80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: Die imperialistische Barbarei kehrt zurück

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80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: Die imperialistische Barbarei kehrt zurück

Peter Schwarz

27. Januar 2025

Das Tor von Auschwitz mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“

Vor achtzig Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die sowjetische Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Den Soldaten bot sich ein unbeschreiblicher Anblick des Grauens. Auschwitz, der deutsche Name für die Kleinstadt Oświęcim in Südpolen, wurde zum Inbegriff für Verbrechen, die jede menschliche Vorstellungskraft übersteigen.

Im Lagerkomplex Auschwitz ermordete das NS-Regime während des Zweiten Weltkriegs zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen. 90 Prozent von ihnen waren Juden, aber auch Polen, Sinti und Roma sowie sowjetische Kriegsgefangene wurden getötet.

Das Schreckliche an Auschwitz ist nicht nur die gigantische Zahl der Mordopfer, sondern auch die kaltblütige Effizienz, mit der Zehntausende von SS-Mitgliedern, Staatsbeamten und Wirtschaftsführern gemeinsam dazu beitrugen, den Massenmord zu ermöglichen. Nie zuvor war der Apparat eines modernen Industriestaates so systematisch zur Durchführung eines Völkermordes eingesetzt worden.

Gemeindebeamte in Deutschland und den von den Nazis besetzten Gebieten identifizierten die Mordopfer als Juden, die Polizei trieb sie zusammen und die Eisenbahn transportierte sie in Güterwagen wie Vieh nach Auschwitz. Dort wurden sie an der Rampe selektiert. Diejenigen, die keinen Beitrag zur Schwerstarbeit leisten konnten – hauptsächlich Kinder, Frauen und ältere Menschen – wurden in die Gaskammern getrieben, getötet und ihre Leichen verbrannt. Allein in den drei Monaten von Mai bis Juli 1944 starben auf diese Weise etwa 400.000 Juden aus Ungarn in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau.

Ungarische Juden bei ihrer Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz [Foto: Anonymer Auschwitz-Fotograf]

Diejenigen, die arbeitsfähig waren, mussten im Lager selbst oder für deutsche Unternehmen arbeiten, bis sie an Hunger und Erschöpfung starben oder selbst in die Gaskammern getrieben wurden. Einige wurden gezwungen, als Versuchskaninchen für medizinische Experimente zu sterben. Deutsche Unternehmen wie die IG Farben bauten zu diesem Zweck eigens Fabriken in dem riesigen Komplex von Auschwitz, der aus drei Hauptlagern und 50 Nebenlagern bestand. Die Nazis versuchten, aus den Opfern den letzten Cent Profit herauszupressen. Sogar ihre Haare und Goldzähne wurden zu kommerziellen Zwecken genutzt.

Auschwitz war nur eines von vielen deutschen Vernichtungslagern. Millionen weitere Menschen wurden auf der Stelle erschossen oder auf andere bestialische Weise ermordet, während die deutschen Truppen durch Polen und die UdSSR vorrückten.

Nur wenige der für den Massenmord Verantwortlichen wurden für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen. Vor allem in Osteuropa, das nach dem Krieg unter sowjetischer Kontrolle stand, fanden Prozesse statt, die teilweise zu Todesurteilen führten. In Nürnberg führten die Alliierten 1945/46 13 Prozesse gegen führende Vertreter des NS-Regimes. Das Ergebnis blieb jedoch bescheiden: 24 Todesurteile und 118 Haftstrafen, die bald darauf verkürzt wurden. Die Hauptbedeutung der Nürnberger Prozesse lag darin, dass sie neue Maßstäbe im Völkerrecht setzten.

Auch Wirtschaftsführer, die die Nazis unterstützt und von Zwangsarbeit profitiert hatten, standen in Nürnberg vor Gericht. Sie erhielten nur kurze Haftstrafen, die vor allem ihrem eigenen Schutz dienten. Den Großteil ihres durch Raub und Massenmord erworbenen Vermögens durften sie behalten und ihre Unternehmen sogar vom Gefängnis aus weiterführen. Bis heute lässt sich das Vermögen vieler deutscher Milliardärsfamilien auf die Komplizenschaft ihrer Eltern und Großeltern mit dem NS-Regime zurückführen.

Mit Beginn des Kalten Krieges wurde die Strafverfolgung von NS-Tätern im Westen weitgehend eingestellt. Militärs, Geheimpolizisten, Richter, hohe Beamte, Professoren und Wirtschaftsführer wurden für „entnazifiziert“ erklärt und kehrten auf ihre alten Posten zurück. Das Kanzleramt, in dem die wichtigen Personalentscheidungen getroffen wurden, wurde von Hans Globke geleitet, dem Mitverfasser und Ausführenden der Nürnberger Rassengesetze.

