Die Ambitionen der USA und die schwierigen Beziehungen zwischen Japan und Südkorea von Thomas Röper von Anti-Spiegel

Die Ambitionen der USA und die schwierigen Beziehungen zwischen Japan und Südkorea

Die Niederlage des militaristischen Japans im Zweiten Weltkrieg befreite Korea von der Fremdherrschaft, versöhnte es aber nicht mit seiner ehemaligen Kolonialmacht. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Südkorea (das am 15. August 1948 gegründet wurde) und Japan wurden erst 20 Jahre später, 1965, aufgenommen. Schon damals rief der Gedanke an eine Normalisierung der Beziehungen zu Tokio starke Widerstände hervor.

Asien

Die Ambitionen der USA und die schwierigen Beziehungen zwischen Japan und Südkorea

von Thomas Röper

Die USA versuchen derzeit, im indo-pazifischen Raum Bündnisse gegen China zu schmieden. Besonders schwierig ist es dabei, Japan und Südkorea zu „Freunden“ zu machen.

Die Bemühungen der USA, im Fernen Osten eine Art NATO gegen China zu schmieden, laufen seit Jahrzehnten. Über die Probleme, die die USA dabei hatten, habe ich kürzlich berichtet. Derzeit unternehmen die USA einen neuen Versuch, ein erster Schritt war die Gründung des Militärbündnisses AUKUS bestehend aus den USA, Großbritannien und Australien. Vieles deutet darauf hin, dass die USA auch die NATO mit AUKUS verbinden wollen.

Ein ewiges Problem sind jedoch Japan und Südkorea, die sich beide als Verbündete der USA sehen, untereinander aber traditionell Spinne Feind sind, was historische Gründe hat. Der Südkorea-Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS hat eine interessante Analyse der Probleme und der Versuche der USA, sie zu lösen, geschrieben, die ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Die Beziehungen zwischen Seoul und Tokio: Kann man historische Wunden vergessen?

Igor Iwanow, Chef des TASS-Büros Südkorea, über die Annäherung zwischen Südkorea und Japan vor dem Hintergrund der historischen Probleme und der Politik der USA

Am 15. August feiern beide Länder der koreanischen Halbinsel die Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft. An diesem Tag im Jahr 1945 wandte sich der japanische Kaiser Hirohito per Funk an seine Untertanen und erklärte, dass sein Land nicht mehr weiterkämpfen könne und zur Kapitulation bereit sei.

Die Niederlage des militaristischen Japans im Zweiten Weltkrieg befreite Korea von der Fremdherrschaft, versöhnte es aber nicht mit seiner ehemaligen Kolonialmacht. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Südkorea (das am 15. August 1948 gegründet wurde) und Japan wurden erst 20 Jahre später, 1965, aufgenommen. Schon damals rief der Gedanke an eine Normalisierung der Beziehungen zu Tokio starke Widerstände hervor. In Nordkorea gibt es noch immer keine japanische Botschaft (und umgekehrt). Das sagt meines Erachtens viel über die Tiefe der historischen Wunden aus, die dem koreanischen Volk durch den japanischen Kolonialismus zugefügt wurden.

Ich muss noch etwas klarstellen: Der Zweite Weltkrieg dauerte bis Anfang September. Die Kämpfer der Roten Armee waren an der Befreiung des nördlichen Teils der koreanischen Halbinsel beteiligt, während die Amerikaner erst nach dem Ende des Konflikts – am 8. September – in den Süden kamen.

Doch die Zeit vergeht und die Bedingungen ändern sich. Am Dienstag bezeichnete der koreanische Präsident Yoon Suk-yeol Japan in einer Rede anlässlich der Feierlichkeiten als Sicherheitspartner und bezeichnete Nordkorea als eine Bedrohung. Außerdem sagte er, dass die Stationierung der „rückwärtigen Stützpunkte“ des UN-Kommandos in Japan als Abschreckung gegen „eine neue nordkoreanische Invasion in Südkorea“ diene. (Während des Koreakriegs 1950 wurde das von den USA geführte Gemeinsame Multinationale Streitkräftekommando eingerichtet, das in Korea unter der Flagge der UNO kämpfte; Es hatte sein Hauptquartier 65 Kilometer südlich von Seoul und sieben „rückwärtige Stützpunkte“ in Japan; zu den Aufgaben des UN-Kommandos gehört die Überwachung des Waffenstillstands zwischen Nord und Süd). So wie Deutschland und die Länder der Anti-Hitler-Koalition im Europa der Nachkriegszeit im selben Block waren, ist Yoon Suk-yeol offenbar der Ansicht, dass die gegenwärtige Situation angesichts der Fortschritte der Atom- und Raketenprogramme Pjöngjangs (und der wachsenden Macht Chinas) eine Annäherung an Tokio erfordert. Ein sehr günstiger Umstand für die USA und ihre derzeitige Politik in Ostasien.

