
JAZZ 1_25Der Fluch der Grünen: Jetzt wird’s mystisch
Von Jürgen Scherer23. Januar 2025Wenn die allwissende NZZ mal nicht mehr weiter weiß, greift sie in die „Schatzkiste der Mystik“. So geschehen dieser Tage bei diesem Flaggschiff aus dem konservativ-reaktionären Spektrum. Die Rede ist von einem Artikel aus der Reihe „Der andere Blick“, einer regelmäßig zweimal täglich, erscheinenden „DurchblickerInnenkolumne zu Gott und der Welt“.
Und wenn der Durchblick nicht mehr weiter hilft, wird die Mystik bemüht, das Geraune von Hexen und bösen Feen und anderen undurchschaubaren Phänomenen aus der Märchen- und Sagenwelt. Im vorliegenden Fall das „Phänomen des Fluchs“.
Denn an irgend etwas Undurchsichtigem, Unerklärbarem, Rätselhaftem muss es wohl liegen, wenn den „Grünen“ nicht das zuteil wird, was ihnen eigentlich zustünde: eine saftige Belohnung für ihren unermüdlichen Einsatz im Dienste des Vater- resp. Mutterlandes. Stattdessen stagnieren sie unerklärlichicherweise, so die NZZ Kolumnistin, bei ihrer StammwählerInnenklientel von 12%; und das obwohl doch gerade erst ca. 30.000 NeumitgliederInnen eingetreten sind. Wo bleibt der Mehrwert fragt sie ratlos und spricht, von eigener Blindheit geschlagen gegenüber dem Offensichtlichen, von einem Fluch, der auf den Grünen laste und übersieht so den „Elephanten im Raum“. Dieser heißt: Bellizismus ohne Wenn und Aber!Eingeläutet wurde dieses unselige KriegerInnengehabe mit Putztruppenmeister Fischers Auschwitz – Vergleich im Kosovo Krieg des Jahres 1999; einer Abkehr vom grünen Antibellizismus der Gründerjahre, abgesegnet von einem damaligen Sonderparteitag.Wie das so ist mit Erbschaften: Man muss sie nicht annehmen. Aber so sind die Grünen leider nicht mehr gestrickt. Und wenn gar eine „Feministin“ das Erbe des großen „Elder Statesman Fischer“ antritt, wird es besonders spannend. Folgt sie doch einem bekennenden Atlantiker in diesem Amt und will es notabene noch besser machen als dieser, mit feministischer Power eben.Die kann aber im „Eifer des Gefechts“ nach hinten losgehen, was bei Frau Baerbock, die sich ein paar Jahre Außenministerin nennen durfte, leider geschehen ist.Kaum wurde sie im Amt mit einer wahrlich nicht einfachen Herausforderung konfrontiert, dem völkerrechtlich unrechtmäßigen Angriff Russlands auf die Ukraine, meinte sie zeigen zu müssen, was feministich geprägte Außenpolitik bedeutet: Knallhartes Vorgehen gegen den „Aggressor“, wenn möglich bis zu dessen Ruin, auch dann, wenn politisch einiges gegen eine solche Zielsetzung spricht und ihre Wähler deswegen ihrem Ansinnen nicht blindlings folgen wollten. Aber wie sagte sie doch angesichts dieser von ihr ausgemachten Uneinsichtigkeit sinngemäß so einprägsam: Auch wenn meine WählerInnen mir nicht folgen wollen, werde ich meinen Weg fortsetzen. Was schert mich deren Wille, wenn ich weiß, was getan werden muss.Mit dieser Politiklinie trat sie teilweise in die Fußstapfen ihres grünen Vorgängers im Amt, zugleich offenbarte sie damit aber auch ein Minimum von dessen Gespür für Diplomatie und Weitblick.Stehen denn „Feministinnen“ derart unter Beweisnot, dass sie, mir nichts , dir nichts, übers Ziel hinausschießen müssen? Das weiß wohl allein Hera, die selbstbewusste Gattin von Zeus.Wie dem auch sei: Die Völkerrechtstrampelei von Frau Baerbock hat nicht nur unsagbar viel Porzellan zerschlagen, sie hat mit ihren Aktionen zugleich die bis dahin gezügelte Bellizisterei der Grünen auf ein neues Niveau gehoben: das Niveau ungezügelter Kriegshuberei, wie es unser Land bisher nicht gekannt hat. Die Hyänen des Krieges trauten sich aus ihren Verstecken und stimmten ein unüberhörbares Kriegsgeheul an. Allen voran der „Waffenexperte der Grünen“ Anton Hofreiter, der besser als jeder General wusste, was im ukrainischen Kriegsgeschehen vonnöten sei und diese Unwissenheit zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zur Kenntnis gab. Aber bei diesen ungebetenen und inkompetenten Ratschlägen aus den Reihen der Grünen blieb es nicht. Ein weiterer „Ungedienter“ meinte, sich hervorzutun zu müssen, indem er sich in einer kurzen Wehrübungsphase zum zukünftigen Krieger küren ließ, Cem Özdemir. Vorbilder braucht das Land! Dass er tatsächlich glaubt, diese an Dummheit durch nichts zu überbietende Aktion qualifiziere ihn auch noch für das zukünftige Amt des Ministerpräsidenten Baden-Württembergs schlägt dem Fass den Boden aus. Zeigt aber zugleich, wohin der Zug der Grünen fährt: „Ins Land, wo die Kanonen blühen“.Abgesegnet wird diese ganze Kriegsrisikobereitschaft für uns alle durch den Biedermann und Philosophen Robert Habeck, dem es gar nicht schnell genug gehen konnte nach der 5% Forderung Trumps, den Moderaten zu geben, indem er „nur“ eine 3,5% Rüstungsausgabenerhöhung für unser Land in Aussicht stellte. Welch eine Heuchelei! Das ist immer noch zuviel und nicht nur für unseren „Sozialstaat“ desaströs. Darüber hinaus gehört Habeck zu den vehementen Befürwortern der Lieferung von TaurusMarschflugkörpern an die Ukraine, mit all den unvorhersehbaren Folgen für die Zukunft unseres Landes und Europas!Mit diesen Ausführungen soll verdeutlicht werden, welchen „Elephanten im Raum“ nicht nur die NZZ übersieht, wenn sie von der zu geringen Unterstützung der Grünen schwafelt und sogar die mythisch-mystische Formel von einem Fluch beschwört, der auf den Grünen laste.Blödsinn kann ich da nur sagen. Der einzige Fluch, den sich die Grünen angeeignet haben wie einen Dauervirus ist der unselige Bellizismus um jeden Preis.Wer aber sollte einer Partei, die derart schamlos, geschichtsvergessen und letztlich fahrlässig für unser Land agiert, seine Stimme geben, außer den durch ihren „Großen Kommunikator“ eingeseiften AnhängerInnen?PS: Wer das Geraune nachlesen möchte, auf das obiger Artikel Bezug nimmt, lese von Susanne Gaschke „Die Grünen in der Krise: Robert Habeck antwortet nicht. “ In: “ Der andere Blick “ am Abend vom 20. Januar 2025 (NZZ Newsletter „Der andere Blick“).
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