Der erste Auschwitz-Prozess in Deutschland fand erst 1963 statt, 18 Jahre nachdem sowjetische Truppen den Massenmorden dort ein Ende gesetzt hatten. Dies war vor allem dem unermüdlichen Einsatz des Generalstaatsanwalts von Hessen, Fritz Bauer, zu verdanken, der gegen unzählige Hindernisse und persönliche Angriffe ankämpfen musste. Auch hier blieb die Zahl der Verurteilungen gering. Die Frankfurter Auschwitz-Prozesse hatten jedoch einen hohen pädagogischen Wert. Sie öffneten der nach dem Krieg aufgewachsenen jüngeren Generation die Augen und trugen wesentlich zu ihrer Radikalisierung und zu den Massenprotesten von 1968/69 bei.

In den 1970er Jahren fand die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime auch Eingang in die Schulen. Viele Altnazis waren inzwischen in Rente und durch jüngere, von der 68er-Bewegung geprägte Lehrer ersetzt worden. Der Slogan „Nie wieder!“ war tief im Bewusstsein einer Generation verankert, ohne dass sie genau verstanden hätte, was zu der Katastrophe geführt hatte. Aber die große Mehrheit war überzeugt, dass sich ein solches Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht wiederholen dürfe und könne.

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist das nicht mehr so. Völkermord, die Verfolgung und Tötung ganzer Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer nationalen Herkunft oder Religion, ein „totaler Krieg“, der sich gegen Zivilisten ebenso wie gegen Soldaten richtet, und sogar der mögliche Einsatz von Atomwaffen gelten wieder als „normal“. Dies kennzeichnet auch die offizielle Gedenkfeier, die heute um 16 Uhr auf dem ehemaligen KZ-Gelände in Auschwitz stattfindet.

Auf der offiziellen Gästeliste stehen zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus Europa. Der französische Präsident Emmanuel Macron, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz sowie der britische König Charles reisen an.

Russland, der wichtigste Nachfolgestaat der Sowjetunion, der Auschwitz unter enormen Kosten befreit hat, wird nicht vertreten sein. Der Grund dafür ist, dass Deutschland an der Ostfront erneut Krieg führt, den Krieg der USA und der NATO gegen Russland in der Ukraine. Seit Beginn des Krieges vor drei Jahren haben die imperialistischen Mächte die Ukraine mit Waffen, Munition und Finanzhilfen in Höhe von insgesamt 213 Milliarden Euro unterstützt. Weitere 147 Milliarden Euro wurden bereits zugesagt.

Die Behauptung, dieser Krieg diene der Verteidigung der Ukraine gegen einen russischen Angriffskrieg, ist schlicht gelogen. In Wirklichkeit hat die NATO den Krieg provoziert, indem sie entgegen früherer Zusagen immer weiter in Richtung Russland expandierte.

Das Putin-Regime, das seine Macht der Auflösung der Sowjetunion und der Plünderung des gesellschaftlichen Eigentums durch milliardenschwere Oligarchen verdankt, hatte darauf keine fortschrittliche Antwort. Da es nicht in der Lage war, an die ukrainische und internationale Arbeiterklasse zu appellieren, reagierte es mit einem reaktionären Krieg. Die Verantwortung für den Krieg liegt jedoch bei der NATO, die die Kontrolle über die Ukraine anstrebt, Russland zerschlagen und die enormen natürlichen Ressourcen beider Länder ausbeuten will.

Bezeichnenderweise steht kein ukrainischer Vertreter auf der offiziellen Gästeliste für die Auschwitz-Zeremonie. Dies könnte sich jedoch noch ändern, da Polen einer der engsten Verbündeten der Ukraine im Krieg gegen Russland ist.

Es gibt aber auch gute Gründe dafür, dass Polen die Ukraine nicht zur Auschwitz-Gedenkfeier einlädt. Das Regime in Kiew ehrt Nazi-Kollaborateure und Mittäter des Holocaust. In der ukrainischen Stadt Lwiw, keine 400 Kilometer von Auschwitz entfernt, steht ein riesiges Denkmal für Stepan Bandera, dessen OUN nicht nur den Holocaust unterstützte, sondern auch Zehntausende Polen ermordete, um eine ethnisch reine Westukraine zu schaffen. Der offizielle Bandera-Kult hat wiederholt zu Konflikten zwischen Warschau und Kiew geführt.

Israel wird durch Bildungsminister Yoav Kisch vertreten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reist nicht nach Auschwitz, weil der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen ihn wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen hat. In Polen gab es eine lange Debatte darüber, ob der Haftbefehl, zu dessen Vollstreckung das Land rechtlich verpflichtet ist, ignoriert werden sollte.

Israels Vorgehen gegen die Palästinenser, das erschreckende Parallelen zu den Methoden der Nazis aufweist, ist vielleicht das deutlichste Beispiel dafür, inwieweit Völkermord wieder zur offiziell akzeptierten „Normalität“ geworden ist.

