Palästina und der Verrat der Linken Von Susana Khalil – übersetzt und ergänzt von Andrea Duffour

Aktueller Online-Flyer vom 23. Januar 2024  

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Globales
Ein Plädoyer für den Respekt gegenüber anderen Völkern
Palästina und der Verrat der Linken
Von Susana Khalil – übersetzt und ergänzt von Andrea Duffour

„Die Hamas ist Teil der politischen Vielfalt des palästinensischen Volkes. Die Hamas ist eine palästinensische Widerstandsbewegung, die eine religiöse Linie vertritt und den bewaffneten Kampf gegen den Kolonialismus befürwortet. Laut der Statuten der Hamas ist es absolut verboten, bewaffnete Operationen außerhalb Palästinas durchzuführen. im Gegensatz zu säkularen palästinensischen politischen Gruppen, die Terroranschläge außerhalb Palästinas, wie in Europa, verübt haben. Diese religiös motivierte politische Gruppe betrachtet es als Sünde, als ‚Akt des Terrors‘, Angriffe außerhalb des nationalen Territoriums, das sie zu befreien versucht, durchzuführen.“ Zu dieser Einschätzung kommt Susana Khalil. Im Gegensatz zur Solidarität kommunistischer oder blockfreier Länder, wie z.B. in Kuba, gibt es in Europa eine unwürdige, käufliche Linke, die Palästina verraten hat. Susana Khalil beschreibt mit ihren starken Worten, was sie ihr vorwirft.


cuba-si.ch

Die Hamas betritt palästinensisches Gebiet, indem sie Militäraktionen gegen illegale Siedler durchführt. Gerade diese Episode der palästinensischen Kausa sollte für revolutionäre Überlegungen und nicht für die intellektuelle Bequemlichkeit des Status quo genutzt werden.

Zu diesem Zeitpunkt (angesichts der Ausrottung des palästinensischen semitischen Volkes) zu sagen, dass die Hamas eine „terroristische Gruppe“ sei, ist eine naive, um nicht zu sagen ignorante Aussage, und wenn jemand aus der Linken das sagt, ist das eine unreife und demagogische Haltung, die auf eine kriminelle Position hinausläuft, eine Position, die dem imperialen und kolonialen Faschismus zu gute kommt.

An dieser Stelle zu sagen, dass die Hamas eine „terroristische Gruppe“ sei, und zu sagen, dass ihre militärischen Operationen nicht gerechtfertigt seien, dass das, was sie getan hat, bedauerlich sei, dass man keine Gewalt anwenden solle, dass Gewalt keine Lösung sei…. Derartiges zu sagen, bedeutet, nicht nur die schmerzhafte Realität des palästinensischen Volkes zu ignorieren, sondern auch seine Überlebenssituation als Volk, und es impliziert, dass die imperial-faschistische Bedrohung, die sich durch die Geschichte der heutigen Welt zieht, ignoriert wird.

Allgemein gibt es eine Menge intellektueller Demagogie, und die Linke ist davon nicht verschont. Es ist sehr bequem, die Hamas zu verurteilen, aber wir kennen diese komplexe Angst, die es uns nicht immer erlaubt, vollkommen ehrlich zu sein.

Wir müssen respektvoller sein und dürfen anderen Völkern nicht aufzwingen oder vorschreiben, wie sie zu kämpfen haben.

Die palästinensische Causa war auf dem Weg zum Schlachthof, wir waren bei ihrer Totenmesse dabei. Und das seit Oslo, wo die Friedensabkommen mit Füßen getreten wurden… Die Normalisierung und einige arabische Erdölmonarchien bekennen sich offen für den israelischen Kolonialismus und kehren ihren palästinensischen Schwestern und Brüdern den Rücken zu. Darüber hinaus leidet das semitische Volk der Palästinenserinnen und Palästinenser bitter unter dem entwürdigenden Verrat ihrer eigenen Behörde. Auch der pazifische Aktivismus wird kritisiert.

[Die Hamas dringt mit militärischen Aktionen gegen illegale Siedler in ihr palästinensisches Gebiet ein]. Es ist also gerade diese Episode der palästinensischen Angelegenheit, die für revolutionäre Überlegungen und nicht für die intellektuelle Bequemlichkeit eines Status quo genutzt werden sollte.

Der Status quo bedeutet die Hinrichtung auf der Guillotine. Es ist ein elender und unwürdiger Tod. Wenn das semitische palästinensische Volk aufgibt, wird es auf sein Aussterben eingeschränkt. Wenn sich das semitische palästinensische Volk wehrt, kann es ausgelöscht werden. Es muss jedoch klar bleiben, dass es besser ist, im Kampf zu verschwinden, als mit einem Kniefall vor trügerischen humanistischen Reden auszusterben.

Das palästinensische Volk vergießt sein Blut nicht nur für die Befreiung seines eigenen Volkes, sondern auch zum Schutz der gesamten Menschheit, indem es sich der mächtigsten faschistischen Bewegung unserer Zeit, dem Zionismus, widersetzt. Deshalb ist die palästinensische Causa so schwierig, deshalb gibt es so viel Feigheit, die als Strategie getarnt ist und einfach nur einen friedlichen Pseudokampf erzwingen möchte.

Man hat uns die Idee verkauft, dass es sich um eine schwierige Situation handle, weil sie komplex, jahrtausendealt und religiös sei… Nein, all das ist eine entfremdende Lüge. Es ist eine schwierige Situation, weil es sich um ein autochthones Volk handelt, das sich mit dem mächtigsten Faschismus unserer Zeit auseinandersetzt: dem Zionismus. Es ist ein Kampf, der sich direkt gegen die imperiale Macht richtet.

