Digitale Ernte – BlackRock, Vanguard, State Street: Aktionäre im Schatten

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Digitale Ernte – BlackRock, Vanguard, State Street: Aktionäre im Schatten

in Welt

von Colin Todhunter

22.06.2025

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Sie verkaufen kein Saatgut. Sie besitzen keine Traktoren. Sie betreiben keine Lagerhäuser und transportieren kein Getreide. Aber BlackRock, Vanguard und State Street gehören zu den mächtigsten Akteuren in der globalen Landwirtschaft.

Zusammen kontrollieren diese drei Vermögensverwalter mehr als 26 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten – mehr als das BIP der Vereinigten Staaten und Indiens zusammen. Sie sind Anteilseigner fast aller großen Agrarkonzerne: Bayer, Cargill, ADM, Nestlé, Deere & Co und viele mehr. Sie konkurrieren nicht miteinander. Sie sind Miteigentümer. Und durch diese Eigentümerschaft regieren sie.

Das ist kein Kapitalismus als Wettbewerb. Das ist Kapitalismus als stille Koordination.

Diese Unternehmen müssen keine Politik diktieren. Sie gestalten das Terrain, auf dem Politik gemacht wird. Ihr Einfluss ist strukturell, nicht spektakulär. Er wird über Vorstandsetagen, Aktionärsbeschlüsse und Kapitalflüsse ausgeübt. Und er ist für die Öffentlichkeit weitgehend unsichtbar.

Aber seine Auswirkungen sind überall zu spüren.

Laut dem Bericht „Food Barons 2022” der ETC Group halten BlackRock, Vanguard und State Street dominante Anteile in der gesamten Agrar- und Lebensmittelkette – von Saatgut und Chemikalien bis hin zu Supermärkten und Logistikplattformen. In vielen Sektoren sind sie die drei größten Anteilseigner aller großen Unternehmen. Das bedeutet, dass der „Wettbewerb” zwischen Unternehmen wie Bayer und Syngenta oder Nestlé und PepsiCo oft nicht mehr als eine Show ist. Die wahre Macht sitzt hinter den Kulissen.

Diese Unternehmen betreiben keine Mikromanagement. Das brauchen sie auch nicht. Ihre Macht liegt in der Abstimmung – darin, zu definieren, was als Wert gilt, was als Risiko gilt und was als akzeptables Verhalten gilt. Und dieses Verhalten wird zunehmend durch die ESG-Kriterien geprägt: Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien.

Aber ESG ist kein moralischer Kompass. Es ist ein Risikorahmen.

In den letzten Jahren haben sich BlackRock und seine Mitbewerber als klimabewusste Investoren positioniert. Sie sprechen von „Netto-Null“, „Transitionsfinanzierung“ und „nachhaltiger Landwirtschaft“. Aber dabei geht es nicht um die Dekarbonisierung des Lebensmittelsystems. Es geht darum, Portfolios risikofrei zu machen.

Dieselben Unternehmen, die in fossile Brennstoffe investieren, investieren auch in CO2-Kompensationsprogramme. Dieselben Unternehmen, die die industrielle Landwirtschaft unterstützen, finanzieren auch „klimafreundliche“ Saatguttechnologien. Das ist eine Absicherungsstrategie, keine Transformation.

Und in Indien setzt sich diese Logik durch.

Vermögensverwalter unterstützen zunehmend Landleasing-Plattformen, Agrar-Fintech-Startups und Aggregatoren von Emissionszertifikaten, die versprechen, den „Wert“ von Ackerland „freizusetzen“. Aber die Freisetzung von Wert bedeutet oft, dass Landwirte in neue Formen der Abhängigkeit geraten – von Bewertungssystemen, digitaler Compliance und spekulativen Märkten, die sie nicht kontrollieren.

Das ist keine Investition. Das ist Ausbeutung mit einem Nachhaltigkeitslabel.

Der gefährlichste Wandel in der Landwirtschaft ist heute nicht technologischer, sondern finanzieller Natur. Land ist nicht mehr nur ein Ort, an dem Nahrungsmittel angebaut werden. Es ist eine Anlageklasse. Eine Absicherung gegen Inflation. Ein Ort für Datenerfassung und Kohlenstoffspekulation.

In diesem Modell ist der Landwirt kein Produzent mehr. Er ist ein Pächter in der Bilanz eines anderen.

Und diese Bilanz ist global.

BlackRock muss das Land nicht besitzen. Es muss nur das Unternehmen besitzen, das das Unternehmen besitzt, das das Land verpachtet. Durch mehrere Ebenen von Investmentvehikeln wird Ackerland gebündelt, verbrieft und gehandelt – oft ohne Wissen derjenigen, die darauf leben.

Das ist Einhegung ohne Zäune. Governance ohne Regierung.

Vermögensverwalter präsentieren sich gerne als passive Investoren. Sie behaupten, dass sie die Unternehmensstrategie nicht beeinflussen, sondern nur dem Markt folgen. Aber wenn man 5 bis 10 Prozent aller großen Unternehmen einer Branche besitzt, ist man der Markt.

Und wenn man über Aktionärsbeschlüsse abstimmt, Vorstandsmitglieder ernennt und die Vergütung der Führungskräfte festlegt, ist man nicht passiv.

Im Jahr 2023 stimmten BlackRock und Vanguard gegen Beschlüsse, die Agrarunternehmen zur Offenlegung ihrer Auswirkungen auf die Entwaldung und Landrechte verpflichtet hätten. Ihre Begründung? Die Vorschläge seien „zu präskriptiv“. Was sie jedoch in Wirklichkeit schützten, war die Freiheit, ohne Kontrolle zu agieren.

Was BlackRock, Vanguard und State Street so gefährlich macht, ist nicht, dass sie böse sind. Es ist vielmehr, dass sie strukturell verankert sind. Sie müssen sich nicht verschwören. Ihre Anreize sind aufeinander abgestimmt. Ihre Instrumente sind abstrakt. Und ihre Macht üben sie durch Abwesenheit aus – durch Abwesenheit von Regulierung, Transparenz und Rechenschaftspflicht.

Sie sind nicht die Bösewichte dieser Geschichte. Sie sind die Architektur.

Und das macht es schwieriger, sie zu bekämpfen.

Bei Ernährungssouveränität geht es nicht nur um Saatgut oder Boden. Es geht um Macht. Und Macht ist heute finanziell. Sie fließt durch Indizes, Benchmarks und Kapitalallokationen. Sie entscheidet, welche Pflanzen angebaut werden, welche Unternehmen überleben und welche Zukunftsprojekte finanziert werden.

Und das, ohne jemals den Boden zu berühren.

Übersetzt mit Deepl.com

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