Einseitige Empörung
Die politischen Kräfte Israels behaupten, der Angriff der Hamas sei „unprovoziert“ erfolgt. Der globale Westen folgt ihnen darin bedingungs- und distanzlos. Die Realität sieht jedoch anders aus.
Einseitige Empörung
Von Knut MellenthinIm Nahen Osten ist seit Sonnabend wieder Krieg. Für Schlichtdenkende hat die Hamas »angefangen«. Dass der Krieg eine Folge der Tatsache ist, dass Israel seit Juni 1967 palästinensisches Gebiet besetzt hält, kann man mit genug bösem Willen oder einem Übermaß an Dummheit und Gleichgültigkeit auch ignorieren. Aber die Geltung des Rechts auf Selbstverteidigung für eine Besatzungsmacht gegen die von ihr Unterdrückten ist ein zu kompliziertes Problem, als dass man es den Kräften überlassen sollte, die vor wenigen Jahrzehnten noch die halbe Welt unter Kolonialherrschaft hielten und dafür die widerwärtigsten Rechtfertigungen erfanden.
Man ist hierzulande daran gewohnt, dass nicht nur die Herrschenden, sondern auch große Teile der »Öffentlichkeit« mit einer furchterregenden Selbstverständlichkeit von der »internationalen Gemeinschaft« sprechen, wenn sie in Wirklichkeit nur deren relativ kleinen »weißen« Sektor meinen, der jahrhundertelang andere Staaten und Völker in einem System von Angst und Schrecken gehalten hat. Nein, die gewissermaßen demokratische Mehrheit unserer gemeinsamen Welt spricht über diesen Krieg, der seine Schrecken erst in den kommenden Tagen entfalten wird, anders als unsere Politiker und Medien, die zu unserer Schande wirklich unsere sind, solange wir ihnen nicht noch entschiedener widersprechen. Die Mehrheit der Welt beurteilt diesen Krieg zwar mit Unterschieden. Aber sie ist sich einig darin, dass eine ausschließlich an politischen und wirtschaftlichen Interessen orientierte, einseitige Haltung zu dem Konflikt ein für die gesamte Menschheit gefährlicher Brandbeschleuniger ist. Weiterlesen in jungewelt.de
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