„Weltkrieg durch Zufall“? Gefahren durch NATO-Manöver „Air Defender 2023“ Ein Artikel von Alexander Neu

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„Weltkrieg durch Zufall“? Gefahren durch NATO-Manöver „Air Defender 2023“

Ein Artikel von Alexander Neu

Während meines politikwissenschaftlichen Studiums habe ich mich unter anderem mit der Thematik der Kriegsursachenforschung beschäftigt. Bei der Sichtung der Fachliteratur sprang mir eine besonders kuriose Kriegsursache ins Auge: „Krieg durch Zufall“. Es handelt sich um ein breites Spektrum von nicht beabsichtigten kriegsauslösenden Momenten. Das Spektrum reicht von klassischen kommunikativen Missverständnissen bis zu technischem Versagen wie Fehlalarm. Somit scheinen die Ursachen von Kriegen nicht immer unmittelbarer politischer Natur zu sein, jedoch mittelbar sind sie es. Sie sind es mittelbar, da die politischen Rahmenbedingungen (z.B. angespanntes Verhältnis zwischen Staaten) den „Zufall“ überhaupt erst ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle doppelte Front von ukrainischer Gegenoffensive und dem NATO-Air-Defender-23-Manöver bis an die Grenzen Russlands ein enormer Risikofaktor mit vielerlei gefährlichen Implikationen. Von Alexander Neu.

Ein typisches Bespiel für einen Krieg durch Zufall im Kontext angespannter sicherheitspolitischer Atmosphäre stellt ein Fall aus dem Jahre 1983 dar: Der sowjetische Offizier der Luftverteidigungskräfte S. Petrov erhielt satellitengestützte Warnmeldungen, wonach US-amerikanische ICBMs („Intercontinental Ballistic Missile“ = Interkontinentalraketen mit Atomsprengköpfen) in den USA gestartet seien und die Sowjetunion angreifen würden. Der Kalte Krieg befand sich zu dieser Zeit ohnehin mal wieder in einer besonders gefährlichen Phase, sodass die Gefahr eines Nuklearkrieges nicht gänzlich von der Hand zu weisen war.

Tatsächlich handelte es sich bei dem Alarm um einen technischen Fehler und somit um einen Fehlalarm. Es war ausschließlich dem gesunden Menschenverstand Petrovs zu verdanken, dass er innerhalb von wenigen Minuten entschied, es müsse sich angesichts der geringen Anzahl an gestarteten ICBMs um einen Fehlalarm handeln. Diese vernunftbasierte Entscheidung verhinderte den nuklearen Gegenschlag (vermeintlich nuklearer Zweitschlag) der Sowjetunion gegen die USA. Ein anderer Mensch hätte sich vielleicht dem Fehlalarm hingegeben. Auch hatte Petrov nur etwas mehr Zeit als 15 Minuten, um diese Entscheidung zu treffen, von der er nicht wusste, ob sie richtig sei. Dieses Beispiel verdeutlicht gleich mehrere gefährliche Aspekte: Erstens handelte es sich um strategische Nuklearwaffen, die ausschließlich in den USA und in der damaligen Sowjetunion stationiert waren. Als „strategisch“ bezeichnet man vereinfacht ausgedrückt im Gegensatz zu „taktisch“ zwei technische Eigenschaften: die massive Sprengkraft eines strategischen Nuklearsprengkopfes sowie die interkontinentale Reichweite des den Sprengkopf tragenden Trägersystems, also die Rakete.  Weiterlesen in den nachdenkseiten.de

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