Selbst die US-Regierung ist bei der Gedenkfeier nur durch ein Mitglied dritter Wahl vertreten, den milliardenschweren Nahost-Beauftragten Steve Witkoff. Präsident Donald Trump hegt kaum verhohlene Sympathien für Hitler, und seine Politik – die Deportation von Millionen Migranten, massive Sozialkürzungen, die Errichtung eines Polizeistaats, Gewaltandrohungen gegen Rivalen und Verbündete – weist starke Parallelen zu der der Nazis auf.

Trumps enger Vertrauter Elon Musk, der reichste Mann der Welt, sprach am Wochenende vor der Gedenkfeier in Auschwitz auf einer Großleinwand bei der Wahlkampfauftaktveranstaltung der rechtsextremen Alternative für Deutschland in Halle. Er forderte die 4.500 jubelnden Anhänger der rechtsextremen Partei auf, „sich nicht zu sehr auf die Schuld der Vergangenheit zu konzentrieren“. Musk behauptete, dass Kinder nicht für die Sünden ihrer Urgroßeltern schuldig sein sollten. „Es ist sehr wichtig, dass die Menschen in Deutschland stolz darauf sind, Deutsche zu sein“, betonte Musk. Die Erinnerung an Auschwitz könne dies nur stören.

Achtzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz könne nicht mehr behauptet werden, die Nazi-Barbarei sei ein historischer Unfall gewesen. Sie sei der konzentrierte Ausdruck des Bankrotts des kapitalistischen Gesellschaftssystems gewesen. Während des Ersten Weltkriegs habe der deutsche Imperialismus erfolglos versucht, Europa unter seine Kontrolle zu bringen und nach Osten zu expandieren. Unter den Nazis unternahm er einen zweiten Versuch. Er brauchte Hitler, um die Arbeiterbewegung zu zerschlagen und die gesamte Wirtschaft auf die Kriegsproduktion umzustellen.

Die Arbeiterklasse hätte Hitler damals aufhalten können. Die beiden großen Arbeiterparteien, die Sozialdemokratische Partei (SPD) und die Kommunistische Partei (KPD), hatten mehr Anhänger als die Nazis und sie besetzten eine unvergleichlich stärkere Position im Herzen der deutschen Wirtschaft. Aber weder die SPD- noch die KPD-Führung waren zum Kampf bereit. Die SPD setzte auf den Weimarer Staat und Reichspräsident Hindenburg, der Hitler letztlich an die Macht verhalf. Die KPD, die unter dem verderblichen Einfluss Stalins stand, verbarg ihre Kampfunwilligkeit hinter radikalen verbalen Angriffen auf die SPD.

Der Völkermord an den Juden war eine Folge dieses Versagens der Führung der Arbeiterklasse. Hitler instrumentalisierte den Antisemitismus, um die sozialen Spannungen gegen eine Minderheit zu kanalisieren. Das hatte er in Wien vom antisemitischen Bürgermeister Karl Lueger gelernt. Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion schuf dann die Voraussetzungen für die Verwirklichung seiner mörderischen Pläne.

Heute spielen Angriffe auf Migranten, insbesondere auf solche muslimischen Glaubens, eine ähnliche Rolle wie der Antisemitismus in der Vergangenheit. Aber niemand sollte sich täuschen: Wo Rechtsextremisten und Faschisten sind, grassiert auch der Antisemitismus.

Die Welt sieht sich heute nicht nur mit dem Ausbruch des deutschen Imperialismus konfrontiert, sondern auch mit dem des amerikanischen Imperialismus. Trump ist ebenso wenig ein historischer Zufall wie Hitler. Seine Rückkehr ins Weiße Haus bedeutet, wie die WSWS erklärt hat, „die gewaltsame Neuausrichtung der amerikanischen Politik an der ihr zugrunde liegenden sozialen Realität“. Die enorme soziale Ungleichheit und der relative Niedergang der US-Wirtschaft im Vergleich zu ihren Rivalen, insbesondere China, lassen sich nicht mit Demokratie und Frieden vereinbaren.

Das gilt auch für Deutschland und Europa. In Ungarn, Italien, den Niederlanden und bald auch in Österreich sind rechtsextreme Parteien bereits an der Macht. In Deutschland ist die AfD mit rund 20 Prozent in den Umfragen vor der Wahl die zweitstärkste Partei. Die nächste Bundesregierung will die Verteidigungsausgaben verdoppeln oder verdreifachen. Darüber sind sich alle etablierten Parteien einig. Das kann nur mit faschistischen Methoden erreicht werden.

Wenn es eine Lehre aus Auschwitz gibt, dann diese: Faschismus und Krieg können nur durch die Intervention der Arbeiterklasse gestoppt werden. Sie muss alle demokratischen und sozialen Rechte verteidigen, sich international zusammenschließen, die Oligarchen enteignen und eine sozialistische Gesellschaft aufbauen. Dazu braucht sie ihre eigene Partei – die Sozialistische Gleichheitspartei in Deutschland und ihre Schwesterparteien weltweit, Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale.

Übersetzt mit Deepl.com

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