Russisches Fernsehen: Die NATO, nicht Kiew, beschießt Ziele in Russland Thomas Röper

Russisches Fernsehen: Die NATO, nicht Kiew, beschießt Ziele in Russland

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, schrieb auf ihrer Telegrammseite über das vom Westen inszenierte Spektakel: „Schon lange wird im westlichen Informationsbereich eine Diskussion darüber persifliert, ob die NATO einem Regime erlaubt, diese Waffen auf dem sogenannten „alten“ russischen Territorium einzusetzen oder nicht.

Krieg

Russisches Fernsehen: Die NATO, nicht Kiew, beschießt Ziele in Russland

Thomas Röper

Die Entscheidung von NATO-Staaten, Kiew Ziele in Russland mit aus dem Westen gelieferten Waffen zu beschießen, wird in Russland anders gesehen. Da Kiew diese Waffen nicht selbst bedienen kann, beschießen aus russischer Sicht NATO-Staaten russisches Gebiet
.

Die faktische Kriegserklärung einer Reihe westlicher Staaten, die Kiew erlaubt haben, Ziele in Russland mit von ihnen gelieferten Waffen zu beschießen, hat in Russland für Entsetzen gesorgt. Natürlich war das am Sonntag auch Thema im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens und ich habe den Beitrag dazu übersetzt, um zu zeigen, wie in Russland darüber berichtet wird.

Beginn der Übersetzung:

Russland macht sich keine Illusionen über westliche Raketenangriffe auf unser Territorium

Es geht in erster Linie um Raketensysteme der USA, ATACMS in den Modifikationen Block IA und QRU, Frankreichs, SCALP, und Großbritanniens, Storm Shadow. Diese Raketen haben eine größere Reichweite und sind in der Lage, Ziele in einer Entfernung von bis zu 300 Kilometern zu treffen.

Kiew wurde die Erlaubnis, Russland anzugreifen, von 13 Ländern erteilt, darunter: die Lieferanten von Langstreckenraketen Großbritannien und Frankreich sowie Kanada, Lettland, Litauen, Estland, Niederlande, Polen, Dänemark, Tschechien, Finnland und Schweden. Am Ende der Woche waren die USA und Deutschland auch nicht mehr gegen Angriffe auf Russland.

Allerdings ist das alles reine Heuchelei. ATACMS-, SCALP- und Storm Shadow-Langstreckenraketen fliegen seit langem ohne jegliche Genehmigung auf unsere Stellungen, auch auf russischem Gebiet. In der Nacht zum Donnerstag wurde entschieden, die Krimbrücke mit amerikanischen ATACMS-Raketen zu beschießen, was Verteidigungsminister Andrej Belousow seinen Kollegen der OVKS mitteilte: „Ich möchte berichten, dass vorgestern Nacht der massivste Angriff auf die Krimbrücke mit zehn ATACMS-Raketen mit einer Flugzeit von weniger als zwei Minuten erfolgte. Alle Raketen wurden abgeschossen. Dadurch konnten Hunderte von Menschenleben gerettet werden“, sagte der Verteidigungsminister.

Besonderer Zynismus liegt in der Tatsache, dass die Amerikaner und ihre Verbündeten sich selbst die Erlaubnis erteilen. Die Technik ist zu komplex, als dass man sie den Ukrainern anvertrauen könnte. Alles – die Auswahl des Ziels, die Formation und die Eingabe der Flugaufgabe, die Lenkung durch Satelliten, die Arbeit mit der komplexen Software – wird von NATO-Soldaten durchgeführt. Die ukrainischen Soldaten am Boden wissen möglicherweise nicht einmal, wo sie zuschlagen. Darüber sprach Wladimir Putin auf einer Pressekonferenz in Usbekistan.

