Titel: Putin im Carlson-Interview: „Die heutige deutsche Führung lässt sich eher von den Interessen des kollektiven Westens als von ihren nationalen Interessen leiten“

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Titel: Putin im Carlson-Interview: „Die heutige deutsche Führung lässt sich eher von den Interessen des kollektiven Westens als von ihren nationalen Interessen leiten“

Datum: 9. Februar 2024 um 9:00 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Medien und Medienanalyse, Militäreinsätze/Kriege
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Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem US-Journalisten Tucker Carlson ein langes Interview gegeben – es ist der erste Austausch Putins mit einem westlichen Journalisten seit dem Ukrainekrieg. Ich empfehle, das Gespräch zur eigenen Meinungsbildung in voller Länge anzusehen oder zu lesen – und nicht auf Zusammenfassungen durch Journalisten zurückzugreifen. Hier finden Sie ein Video des Interviews und ein Transkript auf Deutsch. Von Tobias Riegel.

 

 

Kurze Vorbemerkung zu Tucker Carlson: Dem US-Journalisten gebührt meiner Meinung nach Respekt dafür, dass er diesen Kommunikationskanal zum russischen Präsidenten geöffnet hat – das ging etwas unter in meinem gestrigen Artikel zum Wirbel im Vorfeld des Interviews, in dem ich auch meine Meinungsverschiedenheiten mit Carlson thematisiert hatte. Der US-Journalist konnte außerdem neben den von mir erwähnten Themen (Russland, Corona, Cancel-Culture) in jüngerer Zeit weitere positive Akzente setzen, etwa als er Julian Assange interviewt hat (hier oder hier).

Das Gespräch zwischen Tucker Carlson und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geht über zwei Stunden. Themen sind unter anderem die Vorgeschichte des Ukrainekriegs, die Anschläge auf Nordstream 2 oder die Kommunikation zwischen Russland und den USA.

Bezüglich Deutschland sagt Putin etwa, dass er nicht verstehe, warum die Bundesregierung die Ukraine so stark unterstützte und auf Gas aus Russland verzichte. „Die heutige deutsche Führung lässt sich eher von den Interessen des kollektiven Westens als von ihren nationalen Interessen leiten“, so Putin. Anders könne er sich das Handeln der Bundesregierung nicht erklären.

 

(Auf Deutsch synchronisiert):

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Hier folgt eine maschinelle deutsche Übersetzung des Transkriptes des Gesprächs, das die russische Regierung unter diesem Link bereitgestellt hat:

Wladimir Putin beantwortete Fragen von Tucker Carlson

9. Februar 2024

Tucker Carlson: Herr Präsident, ich danke Ihnen.

Am 22. Februar 2022 wandten Sie sich in Ihrer landesweiten Ansprache an Ihr Land, als der Konflikt in der Ukraine begann, und Sie sagten, dass Sie handelten, weil Sie zu dem Schluss gekommen waren, dass die Vereinigten Staaten durch die NATO einen, Zitat, “Überraschungsangriff auf unser Land” starten könnten. In amerikanischen Ohren klingt das paranoid. Sagen Sie uns, warum Sie glauben, dass die Vereinigten Staaten Russland aus heiterem Himmel angreifen könnten. Wie kamen Sie zu diesem Schluss?

Wladimir Putin: Es ist nicht so, dass die Vereinigten Staaten einen Überraschungsangriff auf Russland starten würden, das habe ich nicht gesagt. Ist das hier eine Talkshow oder ein ernsthaftes Gespräch?

Tucker Carlson: Das war ein gutes Zitat. Danke, es ist formidabel ernst!

Wladimir Putin: Soweit ich weiß, wurden Sie ursprünglich in Geschichte ausgebildet?

Tucker Carlson: Ja.

Wladimir Putin: Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, werde ich nur 30 Sekunden oder eine Minute Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, um Ihnen einen kleinen historischen Hintergrund zu geben.

Tucker Carlson: Bitte sehr.

Wladimir Putin: Schauen wir uns an, woher unsere Beziehung zur Ukraine kommt. Woher kommt die Ukraine?

Der russische Staat wurde im Jahr 862 als Zentralstaat gegründet. Dieses Jahr gilt als das Gründungsjahr des russischen Staates, denn in diesem Jahr luden die Bürger von Nowgorod (einer Stadt im Nordwesten des Landes) Rurik, einen Warägerfürsten aus Skandinavien, zur Herrschaft ein. Im Jahr 1862 feierte Russland den 1000. Jahrestag seiner Staatlichkeit, und in Nowgorod gibt es eine Gedenkstätte, die dem 1000-jährigen Bestehen des Landes gewidmet ist.

Im Jahr 882 kam Ruriks Nachfolger Fürst Oleg, der eigentlich die Rolle des Regenten bei Ruriks jungem Sohn spielte, da Rurik zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben war, nach Kiew. Er verdrängte zwei Brüder, die offenbar einst Mitglieder von Ruriks Truppe gewesen waren. So begann sich Russland mit zwei Machtzentren, Kiew und Nowgorod, zu entwickeln.

Das nächste, sehr wichtige Datum in der Geschichte Russlands war 988. Dies war die Taufe Russlands, als Fürst Wladimir, der Urenkel Ruriks, Russland taufte und die Orthodoxie, das östliche Christentum, annahm. Von diesem Zeitpunkt an begann der zentralisierte russische Staat zu erstarken. Und warum? Weil es ein einziges Territorium gab, integrierte wirtschaftliche Beziehungen, ein und dieselbe Sprache und, nach der Taufe Russlands, denselben Glauben und dieselbe Herrschaft des Fürsten. Der zentralisierte russische Staat begann Gestalt anzunehmen. Weiterlesen in den nachdenkseiten

1 Kommentar zu Titel: Putin im Carlson-Interview: „Die heutige deutsche Führung lässt sich eher von den Interessen des kollektiven Westens als von ihren nationalen Interessen leiten“

  1. Tucker Carlson hat vor dem Interview mit Präsident Putin bestimmt vorab eine Liste seiner Fragen abgeben müssen. Dann kommt der „Rotstift“ des Kremels. Punkt.
    Tucker Carlson ist meiner Meinung nach nicht der Typ, der subtil vorgeht. Nun, im Interview mit Präsident Putin musste er Regeln beachten und trotzdem ein gutes Interview zu bekommen. Das hat nicht so funktioniert, wie er es sich vorgestellt hat. Präsident Putin ist ein alter Fuchs.
    Fragen zu Bucha, die Verluste des Krieges usw. fielen dem Rotstift zum Opfer.
    Der Kremel hat dem Interview zugestimmt, weil er eine Botschaft senden wollte, und Tucker Carlson ist der Bote. Mal sehen, ob er es bemerkt:
    Die Botschaft lautet:
    Russland will den Westen nicht angreifen.
    Russland ist bereit für Verhandlungen.

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