Frühlingserwärmung

Seit seinem Amtsantritt im Mai 2022 zeigt sich Yoon Suk-yeol bereit, sich Tokio anzunähern, um das „gemeinsame Problem“, das das Nuklearraketenprogramm Nordkoreas darstellt, zu lösen. Aber praktische Ergebnisse (und zwar ziemlich bedeutende) wurdeen genau in diesem Frühjahr wurden sichtbar.

Im März legte der koreanische Außenminister Park Jin einen Plan zur Lösung des Streits um die Entschädigung der Opfer von Zwangsarbeit während der japanischen Kolonialherrschaft vor, indem er einen Fonds einrichtete, in den südkoreanische und japanische Unternehmen einzahlen können. Die Beteiligung der letzteren wurde als wünschenswert, aber nicht als obligatorisch bezeichnet. Von den südkoreanischen Unternehmen, die von der Normalisierung der Beziehungen zu Tokio seit 1965 wirtschaftlich profitiert hatten, wurde erwartet, dass sie sich aktiv an der Finanzierung beteiligen.

Im selben Monat reiste Yoon Suk-yeol zu seinem ersten Besuch seit 12 Jahren nach Tokio. Die japanische Regierung gab ihre Entscheidung bekannt, die Ausfuhrbeschränkungen für drei Arten von Materialien aufzuheben, die für die südkoreanische Halbleiterindustrie wichtig sind – fluorierte Polyimide, Fluorwasserstoff und Fotolacke. Seoul hingegen hat seine Beschwerde bei der WTO gegen diese Beschränkungen zurückgezogen. Der Grund für die Verhängung dieser Beschränkungen im Jahr 2019 war ein südkoreanisches Gerichtsurteil in einem Fall zur Entschädigung von Opfern von Zwangsarbeit.

Im April nahm Südkorea sein Nachbarland wieder in die Liste der privilegierten Partner auf, im Juli machte Japan einen ähnlichen Schritt. So konnte Yoon Suk-yeol in etwa einem Jahr fast alle Ergebnisse der Entscheidungen der vorherigen Regierung in den bilateralen Beziehungen zurückdrehen.

Seiten der Geschichte

Die Entscheidung der Regierung Yoon Suk-yeol, den Fonds einzurichten, wurde von vielen Südkoreanern als Zugeständnis an diejenigen gesehen, die nicht bereit sind, die „Gräueltaten ihrer Vorgänger“ vollständig anzuerkennen.

Die Kritiker erinnerten an historische Ereignisse wie die Eingliederung in das japanische Kaiserreich im Jahr 1910, die Assimilierungspolitik einschließlich Namensänderungen und die Unterdrückung der koreanischen Sprache im Bildungs- und Pressebereich. Die Rekrutierung in die kaiserliche Armee, die Verschleppung nach Japan zur Zwangsarbeit und die Zwangsrekrutierung koreanischer Frauen in japanische Militärbordelle (das Problem der „Trostfrauen“). Man kann sogar noch weiter gehen und an den Imjin-Krieg Ende des 16. Jahrhunderts erinnern, als der koreanische Nationalheld Admiral Yi Sun-sin die „Samurai“ besiegte.

Die Japaner selbst gießen Öl ins Feuer der ungesühnten Wunden: Einige Vertreter der Regierung besuchen den Yasukuni-Schrein, der als Symbol des japanischen Militarismus gilt, und versuchen, „scharfe Kanten“ in den Geschichtsbüchern zu glätten. Sie geben ihre Ansprüche auf die Dokdo-Inseln nicht auf, deren Bedeutung für den durchschnittlichen Südkoreaner vielleicht nur mit der Krim für die Russen verglichen werden kann.

Der äußere Feind

Angesichts einer derartigen Belastung durch die Vergangenheit scheint es, dass nur eine bedeutende äußere Bedrohung die Koreaner von der Notwendigkeit einer Annäherung an Japan in so sensiblen Bereichen wie Sicherheit und Streitkräfte überzeugen kann. Für Seoul ist diese Bedrohung Nordkorea. Yoon Suk-yeol würde sich wahrscheinlich damit zufrieden geben, die Zusammenarbeit mit den USA zu verstärken, ohne Japan einzubeziehen (ich denke, es würde ausreichen, die Wirtschaftsbeziehungen zu Japan zu normalisieren). Aber hier kommen die Interessen Washingtons ins Spiel, das versucht, in Ostasien eine Koalition gegen China zu bilden.

