Alle Jahre wieder Von Evelyn Hecht-Galinski

Weihnachten 2018  und Weihnachten 2023. Alle Jahre wieder. Evelyn Hecht-Galinski

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Alle Jahre wieder Von Evelyn Hecht-Galinski

Kommentar vom Hochblauen

 

 

Alle Jahre wieder

Von Evelyn Hecht-Galinski

19. Dezember 2018

 

Wenn große Teile der Bevölkerung die Geburt von Jesus feiern, wiederholt sich ein ähnliches, trauriges Schicksal. Im Geburtsland von Jesus werden die Drangsalierungen und Menschenrechtsverbrechen gegen Palästinenser, egal ob muslimisch oder christlich, immer grausamer. Gerade diese Feierlichkeiten nutzt das zionistische Unterdrückungssystem für immer neue verbrecherische und mörderische Aktionen. Im Schatten der angeblich so friedlichen Adventszeit sind wir zeugen einer Gewaltwelle, die auch vor dem Mord an Kindern und Behinderten nicht zurückschreckt. Seit die US-Regierung unter Führung von US-Präsident Trump und Schattenaußenminister „Jared-Koscher Kushner-Nostra-Außenminister“ an der Macht ist, sind alle Schleusen geöffnet worden, um ungehemmt ihre „Amerika and Jewish First“-Politik durchzusetzen. Wen wundert es da eigentlich noch, dass jüdische Bürger, die sich nicht von dieser Politik distanzieren, immer unbeliebter werden? Und das ist eben kein Antisemitismus! Ein Staat, der sich „Jüdischer Staat“ nennt und nur 73 Jahre nach Ende des II. Weltkrieges und Auschwitz-Befreiung, dem Nazi-Deutschland immer ähnlicher wird, darf nicht länger als „einzige“ Demokratie im Nahen Osten gefeiert werden.

 

Apartheidstaat missbraucht den Holocaust

 

Nein, dieser Apartheidstaat hat sich inzwischen meilenweit entfernt von allen demokratischen Gepflogenheiten und missbraucht den Holocaust und seine Opfer für eigene schreckliche Zwecke. Alles wird verlangt und gerechtfertigt mit der Einmaligkeit des schrecklichen Völkermords an 6 Millionen Juden. Dieser ist durch nichts zu vertuschen oder zu leugnen und wird uns immer in Erinnerung als eines der schrecklichsten Verbrechen in der Weltgeschichte bleiben. Und ja, ich sage es bewusst, als EINES der schrecklichsten. Aber was ist denn mit den vielen anderen Opfern von Gewaltherrschaft davor und danach? Was erleben wir im Jemen und in Gaza, welche Schuld haben die Kolonialländer wie Großbritannien, Spanien, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Australien sowie die USA auf sich geladen? Auch Deutschland weigert sich bis heute, den Völkermord an den Herero anzuerkennen und Wiedergutmachungszahlungen zu leisten. Seitenlang und detailliert wäre diese Aufzählung weiter zu führen. Aber fällt es nicht auf, dass es nur eine Lobbygruppe verstanden hat, ihren Alleinvertretungsanspruch als Opfergruppe zu behaupten?

 