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, schrieb auf ihrer Telegrammseite über das vom Westen inszenierte Spektakel: „Schon lange wird im westlichen Informationsbereich eine Diskussion darüber persifliert, ob die NATO einem Regime erlaubt, diese Waffen auf dem sogenannten „alten“ russischen Territorium einzusetzen oder nicht. Sie spielen mit Worten, erhöhen den Grad der Emotionalität und singen es immer wieder. Das ist eine ausgedachte Diskussion. Bei der kann man einfach nicht mitmachen. Washington, London und Paris müssen sich darüber im Klaren sein, dass Russland die Rolle der NATO bei der Durchführung dieser Angriffe sehr wohl versteht. Und es gibt keinen Grund für den Westen, diese lexikalischen Seifenblasen zu blasen, denn sie müssen der Ukraine dafür keine „Erlaubnis“ oder „Nicht-Erlaubnis“ geben. Das ist das Werk der NATO-Leute. Und sie werden dafür geradestehen müssen.“

Dasselbe gilt für die erwartete Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine. Die Piloten werden höchstwahrscheinlich keine Ukrainer sein, sondern westliche Rentner. Aber hier lenkt unser Außenminister die Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt, den nuklearen. „Wir müssen bedenken, dass die F-16-Kampfjets lange das wichtigste Transportmittel im Rahmen der sogenannten Nuklearen Teilhabe der NATO sind. Daher können wir die Lieferung dieser Systeme an das Kiewer Regime nur als eine bewusste Signalaktion der NATO im nuklearen Bereich betrachten. Sie versuchen, uns klarzumachen, dass die USA und die NATO in der Ukraine buchstäblich zu allem bereit sind“, sagte Sergej Lawrow.

Aber auch Russland ist bereit, alles zu tun, um sich zu verteidigen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ist sich sicher, dass Europa sich auf einen Krieg vorbereitet, und der wird schlimm enden. „In den Krieg zu ziehen, geschieht nicht über Nacht. Vielmehr besteht das aus drei Phasen: Diskussion, Vorbereitung und dann Zerstörung. Wir sind fertig mit der Diskussion. Was wir jetzt tun, was wir jetzt prognostizieren, ist bereits die Vorbereitung. Und das bedeutet, dass wir nur noch wenige Zentimeter von der wirklichen Zerstörung entfernt sind“, warnt der ungarische Ministerpräsident.

Unser Experte erklärt in seinem Beitrag weitere Details.

Die strategische US-Aufklärungsdrohne Global Hawk wird auf einen weiteren Flug vorbereitet. Der Auftrag ist derselbe: Näher an die russischen Grenzen im Schwarzen Meer heranzufliegen, detaillierte Aufklärung zu betreiben und Zielvorgaben für westliche Angriffssysteme zu liefern.

In den US-Medien herrscht fieberhafte Aufregung, denn die Ukraine kann die Russen nun auf ihrem Gebiet mit amerikanischen Waffen angreifen! Alles wird als Ergebnis einer großen Diskussion innerhalb der NATO dargestellt, obwohl die ukrainischen Streitkräfte in Wirklichkeit keine Rolle beim Einsatz westlicher Langstreckenwaffen spielten und spielen. Angriffe mit Raketen wie der amerikanischen ATACMS oder der französisch-britischen SCALP und Storm Shadow werden von den NATO-Mitgliedern selbst geplant und durchgeführt, wobei sie Satelliten einsetzen, über die Kiew gar nicht verfügt.

Der Militärexperte Jewgeni Buschinsky erklärt: „Nur die Amerikaner verfügen über Mittel zur Aufklärung aus dem Weltraum. Und auch die Flugplanung machen die Länder, die diese Waffen liefern. Fabei geht es um sensible Ausrüstung, Verschlüsselungssysteme, Datenentschlüsselung und Software, die sie nicht mit den Ukrainern teilen. Die Ukrainer haben nur die Aufgabe, den Knopf zu drücken und den Befehl „Start“ auszuführen. Der ganze Rest, die vorbereitenden und wichtigsten Arbeiten, einschließlich der Ausrichtung und Lenkung, machen nicht die Ukrainer, sie haben einfach nicht die Mittel dazu.“

Im September 2023 demonstrierte General Milley, Vorsitzender der US-Generalstabschefs, erstmals das geheime Zentrum des Pentagon, von dem aus das US-Militär die Lage in der Ukraine in Echtzeit überwacht und Anpassungen vornimmt. Eine detaillierte operative Situation mit der Lage der Kräfte in den Abschnitten Orechowa und Vremevaja während der sogenannten „Gegenoffensive“ der ukrainischen Streitkräfte wurde gezeigt.