Das Schwierige an der palästinensischen Sache ist unsere elegante Feigheit: eine ausgeklügelte und raffinierte Form der Zurückhaltung und der Angst, die mit der palästinensischen Frage verbundenen Themen anzusprechen.

Die Diskurse der Linken gehen an der Wurzel der palästinensischen Sache vorbei, auch wenn viele Palästinenserinnen und Araber im Allgemeinen diese ebenfalls ignorieren. Die Linke folgt dem westlichen Kolonialmodell; sie spricht von diesem lächerlichen Zwei-Staaten-Vorschlag (zwei Staaten ist eine koloniale Modalität). Sie erkennt das nicht als Kolonialregime – verurteilt und verflucht letzteres, hält aber gleichzeitig daran fest, dass „Israel“ das Recht habe, zu existieren. Keine Form von Kolonialismus hat das Recht zu existieren. Sie spricht vom „jüdischen Volk“, obwohl es sich in Wirklichkeit um Europäer handelt, die zur jüdischen Religion konvertiert sind und sich als „jüdisches, semitisches, hebräisches Volk“ verkleiden, um Palästina zu kolonisieren. Die Linke ist Teil dieses Zirkels, der den eurozentrischen zionistischen Faschismus organisch nicht beeinträchtigt.

Der bewaffnete Kampf

Es ist zwar richtig, dass der bewaffnete Kampf nicht ideal ist, aber es ist auch richtig, dass es unmoralisch ist, angesichts der vom eurozentrischen israelischen Kolonialismus verübten Massenvernichtung, nicht auf ihn zurückzugreifen.

Die Hamas ist Teil der politischen Vielfalt des palästinensischen Volkes. Die Hamas ist eine palästinensische Widerstandsbewegung, die eine religiöse Linie vertritt und den bewaffneten Kampf gegen den Kolonialismus befürwortet.

Laut der Statuten der Hamas ist es absolut verboten, bewaffnete Operationen außerhalb Palästinas durchzuführen. Diese religiös motivierte politische Gruppe betrachtet es als Sünde, als „Akt des Terrors“, Angriffe außerhalb des nationalen Territoriums, das sie zu befreien versucht, durchzuführen; im Gegensatz zu säkularen palästinensischen politischen Gruppen, die Terroranschläge außerhalb Palästinas, wie in Europa, verübt haben.

Auf der anderen Seite herrscht eine repressive Atmosphäre, die darauf abzielt, jeden Akt des bewaffneten Kampfes zu kastrieren und zu zerschlagen. Diese Unterdrückung wird unter anderem von faschistischen Herrschaftskräften durch die irreführende Instrumentalisierung menschlicher Werte betrieben, wie zum Beispiel: Nein zu Gewalt, Nein zum Krieg, Krieg ist keine Lösung. Etwa in der Art: Man kann nicht Demokratin oder Feministin sein und gleichzeitig einen bewaffneten Kampf unterstützen. Der Kampf muss friedlich sein, im Kampf der Ideen, in der Kraft des Dialogs, in der Dialektik einer Debatte.

Das bedeutet Nein zum bewaffneten Kampf, selbst wenn eine solches Nein zur Ausrottung des palästinensischen Volkes führt!

Der Fall des kolonialen Anachronismus „Israel“ würde den Verlust der amerikanischen imperialen Kontrolle über die gesamte Region der Levante, das allmähliche Verkümmern der imperialen Bestialität und den Triumph der Souveränität der arabisch-persisch-kurdischen Völker mit sich bringen. Dies wäre ein Beitrag zur Konsolidierung einer multipolareren Welt. Eine Welt, die Platz für eine demokratischere und gerechtere internationale Ordnungsvorstellung schafft.

Ich sage das ohne Tabu, ohne Angst: Ja, ich glaube an die Befreiung des indigenen, arabisch-semitischen, palästinensischen, levantinischen und kanaanäischen Volkes von Großsyrien. Ja, ich glaube an das Ende des eurozentrischen israelischen Kolonialismus. Von nun an würde die Bevölkerung, die den israelischen Kolonialnamen trägt, das palästinensische Ethnonym tragen. Ich bin gegen ihre Vertreibung, da dies moralisch einen Verstoß gegen die palästinensische Muttercausa darstellen würde.

Die historische und würdige Rolle der indigenen Völker angesichts der kolonialen Barbarei besteht darin, diese zu bekämpfen.

Wenn ein so lebenswichtiges Element wie der antiimperialistische, antifaschistische und antikoloniale Kampf im Bewusstsein der Linken nicht vorherrscht, glaube ich nicht, dass es sich um eine Linke handelt, die sich für menschliche Gerechtigkeit einsetzt.

Dass die opportunistische amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie die Angriffe der Hamas verurteilt, ist verständlich, aber wenn dies von linken Persönlichkeiten getan wird, macht sie das nicht nur zu Demagogen, Ignoranten und Empfindungslosen, sondern auch zu nützlichen Marionetten der Dekadenz und der imperialen Unmenschlichkeit.

Susana Khalil:

Freischaffende palästinensische Forscherin. Bachelor of Arts in Politikwissenschaften von der Universität Quebec, Kanada. Gründerin der Organisation Canaan in Venezuela. Produzentin und Moderatorin des Radioprogramms Palestine 11000 years of history.

Quelle: Al Mayadeen (Englisch) und (Spanisch) und (Französisch)

https://english.almayadeen.net/articles/opinion/palestine-and-the-harlot-left-wing

Online-Flyer Nr. 824  vom 10.01.2024

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