Die Nürnberger Prozesse – Eine russische Perspektive auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit Von Felicitas Rabe

Die Nürnberger Prozesse – Eine russische Perspektive auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Der neue russische Spielfilm „Nürnberg“ wurde erstmals in Deutschland präsentiert. Der Film zeigt die russische Perspektive auf die Nürnberger Prozesse. Als eines der Hauptmotive wirkt die Frage nach dem Erhalt der Menschlichkeit unter schwierigsten Bedingungen.

Die Nürnberger Prozesse – Eine russische Perspektive auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Von Felicitas Rabe

 

Der neue russische Spielfilm „Nürnberg“ wurde erstmals in Deutschland präsentiert. Der Film zeigt die russische Perspektive auf die Nürnberger Prozesse. Als eines der Hauptmotive wirkt die Frage nach dem Erhalt der Menschlichkeit unter schwierigsten Bedingungen.
Quelle: www.globallookpress.com © www.imago-images.de

Am 20. November jährte sich der Beginn der Nürnberger Prozesse zum 78. Mal. Im Gedenken daran lud die Partei dieBasis zur ersten öffentlichen Aufführung des neuen russischen Spielfilms „Nürnberg“ in Deutschland ein, um damit einen Beitrag für Frieden, Völkerverständigung und Kulturaustausch zu leisten. Rund 150 interessierte Zuschauer folgten der Einladung in den Saal der Alten Post in Niederkassel bei Bonn.

In einer vorab ausgestrahlten Videobotschaft begrüßte der Bonner Generalkonsul der Russischen Föderation, Alexey Dronov, die Zuschauer. Er freue sich, dass dem deutschen Publikum ein Werk der russischen Filmkunst zugänglich gemacht werde.

„Den russischen und deutschen Freunden, die fest im Anti-Faschismus verankert sind“, sprach er seinen tiefen Dank aus. Außerdem dankte er allen, die sich für die Aufdeckung der Wahrheit einsetzten. Diese Menschen seien die echten Vertreter der Völkerverständigung. Anlässlich des Filmthemas verwies der russische Diplomat noch auf die Parallelen zwischen den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg und denen im aktuellen Kriegsgeschehen:

„Der historische Kontext zeigt auch Parallelen zur heutigen Zeit.“ 

Die erste russische Verfilmung der Nürnberger Prozesse kam im März dieses Jahres in die russischen Kinos. Der ehemalige stellvertretende russische Generalstaatsanwalt Alexander Swjaginzew schrieb sowohl den zugrunde liegenden Roman als auch das Drehbuch für den Film. Die Regie führte der in Russland bekannte Regisseur Nikolai Lebedew. Der Spielfilm wurde mit Unterstützung der Russischen Historischen Gesellschaft produziert und mit Schauspielern aus Russland, den USA, Frankreich, Belgien, Österreich und Deutschland international besetzt.

Eine kurze Beschreibung des Spielfilms

Mit dramatischen Bildern werden das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Monate danach im zerstörten Nürnberg wiedergegeben. Die Szenen wirken surreal, als Zuschauer fühlt man sich in ein unwirkliches und undurchschaubares Chaos hineingezogen. So könnten sich die Menschen auch damals gefühlt haben. Es geht alles durcheinander, die Sinne sind überfordert: Ist das die Wirklichkeit?

Vielleicht erinnert die aufkommende Verwirrtheit manchen Zuschauer auch an seine Erlebnisse und Gefühle in den vergangenen Corona-Jahren oder an die nur schwer zu verstehenden aktuellen Kriege. Der Film verschafft den Eindruck einer aus den Fugen geratenen Welt. Mit seinen Sinnen kann man die Bilder und die Wirklichkeit nicht so schnell begreifen, wie sie sich ereignen – man fühlt sich dem chaotischen Geschehen ausgeliefert.

Explizit soll mit dem Film eine russische Perspektive auf die Nürnberger Prozess beleuchtet werden: Dabei erfährt der deutsche Zuschauer auch von historischen Ereignissen, die hierzulande eher unbekannt sind. So gab es beispielsweise Sabotageakte während der Nürnberger Prozesse, wobei Zeugen und Material der Anklage unterschlagen wurden. Grundsätzlich festzustellen ist, dass die sowjetische Seite bei der Ausrichtung der Prozesse nicht gleichberechtigt mit den Engländern und den Amerikanern war. In dieser Position werden die Vertreter der Sowjetunion dennoch nicht als jammernde, untergebene Opfer porträtiert, sondern als Protagonisten für die Art von Menschen, die in jeglicher Rolle ihre Chancen erkennen und umsetzen.