Nun tut der Westen so, als ob die Ukrainer nun über zusätzliche Angriffsmöglichkeiten verfügen würden, obwohl die Washington Post vor einem Jahr in einem Artikel ausdrücklich darauf hingewiesen hat, dass die Schlüsselrolle beim Einsatz westlicher Langstreckenwaffen den USA zukommt: „Ukrainische Beamte sagten, dass sie für die überwiegende Mehrheit der Angriffe, bei denen fortschrittliche US-Raketensysteme zum Einsatz kommen, Koordinaten benötigen, die von den USA und ihren Verbündeten bereitgestellt werden, was zeigt, dass das Pentagon eine tiefere und aktivere Rolle in diesem Krieg spielt.“

Ein hochrangiger ukrainischer Beamter sagte, dass die ukrainischen Streitkräfte fast nie fortschrittliche Waffen einsetzen, wenn sie nicht spezifische Koordinaten vom US-Militär von europäischen Stützpunkten aus erhalten. Der hochrangige US-Beamte räumte unter der Bedingung der Anonymität die Schlüsselrolle der USA ein und sagte, dass die Unterstützung bei der Zielerfassung dazu beiträgt, die Genauigkeit zu gewährleisten und den Munitionsverbrauch zu maximieren.

Ein NATO-Mitglied nach dem anderen gibt also offiziell die Erlaubnis, Russland mit Langstreckenwaffen anzugreifen, und zwar nicht den Ukrainern, sondern sich selbst. Nur die Allianz verfügt über diese Fähigkeiten.

Am vergangenen Samstag hob eine Global-Hawk-Überwachungsdrohne Tausende von Kilometern von Russland entfernt in Sizilien ab, überquerte das Ionische Meer, dann den Luftraum von gleich zwei Ländern – erst Griechenland, dann Bulgarien – und flog dann ins Schwarze Meer und kreuzte in einer Entfernung von 80 bis 100 Kilometern vor der Küste der Krim.

Insgesamt schwebte die Global Hawk mehr als zehn Stunden lang in der Nähe der südlichen Grenzen Russlands. Wenn man bedenkt, dass jede Flugstunde etwa 20.000 Dollar kostet, kostet ein solcher Einsatz die USA unter Berücksichtigung von Start, Landung und Wartung mindestens eine halbe Million Dollar, und Global Hawks fliegen fast jeden Tag. Sind die von ihr gelieferten Daten für die NATO so wertvoll? Der Aufklärer gibt Aufschluss über die Reaktion von Luftabwehrsystemen, den Zustand von Stützpunkten, den Standort von Schiffen und Flugzeugen und dient als Artilleriebeobachter für westliche Waffen. Eine riesige Konstellation von US-Satelliten arbeitet an der gleichen Aufgabe.

Der Militärexperte Franz Klintsevitsch erklärt: „Große, teure Raketen werden natürlich nicht auf Google Maps oder auf öffentlich zugänglichen Koordinaten gestartet. Sie erfordern eine seriöse Satellitenaufklärung, und das ist genau das, was die NATO bietet. Das Wichtigste ist die Flugplanung. Die Rakete fliegt, man muss einen kompletten Flugalgorithmus erstellen, nur die NATO hat dreidimensionale Karten, die Ukraine wird da nicht rangelassen. Die Erstellung des Flugplans ist also ein sehr kompliziertes Element, das westliche Spezialisten erledigen können.“

Die Flugpläne werden entweder direkt auf den NATO-Stützpunkten in das System hochgeladen oder über Tablets übermittelt. Der Flugplan macht den Flugkörper tief fliegend und unauffindbar, sein Infrarot-Lenkkopf vergleicht das empfangene Bild der Geländekontur mit dem im Speicher geladenen Bild und wird so zum Ziel gelenkt. Auch eine Fernsteuerung des Flugkörpers ist möglich.