Dieses „Licht unter den Nationen“, wie sich der „Jüdische Staat“ gern selbst nennt, ist ein dunkles und grausames Beispiel dafür, wie man Verbrechen mit blumigen Namen kaschiert. Immer wieder fällt mir eine Reise als Jugendliche nach Israel ein, wo mir dieser Staat schon damals in seiner menschenverachtenden Arroganz auffiel. Wie man sich propagandistisch damit brüstete für „blühende Landschaften“, die Juden auf „arabischen Wüstenboden“ errichtet hätten. Und kein Wort darüber, dass dieser Boden, geraubt von den palästinensischen Ureinwohnern stammte und dass diese etwa 750.000 vertriebenen oder ermordeten Palästinenser diesen Boden mit ihren Händen bearbeitet und ihre Häuser darauf gebaut hatten. Wenn die jüdischen Besatzer sich immer rühmen, Wälder in diesen Gebieten gepflanzt zu haben, dann ist das eine verbrecherische Grünwaschung von Landraub, Besatzung und Vertreibung, um die palästinensischen Wurzeln auszumerzen. Die zionistischen Besatzerregime verstanden es nur allzu gut, besonders deutsche Politiker und Parteien dafür zu gewinnen, diese „Totenwälder“ zu unterstützen. So haben sich der ehemalige deutsche SPD-Außenminister und heutige Bundespräsident Steinmeier und kürzlich der Vorsitzende der Linke- Bundestags-Fraktion Dietmar Bartsch als „zionistischer Gärtner“ betätigt, und die Wälder deutscher Bundesländer unterstreichen diese Politik auch noch. Während man inzwischen Weihnachtsbäume im Jüdischen Staat“ als gefährliches „anti-jüdisches Symbol“ verunglimpft und hier bei uns in Deutschland Wälder sterben, wird die zionistische Aufforstung zum Blühen gebracht.

 

Ziel des Netanjahu-Regimes: Judaisierung Palästinas bis zur Endlösung

 

Verzweifelte Palästinenser versuchen ihr legales – vom Völkerrecht verbrieftes – Rückkehrrecht in ihre Heimat durchzusetzen, um der verzweifelten Lage zu entfliehen, und werden rücksichtslos abgeknallt. Das Netanjahu-Regime hat, wie viele andere Regierungen schon davor, es meisterlich verstanden, sich als bedrohtes Land und nur auf Sicherheit bedacht darzustellen. Im Schatten dieser „Sicherheitslügen“ können sie, dank der heuchlerischen Staatengemeinschaft, die Judaisierung Palästinas bis zur Endlösung weiterführen.

 

Bedenklich allerdings sollte uns alle stimmen, dass sich immer mehr jüdische Bürger in der Diaspora anwerben lassen (Sayanim!) um die wissenschaftlich begleiteten Propagandalügen und Diffamierungskampagnen aktiv mitzugestalten. Wie viele dreistellige Millionenbeträge wurden für diese Hasbara (Propaganda) bereitgestellt? Gerade in Zeiten, wo die BDS-Bewegung immer stärker wird und immer prominenteren Zulauf findet, wird diese Propaganda verstärkt. Ich kenne keine andere politische Lobby wie die Israel-Lobby, die es so meisterhaft versteht, ihre frühere Opferrolle so eklatant zu missbrauchen.

 

So wie jeder Politiker, der den „Jüdischen Staat“ egal wie oft besucht, wird nach Yad Vashem geschickt, um seinen Pflichtbesuch in der Holocaust-Gedenkstätte zu absolvieren. Danach muss er „geläutert“ alles gutheißen, was die Gastgeber des rassistischen Apartheid-Staates, ihm vorsetzen. Da macht es dann auch keinen Unterschied, ob es rechtsextreme und rassistische Gäste sind, die zu Besuch kommen. Vom philippinischen Diktator Duterte bis zu Netanjahu-Freund Victor Orban waren schon viele gern gesehene Gäste bei Freund Netanjahu. Alle drei verbindet ihr unverhohlener Islamhass. Werden es demnächst der neue rechtsextreme brasilianische Präsident Bolsonario sein oder der italienische rechtsradikale Ministerpräsident Savini, der bei seinem Besuch die Hisbollah schon mal als Terrororganisation bezeichnete und sich mit dem ehemaligen rechtsextremen Trump-Einflüsterer Steve Bannon traf, um an einer neuen „Rechten-Bewegung“ zu arbeiten. Sie alle gehören zu dieser Art von „terroristischen Politikern“, die genau die Politik fördert, die der zionistischen Politik des „Jüdischen Staates“ folgt, die zuerst die Gewalt und den Hass schürt, die dann zu Widerstand führt. Sie alle sind willkommen bei den jüdischen Freunden und fügen sich so gut in das faschistisch-zionistische System ein. Es fehlt nur noch, dass Yad Vashem einen „Koscher“-Ausweis für diese Rassisten ausstellt, der sie koscher macht und in ihrer Politik bestätigt.

