerichtet.

Ein weiteres Beispiel ist Michail Saakaschwili, der in einem vom Westen unterstützten Putsch zum georgischen Präsidenten wurde und sogar einen Krieg gegen Russland losgetreten hat, weil er sich auf amerikanische Zusicherungen verlassen hat, der Westen würde ihn dabei unterstützen, abtrünnige Gebiete gewaltsam zurückzuholen. Der Rest ist Geschichte: Saakaschwili stand stand alleine gegen Russland und sitzt heúte, von westlichen Medien und Politikern vergessen, in einem georgischen Gefängnis.

Diese Liste ließe sich fortsetzen. Man sieht, dass der Westen gerne Leute aufbaut, die ihm nützlich sind, sie aber auch problemlos wieder fallen lässt, wenn sie keinen „Wert“ mehr haben.

Ich unterstelle nicht, dass Nawalny ermordet wurde, oder von wem. Ich stelle nur die Tatsache fest, dass die Geschichte viele Fragen aufwirft, vor allem, die Tatsache, dass, wenn ihm etwas zugestoßen ist, das immer maximal einen Monat vor russischen Wahlen passiert ist und von westlichen Medien dankbar ausgeschlachtet wurde.

Hinzu kommt, dass Nawalny im Gefängnis seinen „Wert“ für den Westen verloren hat, denn in Russland ist er weitgehend in Vergessenheit geraten und spielt keine Rolle mehr. Seine Organisation sitzt in London und ihr Einfluss auf die öffentliche Meinung in Russland geht heute gegen Null. So zynisch es klingen mag, aber tot ist Nawalny für den Westen heute mehr wert als lebendig, während es aus Sicht der russischen Regierung anders herum ist.

Die Kampagne beginnt

Ob Nawalny eine natürlichen Todes gestorben ist, werden wir sehen, aber die westlichen Medien werden den russischen Erklärungen keinen Glauben schenken und behaupten, Nawalny sei im Auftrag der russischen Regierung ermordet worden. Ob Zufall oder nicht, aber sein Todeszeitpunkt vor den anstehenden russischen Präsidentschaftswahlen spielt dem Westen in die Hände.

Und schon jetzt, nur wenige Stunden nach der Bekanntwerden seines Todes, beginnt dieses „Spiel“. Der Spiegel hat einen Liveticker online geschaltet, in dem die Kampagne bereits begonnen hat. Merkel erklärte, Nawalny sei ein „Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands“, die deutsche Kriegslobbyistin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verkündet, Nawalnys Tod sei „gerade jetzt kein Zufall“ (das sehe ich auch so, allerdings meint sie das natürlich anders), Bundeskanzler Scholz hat erklärt, Nawalny habe seinen Mut „mit dem Leben bezahlt“ und so weiter. Das waren nur die Meldungen der ersten 30 Minuten des Livetickers, es dürfte also noch weitaus mehr kommen.

Es bleibt die Frage, ob all diese westlichen Politiker und Journalisten auch so bestürzt reagieren werden, wenn eines Tages – was Gott verhüten möge – der Tod von Julian Assange in britischer oder US-amerikanischer Haft gemeldet wird.

Mir, das meine ich ehrlich, tut Nawalny leid. Er hat sich vom Westen instrumentalisieren und mit Millionen bezahlen lassen, aber dafür hat er mit seinem Leben bezahlt.

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