In einem Hauptmotiv verbindet der Film die persönlichen Einzelschicksale von Menschen, die in einem Strom der Zeit durch die Ereignisse „geworfen werden“ und sich dazu verhalten müssen, mit der vielschichtigen Entwicklung des Weltgeschehens insgesamt. Der Protagonist ist ein russischer Soldat, der auf der Suche nach seinem Bruder in Nürnberg in die russische Aufklärungsabteilung gerät. Dabei verliebt er sich in eine ehemalige Zwangsarbeiterin.

Insgesamt beinhaltet der Film viel mehr Stoff, als die bloße Nacherzählung der Nürnberger Prozesse. So wirft der Film auch zeitlose Fragen auf: Was hat Vorrang? Die Ziele und Wünsche des einzelnen Menschen? Sollte man persönliche Ziele für höhere Werte und Ziele zurückstecken? Was macht in dem Sinne das geistige oder spirituelle „Mensch sein“ aus? Der Protagonist, der russische Soldat, vermittelt durch seine Haltung ein weiteres Thema dieses Films über Verbrechen gegen die Menschlichkeit:

Bei der Verfolgung aller Ziele bleibt es immer vorrangig, in jedem Moment auf sein Herz zu hören. Dafür sollte man auch das Risiko abwägen, sich Ungehorsam zu verhalten – aber nicht blind, sondern in voller Verantwortung für das eigene Handeln und die daraus resultierenden Folgen, einschließlich der Fehler. 

Als ginge es nicht nur darum, wer recht hat, sondern vor allem, dass man es in herausfordernden Zeiten schafft, ein Mensch zu bleiben. In vielen Details werden die symbolischen Ebenen und Botschaften des Kinowerks deutlich. Als der Soldat in der Form des Loches auf einer abgetragenen Jacke ein Herz erkennt, antwortet die Trägerin „Das Herz ist hohl“.

Mit seinen beeindruckenden Bildern und der Kameraführung ist der Film zudem ein Kunstwerk, das fast mehr mit der Symbolkraft der vielen durcheinander gewirbelten Ebenen als mit purer Darstellung der Prozesse wirkt. Dramatisch zugespitzt wird dies am Ende des Films: Während die Richter die Täter wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit vor Gericht bewerten, versucht der Protagonist gleichzeitig das Bewahren seiner Menschlichkeit auch unter grausamsten Bedingungen aufrechtzuerhalten. Geradezu schmerzhaft erlebt der Zuschauer das Chaos und die Verwirrung dieser Zeit nach, ohne sie wirklich verstehen zu können.

Ist in unserer Zeit ein neuer Nürnberger Prozess vonnöten?

Unter der Überschrift „Benötigen wir angesichts der Menschenrechtslage ein Nürnberg 2.0?“, befragte der Moderator Flavio von Witzleben im Anschluss an den Film die Podiumsgäste nach ihren ersten Eindrücken. Dem Kölner Strafverteidiger Dirk Sattelmaier war vor allem aufgefallen, dass die Sowjetunion schon in Nürnberg „extra Zeugen aufbieten musste“, um die Legende zu widerlegen, beim Angriff Deutschlands auf Russland habe es sich um einen „Präventivschlag“ gehandelt habe. Die Sowjetunion sollte bereits direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als neuer Feind aufgebaut werden.

Der Rechtsanwältin Ellèn Hölzer aus Niederkassel war eine andere Botschaft des Films besonders aufgefallen: „Auch in den schlimmsten Zeiten existiert die Liebe“ erklärte die aus der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan stammende Juristin. Während ihrer Kindheit in der Sowjetunion sei das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs in vielen Spielfilmen thematisiert worden. Man müsse auch heute immer wieder an diese Zeiten erinnern.

Die Nürnberger Prozesse seien bahnbrechend für das internationale Völkerstrafrecht gewesen. Dieser Aspekt fehlte dem Kriminologen und Politikwissenschaftler Björn Lars Oberndorf von den Polizisten für Aufklärung. Während des Zweiten Weltkriegs sei ein Angriffskrieg noch nicht verboten gewesen, weshalb man in Nürnberg wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt habe. Erst Nürnberg habe neuen Völkerrechtsnormen den Weg geebnet.

