»Er wird zum Schweigen gebracht« Ein Gespräch mit Oihana Goiriena Von Unai Aranzadi

Pressefreiheit: „Er wird zum Schweigen gebracht“

Nicht genehme Berichterstattung zum Ukraine-Krieg: Spanischer Journalist seit zwei Jahren in Polen inhaftiert. Ein Gespräch mit Oihana Goiriena * Foto: Vincent West/REUTERS

Aus: Ausgabe vom 08.03.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Pressefreiheit

»Er wird zum Schweigen gebracht«

Nicht genehme Berichterstattung zum Ukraine-Krieg: Spanischer Journalist seit zwei Jahren in Polen inhaftiert. Ein Gespräch mit Oihana Goiriena
Von Unai Aranzadi
 
Oihana Goiriena darf mit ihrem inhaftierten Mann nicht einmal telefonieren (Naberniz, 5.3.2022)

 

Pablo González wurde am 28. April 1982 in Moskau geboren. Als sich seine Eltern 1991 scheiden ließen, zog Pablo zu seiner Mutter nach Barcelona, wo er die spanische Staatsbürgerschaft unter seinem jetzigen Namen Pablo González annahm. Er tat es, wie so viele Emigranten, Kinder binationaler Paare und Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit. Das ist nicht ungewöhnlich. Er dachte, dass die spanische Version seiner Identität sein Leben in Spanien angenehmer machen würde, aber am Ende stellte sich das Gegenteil heraus.

Am 6. Februar 2022 stand der Journalist vor seiner Videokamera und wartete darauf, eine Live-Schaltung für den Fernsehsender La Sexta zu machen. Er war freiberuflich in der Ukraine tätig, einem Land, über das er seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2014 berichtete. Eine Gruppe ukrainischer Soldaten fühlte sich durch die Anwesenheit von González und seiner Videokamera gestört. Irgendwann sprachen sie ihn an und fotografierten seine Dokumente. Nachdem sie seine Aufnahmen gelöscht hatten, forderten sie ihn auf, zu gehen. Noch in derselben Nacht erhielt González einen Anruf vom ukrainischen Geheimdienst SBU. Sie verlangten ein Treffen in ihrem Hauptquartier in Kiew. Eine Bitte, der González innerhalb weniger Stunden zustimmte. Was er für ein rein administratives Treffen hielt, entwickelte sich zu einem vierstündigen Verhör. Wie er bei seiner Abreise erzählte, wurden ihm so absurde Dinge gesagt wie, dass die baskische linke Zeitung, für die er arbeitete, sowie die ebenfalls baskische Bank, bei der er ein Sparkonto hatte, von Russland finanziert werden.

Nachdem er die Tortur überstanden hatte, fuhr González zurück ins Baskenland, wo er mit seiner Frau Oihana Goiriena und seinen drei Kindern lebt. Bei seiner Ankunft erklärte ihm seine Lebensgefährtin, dass mehrere Agenten des spanischen Geheimdienstes CNI zu ihrem Haus gekommen waren. Kurz darauf beschloss González, etwas beunruhigt, aber ohne Angst, in die Ukraine zurückzukehren, um über die russische Invasion zu berichten, die am 24. Februar begann. Er beschloss, dies zunächst von der polnischen Grenze aus zu tun, wo Tausende von ukrainischen Flüchtlingen ankamen. Er wohnte in einem Hotel in der Stadt Przemysl. Als einer der wenigen unabhängigen Journalisten, die seit Jahren über den Krieg in der Ukraine berichteten, waren seine Stunden gezählt. Seine Frau erzählt uns in einem Café in Gernika, wie die Familie bis heute auf seine Freilassung wartet. (ua) Weiterlesen in jungewelt.de

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