 

Es gibt kein Rückkehrrecht für Juden auf geraubtes Land!

 

Während Politikern, die den „Jüdischen Staat“ für seine Verbrechen kritisieren, ebenso wie ausländische Boykottaktivisten und -Unterstützern die Einreise verweigert wird, freut man sich über jeden rechten Politiker-Besuch. Während es Palästinensern verwehrt wird, einzureisen, werden Juden aus der ganzen Welt zu ihrer „Rückkehr in ihr Gelobtes Land“ ermuntert und zur Alliah ermuntert. Die Alliah ist sprachlich „Aufstieg“, aber in Wirklichkeit ist es ein Abstieg, nach der Einwanderung. Wie ist es trotzdem möglich, dass sich dieser unglaubliche Zustand seit über 70 Jahren verfestigt und inzwischen fast als Normalität hingenommen wird. Es gibt kein Rückkehrrecht für Juden auf geraubtes Land!

 

Der „Jüdische Staat“ hat es geschafft, dass fast die Gesamtheit seiner jüdischen Bürger noch stolz auf diesen Unterdrücker-Staat ist und sich solidarisiert mit diesen Besatzungsverbrechen. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Dieser Staat maßt sich zu Unrecht an, für ALLE Juden weltweit zu sprechen!

 

Jesus war der erste verfolgte Jude, der von Glaubensbrüdern denunziert als Feind betrachtet wurde. Welche Parallelen ergeben sich zu heute? Kritische Juden, die sich offen gegen die Menschen- und Völkerrechtsverbrechen, die illegale Besatzung und gegen den Apartheid-Rassismus aussprechen, werden von Juden und Israel-Unterstützern als antisemitisch ausgegrenzt, und das nur 73 Jahre nach der Auschwitzbefreiung. Das verstößt gegen das Grundgesetz und die Menschenrechte. Gegen diese besonders perfide Art von Antisemitismus sollte die Staatsräson greifen und sie unter Strafe stellen.

 

Es muss Schluss sein damit, dass die demokratischen, sich dem Völkerrecht und der Freiheit auch für Palästinenser verpflichteten Juden diffamiert werden, während Juden, die sich mit den schon Jahrzehnte andauernden israelischen Verbrechen solidarisieren, hofiert werden! Jesus wäre bestimmt führend bei der BDS-Bewegung und mit Sicherheit mit den Palästinensern solidarisch. Gerade er und seine Familie kannten das Gefühl, Vertriebene und Migranten zu sein. Das vergessen die sich „christlich“ nennenden Politiker, die sich immer mit dem „Jüdischen Staat“ solidarisieren. Haben wir es nicht wieder mit einer schrecklichen Selektion zu tun? Wir können uns dagegen wehren, indem wir standhaft weiter auf die Einhaltung der Menschenrechte bestehen, die auf klaren Fakten basieren, im Gegensatz zu den zionistischen Propaganda-Lügen.

 

Elend in Gaza erinnert an Konzentrationslager und Ghettos

 

Wie kann ein Judenstaat, der sich immer wieder auf den Holocaust als Rechtfertigung bezieht, um seine Verbrechen zu legalisieren, seit Jahrzehnten ein anderes Volk enteignen, von seinem Grund und Boden vertreiben, in einem Konzentrationslager halten, ohne dabei Skrupel zu fühlen? Wie kann man so vielen Menschen alles vorenthalten, ohne Rechte und Freiheit. Kinder und Jugendliche lassen sich lieber als Widerständler erschießen, um der Hoffnungslosigkeit zu entrinnen oder in Selbstmord zu enden. Sie nehmen deutsches(!!) Tramadol, um sich in eine Traumwelt zu versetzen und der schrecklichen Wirklichkeit zu entfliehen. Das Elend der Menschen in Gaza ist so unbeschreiblich, dass es gerade Juden an Konzentrationslager und Ghettos erinnern sollte. Hätte es während der Nazizeit mehr Widerstand, mehr Mut und Aufrichtigkeit gegeben, dann wäre uns viel erspart geblieben.

