
Die Neuauflage von „Antisemitismus und Islamophobie“ ist durchaus sinnvoll, hinterlässt aber durchaus zwiespältige Gefühle in mir aufkommen. Ich habe immer wieder Probleme damit, wie heute in der deutschen Öffentlichkeit mit dem Begriff des Antisemitismus umgegangen wird, ohne sich neuen Erkenntnissen zu stellen. Das „Infragestellen“ des Existenzrechts des „jüdischen Staats“ lehne ich im Gegensatz der Autoren Schiffer und Wagner keineswegs ab. Es ist für mich nicht zu trennen von den Begriffen „ethnische Säuberung Palästinas“ und einem Staat mit einem „Nationalgesetz“, dass viele Ähnlichkeiten mit deutschen Nazigesetzen hat und allein auf einem „alleinigem“ Besitzanspruch des („nicht existierenden“) „jüdischen Volkes“auf das „Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ besteht. Solange sich dieser „jüdische Staat“ bewusst als „Staat ohne Grenzen“ definiert, solange hat er kein Existenzrecht! Beweisen nicht die sich täglich erweiternden illegalen Siedlungen, gerade auch unter der neuen „sich stabilisierenden“ Koalition, unter Ministerpräsident Naftali Bennett, einem Regierungschef der sich ganz unverfroren dazu bekennt „dass es unter ihm keinen Staat Palästina geben wird“. Davon ist allerdings in diesem Buch keine Rede! Mit Begriffserklärungen und wissenschaftlichen Diskursen zu klären „wem Palästina gehört“, ist mir eine zu abstrakte und deutsche Position, die ich nicht nachvollziehen kann, angesichts der schrecklichen Lage die in Palästina und gerade in Gaza herrscht. Mag das Buch noch so wissenschaftlich angelegt sein, es fehlt mir dieser Bezug in der Aktualisierung des Buches in dieser zweiten Auflage. Wäre es nicht eine gute Gelegenheit gewesen? Die Autorinnen gehen mir zu wenig auf diese Fakten ein. Es ist ein sehr interessantes, wissenschaftliches Buch , dass den interessierten Lesern viel wissenswerte Informationen bietet. Allerdings hätte ich mir eine kritischen Blick die Instrumentalisierung des „Kampfbegriffs“ Antisemitismus gewünscht, der von „Islamophobie“ nicht zu trennen ist. Aber dazu ist die Co. Autorin Sabine Schiffer sicher nicht gewillt, so wie ich sie kennen und nicht schätzen lernte.
Evelyn Hecht-Galinski
Sabine Schiffer, Constantin Wagner
Antisemitismus und Islamophobie
Ein Vergleich
Über das Buch
Neue Feindbilder, alte Muster
Der Anschlag von Hanau, die Mbembe-Debatte wie auch die immer wiederkehrenden, meist hitzigen Diskussionen um den Nahost-Konflikt machen eines klar: Wir brauchen dringend eine fundierte Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen zwischen Antisemitismus und (anti-muslimischem) Rassismus. In der Öffentlichkeit ist die Frage, ob und wie diese beiden Phänomene miteinander verglichen werden dürfen, enorm umstritten, was eine sachliche und wissenschaftliche Beschäftigung lange erschwert hat. Sabine Schiffer und Constantin Wagner schaffen durch ihre Forschungsergebnisse eine Grundlage für eine neue, aufgeschlossene Diskussion und zeigen an aktuellen wie auch historischen Beispielen, dass Antisemitismus und Islamophobie über entscheidende Gemeinsamkeiten verfügen, die zu erkennen die Voraussetzung für ihre Bekämpfung ist. Ein wichtiges Debattenbuch, das offen und mutig eine der drängendsten Fragen unserer Zeit in den Blick nimmt und aufzeigt, wie wir mit diesen Erkenntnissen den gesellschaftlichen Konflikten vor allem im Sinne der unmittelbar Betroffenen besser begegnen können.
„Muslime haben es heute schwerer als Juden“
Der Politologe und Autor Dr. David Ranan beschäftigt sich mit dem Antisemitismusdiskurs in Deutschland, darunter auch das Thema Antisemitismus unter Muslimen. In Deutschland lebten etwa 200.000 Juden und rund 5,6 Millionen Muslime. Juden seien in Deutschland seit 1945 eine „staatlich bevorzugte Minderheit“, so Ranan. Vor diesem Hintergrund hätten es Muslime heute schwerer in Deutschland als Juden. Zudem hätten Muslime in Deutschland keine starke, einheitliche Stimme. Deshalb würden Muslime also im Vergleich zu Juden in Deutschland weder gehört, noch hätte ihre Stimme einen Vermittler.
Vorurteile gegen Muslime in staatlichen Institutionen weitverbreitet
„Antisemitismus und Antimuslimischer Rassismus – zwei Seiten derselben Medaille?“ – IslamiQ
Übergriffe und Vorurteile gegenüber Muslimen und Juden sind in Deutschland weitverbreitet. Was haben diese beiden Rassismus-Formen gemeinsam und wie gehen Muslime und Juden damit um?
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