Hier merkte der ehemalige Bundeswehrmajor Florian Pfaff an, dass der Vorwurf von Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Kriegszeiten schon „ewig alt“ sei. Dafür gäbe es viele Beispiele in der Geschichte und habe auch nach Nürnberg nicht aufgehört. Insbesondere wolle er an die Millionen getöteter Zivilisten im Irak-Krieg erinnern. Deswegen habe er 2003 seinen Dienst bei der Bundeswehr quittiert.

Inwieweit sind die Coronamaßnahmen ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit?

Mit der Frage „Verbrechen gegen die Menschlichkeit, passt das nicht auch zur heutigen Zeit?“ leitete der Moderator an dieser Stelle zum Thema der Corona-Aufarbeitung in Deutschland über. Dazu berichtete Katharina König von ihrer Leidensgeschichte als Geschädigte der Corona-Impfungen. Das Thema der Verbrechen gegen die Menschlichkeit passe für sie genau in die heutige Zeit.

Man habe sie zu Impfungen gezwungen, die sie nie gewollt habe. Seitdem sie öffentlich für die Anerkennung ihres Impfschadens kämpfe, hätten sich rund 500.000 Menschen bei ihr gemeldet, deren Impfschäden bis dato auch nicht anerkannt worden seien. Jeder Verantwortliche solle vor Gericht bestraft werden.

Die Kinderärztin Dr. Ulrike Bauer erinnerte an die absurden Zeiten und Maßnahmen, die sie über drei Jahre durchlebt habe – für sie habe es sich von Anfang an wie eine Inszenierung angefühlt. Es sei menschenverachtend gewesen, wie man in Deutschland mit Kindern, Alten und Kranken umgegangen sei.

Der Nürnberger Kodex: „Genetische Eingriffe in die Keimbahn sind nicht zu rechtfertigen“

Seit drei Jahren fragt die Juristin Hölzer, wie es zu solchen Zuständen kommen konnte. Gleichzeitig würde man sich einer Aufarbeitung von offizieller Seite verweigern. Um die Rechtswidrigkeit der medizinischen Pandemiemaßnahmen zu verdeutlichen, verlas sie Auszüge des Nürnberger Kodex aus der überarbeiteten Fassung von 1997. Unter Punkt 6 Gentherapie heißt es darin:

„Die jetzt noch experimentelle somatische Gentherapie darf nur bei schweren Krankheiten und sorgfältigster wissenschaftlicher Prüfung der damit verbundenen Risiken sowie nach Ausschöpfung aller alternativen Behandlungs-Verfahren angewandt werden. Genetische Eingriffe in die Keimbahn des Menschen – seien sie Behandlungs-Absicht oder Nebenwirkung somatischer Gentherapie – haben schwerwiegende, nicht absehbare Konsequenzen für nachfolgende Generationen. Sie sind deshalb nicht zu rechtfertigen. Genetisches Wissen muss auch in Zukunft allen Menschen zur Verfügung stehen. Menschliche Gene werden entdeckt, nicht erfunden. Sie sind deshalb nicht patentierbar.“

In den Nürnberger Prozessen seien die experimentellen Versuche an Menschen verurteilt worden. Nach Auffassung der Juristin würden seit Beginn der Pandemiemaßnahmen wieder Menschenversuche durchgeführt. Es sei besonders perfide, so Hölzer, dass den Maßnahmenkritikern heutzutage vorgeworfen wird, „sie würden den Nürnberger Kodex von 1947 missbrauchen“.

Um den kriminellen Umgang mit Andersdenkenden zu erläutern, berichtete der Politikwissenschaftler Oberndorf von der Durchsuchung seines Hauses durch das Sondereinsatzkommando GSG 9. Dabei sei er mit Kabelbinder an die Heizung gefesselt worden. Der menschenunwürdige Umgang gehöre bei seiner Arbeit mittlerweile zum Alltag, erklärte der Kölner Strafverteidiger Sattelmaier, aber es sei schwer erträglich. Der Jurist appellierte:

„Dass kritische Menschen bestraft werden sollen muss uns alle interessieren, denn das ist sehr gefährlich.“

Parallelen des Kampfes der Alliierten gegen die Naziherrschaft im Zweiten Weltkrieg mit dem im aktuellen Krieg oder dem Kampf der Russen gegen die Nazis in der Ukraine wurden in der Diskussion nicht thematisiert. Dabei mehren sich die Stimmen, die den Krieg in der Ukraine auch als Kampf der Russen gegen eine Vorherrschaft der NATO, der USA und womöglich sogar gegen eine geplante Diktatur der Weltgesundheitsorganisation bewerten.

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