 

Nein, es sind eben nicht die Palästinenser, die den Terror ausüben, sondern es sind die jüdischen Staatsterroristen und ihre willigen Helfer. Gerade die Deutschen sollten sich besinnen und aufstehen und sich wehren gegen diesen Philosemitismus, der den Antisemitismus abgelöst hat. Wie kann man der systematischen Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte widerspruchslos zusehen und legitimieren? Mit dem Holocaust, der Juden einen Freibrief ausstellt für erlittenes Unrecht? Diese Verbrechen sind mit nichts zu rechtfertigen. Gerade die Schwemme der neuen Antisemitismusbeauftragten sollte sich einmal mit diesem Thema, dem Philosemitismus und dem Islamhass, beschäftigen.

 

Alle Jahre wieder feiert die christliche Welt die Geburt Jesu, eines Juden, der ein Revolutionär war und mutig für seine Ideen einstand, und der es wagte, den jüdischen Hohepriestern zu widersprechen, wofür er schließlich mit seinem Leben bezahlte. Auch hier waren es nicht-jüdische Helfer, die das Todesurteil ausführten. Am dritten Adventssonntag haben deutsche Pfadfinder das „Friedenslicht“ aus Bethlehem nach München gebracht, während eines ökumenischen Gottesdienstes im Liebfrauendom und unter zahlreicher Teilnahme katholischer und evangelischer Pfarreien. Unter dem Motto „Frieden braucht Vielfalt – für eine tolerante Gesellschaft“ wurde ein Spektakel veranstaltet, das an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten ist.

 

Gegen das düstere Licht der Unterdrückung das leuchtende Vorbild im Kampf für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit!

 

Das „Friedenslicht“ aus dem illegal besetzten Bethlehem hat nichts mit Frieden zu tun, sondern ist ein düsteres Licht der Unterdrückung. Gerade die evangelische Kirche hat Menschen ausgegrenzt, die sich gegen die Besatzung Palästinas und für deren Bevölkerung einsetzen. Die verlogene Botschaft von der angeblichen Toleranz grenzt an Gehirnwäsche an den jungen christlichen Menschen guten Willens. Der Landesbischof in Bayern, Heinrich (mir graut vor dir!) Bedford-Strohm und sein unerträglich aufgesetztes Grinsen , dazu die „Ministranten“ Reinhard Kardinal Marx und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis, sie alle sind entsetzlich taub gegenüber dem Aufschrei der christlichen Palästinenser an ihre Glaubensgeschwister – alles niedergelegt im Kairos-Palästina-Dokument aus dem Jahre 2009(!), das als Ziel „die Beendigung der Besetzung Palästinas durch Israel“ hat. Dieser „Schrei der Hoffnung, wo keine Hoffnung ist“, stößt auf die tauben Ohren dieser kirchlichen Schein“heiligen“, denn sie kuschen lieber vor der Besatzungsmacht und deren willigen Helfern. Sie hatten nicht einmal den Mut, einen palästinensischen christlichen Vertreter einzuladen. Warum wohl? Weil dieser ganz sicher nicht sprachlos zugeschaut hätte und zuhause viel über die Verzagtheit der deutschen Kirchenoberen zu berichten gehabt hätte.

 

Jesus als Mensch, jenseits christlicher oder religiöser Bezüge, sollte uns allen, die wir voller Empathie den „Schrei der Hoffnung“ hören und die wir uns für ein Ende der jahrzehntelangen Besatzung Palästinas einsetzen, ein leuchtendes Vorbild sein im Kampf für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit, alle Jahre wieder.

 

Ich wünsche allen Lesern besinnliche und nachdenkliche Weihnachtstage.

 

 

In der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) veröffentlicht in Ausgabe 687 vom 19.12.2018 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25488

 

 

Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom „Hochblauen“, dem 1165 m hohen „Hausberg“ im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (https://www.sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch „Das elfte Gebot: Israel darf alles“ heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten „Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik“ ausgezeichnet.

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