In der nächsten Phase gewinnt der Flugkörper an Höhe, so dass man ihm Befehle erteilen, seinen Flug steuern und das Ziel auch bei Dunkelheit mit Hilfe von Zwei-Wege-Kommunikation überwachen kann. Vor dem letzten Manöver wird die Bugverkleidung des Flugkörpers abgeworfen und eine hochauflösende Wärmebildkamera oder ein Infrarot-Zielsuchsystem aktiviert, um das Zielgebiet abzutasten. Der Flugkörper bestimmt das Ziel anhand der in ihm gespeicherten Daten. Wenn alles übereinstimmt, steuert er auf das Ziel zu und zerstört es.

Moskau ist sich der unmittelbaren Rolle der NATO im Falle von Angriffen westlicher Langstreckensysteme sehr wohl bewusst und versteht diese. Nach den Informationen, die der Presse zugespielt wurden, ist dies auch in Washington vollkommen klar. Die New York Times schreibt: „Bidens Entscheidung dürfte das erste Mal sein, dass ein amerikanischer Präsident eine begrenzte militärische Reaktion gegen Artillerie, Raketenbasen und Kommandozentren innerhalb der Grenzen eines nuklear bewaffneten Gegners genehmigt. Biden hat eindeutig eine rote Linie überschritten, die er selbst gezogen hat. Dies ist eine neue Realität, sagte ein hoher Beamter anonym, und vielleicht eine neue Ära im Konflikt in der Ukraine“, schreibt die New York Times.

Dabei wird klargestellt, dass Bidens Genehmigung für einen schmalen Grenzstreifen in der Nähe von Charkow gilt, aber das Angriffsgebiet kann auch erweitert werden, wie Außenminister Blinken nicht ausgeschlossen hat. Und Großbritannien hat, wie der NATO-Generalsekretär sagte, nie irgendwelche Beschränkungen für seine Raketen verhängt.

Die Fähigkeiten stellen also eine direkte Bedrohung dar. Lenkbomben wie die GLSDB können bis zu 50 Kilometer weit in russisches Gebiet hineinfliegen, HIMARS-Mehrfachraketenwerfer können aus 120 Kilometer Entfernung einschlagen. Amerikanische ATACMS und französisch-britische SCALP und Storm Shadow haben eine Reichweite von nicht weniger als 300 Kilometern und können von der ukrainischen Grenze aus problemlos Lipezk, Orel und Woronesch erreichen.

Nach der Karte und der Art des Beschusses zu urteilen, gab und gibt es auch vor dieser künstlichen Diskussion in der NATO keine Einschränkungen für Angriffe auf Russland. Am Tag zuvor schoss die russische Luftabwehr über der Region Belgorod Raketen ab, den Markierungen auf den Wrackteilen nach zu urteilen M142 HIMARS.

Und am 24. Januar wurde unser Il-76-Transportflugzeug mit ukrainischen Gefangenen von einem amerikanischen Patriot-System über russischem Gebiet abgeschossen. Der Westen tut so, als ob er von all dem nichts mitbekommt.

Klaus Bernecker, ein ehemaliger DDR-Offizier, erklärte: „Im Moment tut der Westen alles, um so zu tun, als ob er nicht in den Krieg verwickelt wäre. Der Westen leugnet diese Tatsache kategorisch. Das ist Demagogie, denn der Westen ist bereits in den Krieg involviert. Der Westen liefert Ausrüstung, stellt Daten für die Zielerfassung zur Verfügung. Der Westen ist der erste, der Zugang zu diesen Daten erhält, nicht die Ukraine, der Westen legt diese Koordinaten für Angriffe auf Russland fest. Das heißt, der Westen ist längst an diesem Krieg beteiligt.“

Moskau macht sich in dieser Hinsicht keine Illusionen. Letzte Woche begannen Übungen der nicht-strategischen Atomstreitkräfte. In der ersten Stufe in Russland. In der zweiten Stufe wird sich Weißrussland anschließen. In den Anweisungen Wladimir Putins an das Verteidigungsministerium heißt es ausdrücklich, dass dies eine Antwort auf die Bedrohung durch den Westen ist. Und es liegt auf der Hand, dass die Reaktion an die sich verändernde Art der Bedrohungen angepasst wird.

Ende der Übersetzung

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