Eine der Richtungen dieses Kurses ist die Institutionalisierung der trilateralen Zusammenarbeit zwischen Südkorea, den USA und Japan auf dem Gebiet der Sicherheit. So wird das Gipfeltreffen in Camp David am 18. August das erste Treffen dieser Art sein, das nicht am Rande anderer Ereignisse stattfindet. Die Annäherung zwischen den beiden wichtigsten Verbündeten der USA in der Region steht auch in vollem Einklang mit den Bestrebungen der USA, China einzudämmen. Aufgrund der Spannungen zwischen Südkorea und Japan ist ein asiatisches Pendant zur NATO meines Erachtens jedoch noch in weiter Ferne.

Im Moment bleibt keine Seite ohne „Dividende“: Yoon Suk-yeol erhielt Besuch von einem amerikanischen Atom-U-Boot mit Nuklearwaffen in einem südkoreanischen Hafen, und den USA ist es offenbar gelungen, die Zustimmung zur Einhaltung ihrer technologischen Sanktionen gegen China zu erreichen. Auch Japan gewinnt: Südkoreanischen Medien zufolge kann es sich beispielsweise die Unterstützung der USA und Südkoreas für seine Pläne zur Ausleitung von Wasser aus dem Kernkraftwerk Fukushima-1 sichern, was der Entscheidung zusätzliche Legitimität verleihen würde.

Die langfristigen Folgen einer Einschränkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China scheinen für Seoul und Tokio nicht rosig zu sein, auch wenn die Amerikaner diesen Trend mit den neuen und daher weniger harten Begriffen decoupling (Trennung) und freindshoring (Verlagerung eines Teils der Produktionskette in befreundete Länder) bezeichnen. In den Artikeln über den „neuen Kalten Krieg“ in Asien wird darauf hingewiesen, dass der Block aus Südkorea, den USA und Japan gleich drei Staaten gegenübersteht: China, Nordkorea und Russland. In dieser Situation dürften die Meinungsverschiedenheiten und historischen Missstände zwischen Tokio und Seoul in den Hintergrund treten, wie es im Westeuropa der Nachkriegszeit der Fall war.

Der Kurs der trilateralen Annäherung hat eine solche Dynamik erreicht, dass einige Medien Schritte des „anderen Lagers“ zur Verbesserung der Beziehungen zu Japan oder zu Südkorea als Versuche ansehen, einen „Keil“ zwischen Seoul, Tokio und Washington zu treiben. So wurden beispielsweise Berichte über Kontakte zwischen Nordkorea und Japan in der Frage der entführten japanischen Staatsbürger als solche bezeichnet.

„Ungelöste“ oder „unlösbare“ Probleme

Die meisten Experten und Journalisten bezeichnen die historischen Probleme zwischen Südkorea und Japan als „ungelöst“. Das bedeutet nicht, dass es keine Versuche gegeben hat. Selbst das Abkommen von 1965 über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen (dessen Auslegung allerdings umstritten bleibt) wurde von japanischer Wirtschaftshilfe und Krediten begleitet. Dasselbe gilt für das Abkommen über die Trostfrauen von 2015 (das Fonds für die Opfer wurde auf Kosten Tokios eingerichtet, Japan erklärte das Problem für gelöst).

Auch die Beilegung des Zwangsarbeiterstreits fand eher auf zwischenstaatlicher als auf gesellschaftlicher Ebene statt. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Plans lehnten ihn fast 60 Prozent der Südkoreaner und einige der Kläger ab. Außerdem kann niemand garantieren, dass die nächste liberale Regierung die Regelungen von Yoon Suk-yeol nicht als fehlerhaft verwirft.

Ich würde diese historischen Fragen eher als „unlösbar“ bezeichnen, denn sie umfassen nicht nur die Erinnerung an Sexsklaven und Zwangsarbeit, Fragen der Interpretation ihrer Geschichte in Japan, sondern auch den Territorialstreit um die Dokdo-Inseln. Es ist schwer vorstellbar, dass eine der beiden Seiten die Souveränität über diese Inseln freiwillig aufgibt. Schließlich geht es bei diesen Kontroversen um eine so abstrakte Angelegenheit wie „Nationalstolz und Prestige“.

Es ist unwahrscheinlich, dass zusätzliche finanzielle Zahlungen den Schmerz der historischen Kränkungen vollständig beseitigen können, und Japan wird einer dauerhaften offiziellen Anerkennung vergangener Fehler nicht in einer für Seoul ausreichenden Form zustimmen. Daher besteht meiner Meinung nach die einzige praktische Lösung für diese Probleme (mit Ausnahme von Dokdo) darin, dass sie allmählich überflüssig werden und in die Kategorie der fernen Geschichte übergehen.

Ende der Übersetzung


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