Hinterzimmertreffen Von Arnold Schölzel

Münchner „Sicherheitskonferenz“: Hinterzimmertreffen

Die CIA leistete Geburtshilfe: 2024 findet die 60. Münchner „Sicherheitskonferenz“ statt. Sie bleibt ein Klub des kollektiven Westens * Foto: Sven Hoppe/dpa

Aus: Ausgabe vom 14.02.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Münchner »Sicherheitskonferenz«

Hinterzimmertreffen

Von Arnold Schölzel

Die CIA leistete Geburtshilfe: 2024 findet die 60. Münchner »Sicherheitskonferenz« statt. Sie bleibt ein Klub des kollektiven Westens
 
 
Auch zur 60. »Sicherheitskonferenz« wird der Tagsungsort, das Münchner Luxushotel »Bayerischer Hof«, weiträumig abgeriegelt (16.2.2023)

 

Hintergrund: Verlierer

Seit einigen Jahren veröffentlicht die »Munich Security Conference« (MSC) zu ihren Tagungen Berichte, die »Munich Security Reports«. Der des Jahres 2024 ist der zehnte und trägt die Überschrift »Lose – Lose?« (Verlieren – Verlieren?).

Ende November, Anfang Dezember 1963 fand die erste »Wehrkundetagung« – übrigens mit Henry Kissinger und Helmut Schmidt als Teilnehmern – in München statt. Ab Freitag tagt sie, nun »Münchner Sicherheitskonferenz« genannt, dort bis Sonntag zum 60. Mal. Am Sonnabend ruft das »Aktionsbündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz 2024« zur Demonstration und einer Protestkette auf: »Kriegstreiber unerwünscht!«

 

Abschlachtfelder

Die Losung trifft zu, auch wenn für dieses Jahr Vertreter aus etwa 50 Ländern des »globalen Südens« und der Außenminister Chinas, Wang Yi, angekündigt sind. Das Treffen von rund 450 Politikern, Militärs und Industriellen bleibt das weltgrößte Hinterzimmertreffen – die öffentlichen Veranstaltungen sind Beiwerk – von Waffenschiebern und Planern des nächsten westlichen Massenmords. Die Konferenz und die weit überwiegende Mehrheit ihrer Teilnehmer repräsentieren die Kontinuität imperialistischer Militärgeschichte. Die Ursprünge der Tagung liegen in den 50er Jahren, als der Kalte Krieg mit dem »heißen« in Korea (rund vier Millionen Tote) seinen ersten Tiefpunkt hatte. Der Koreakrieg wurde indirekt zum Konjunkturprogramm für die westdeutsche Industrie. Das Zerstören unbotmäßiger Staaten setzte sich in den Kolonien oder nach ökonomischer Unabhängigkeit strebenden Ländern bis heute fort, exzessiv wurde es nach dem Ende der Sowjetunion 1991, einer wirklichen Zeitenwende: Westliche Militärs tobten sich im Irak, Jugoslawien und im weltweiten »Krieg gegen den Terror« aus. Hinzu kamen und kommen mehr oder weniger verdeckte Militäraktionen etwa im Süden Russlands, in Syrien oder in der Ostukraine. Was mit diesem »Weltkrieg in Stücken« (Papst Franziskus) 2001 als NATO-Beistandsaktion für die »Selbstverteidigung« der USA gestartet wurde, kostete nach Angaben der Washington Post vom 15. Mai 2023 rund 4,5 Millionen Menschen das Leben.

Ausgelagerte Propaganda

Am Anfang stand die CIA. Der US-Geheimdienst gründete 1951 die »Gesellschaft für Wehrkunde« (GfW) und finanzierte sie bis Anfang 1953 über den »Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft« – analog zur nazistischen Deutschen Soldaten-Zeitung. 1952 übernahmen nach außen hin alte Kameraden aus SS und Wehrmacht die GfW. Geld kam aus der Industrie und vom »Amt Blank«, dem Vorläufer des BRD-Kriegsministeriums. Als Chef besonders geeignet erschien den Rekrutierern Exoberleutnant Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin (1922–2013). Der Mann war Mitglied der Verschwörung vom 20. Juli 1944 und stramm nationalistisch. Es machte ihm nichts aus, im GfW-Vorstand mit SS-Obergruppenführer Felix Steiner (1896–1966) zusammenzusitzen. Kleist leitete die Wehrkundetagung von 1963 bis 1998. Aus der GfW wurde im Laufe der Jahrzehnte die heutige »Gesellschaft für Sicherheitspolitik« (GSP) mit etwa 7.300 Mitgliedern. Sie fungiert als eine Art ausgelagerte Propagandaabteilung des deutschen militärisch-industriellen Komplexes. Der hatte mit ähnlichen Vereinigungen seit Kaiserzeiten gute Erfahrungen gemacht. Weiterlesen in jungewelt.de

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