Kommentar vom Hochblauen Zwei deutsche Angriffskriege waren genug! Nichts gelernt aus der Geschichte? Von Evelyn Hecht-Galinski

 

Kommentar vom Hochblauen

Zwei deutsche Angriffskriege waren genug! Nichts gelernt aus der Geschichte?

Von Evelyn Hecht-Galinski

 

Wer gehofft hatte, dass vielleicht ein Umdenken stattfinden könnte, hat sich gründlich geirrt. Wir rutschen immer tiefer in den Irrsinn der blinden, ja fanatischen Ukraine-Unterstützung hinein. Wenn der Kommissar der EU, Borell gar von „Kriegsmentalität“ spricht, in die wir kommen sollten, da sie uns noch zu fehlen scheint, dann ist das so wenig hinnehmbar, wie ein mehr als fragwürdiges „Führungspersonal“, dass in blinder Untergebenheit zugunsten der US-Nato-Politik agiert und dafür schamlos eigene Interessen aufgibt. Schon der Friedensnobelpreis für diese kriegslüsterne und keinesfalls Frieden schaffende EU war ein trauriger Fehlgriff, wie schon so viele zuvor. Eine EU, die zusammen mit USA-finanzierten Umbenennungen „zu Ehren“ von Nazi-Kollaborateuren und Antisemiten an die Ukraine finanziert, die ganze Städte und Siedlungen zu Ehren von Nazi-Kollaborateuren umbenennt und russische Kultur-Denkmäler zerstört, hat sich außerhalb aller „Werte“ und Demokratie ins nazistische Abseits begeben. Alles unter der Regie eines „Alibi-Juden“, eines Schmierenkomiker-Darstellers, dessen Vorbild das faschistische „Groß-Israel“ und seine Expansionsgelüste ist.

 

Was soll man da noch sagen?

 

Wenn die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin zusammen mit Wolodomyr Selenskyj Dmytro Kotsiubailo (Spitzname: Da Vinci), einen ukrainischen gefallenen Neo-Nazi, einen Mann des „Rechten Sektors“ ehrt, was soll man da noch sagen? Der „Rechte Sektor“: was für ein Organisation! Er geht auf nationalistische Bewegungen des 20. Jahrhunderts zurück und zählt Nazi-Kollaborateure wie Stepan Bandera und Roman Shukhovych zu seinen Helden. Sie spielte eine entscheidende Rolle beim Machtwechsel in Kiew 2014. Ihre Mitglieder inszenierten gewaltsame Zusammenstöße und nahmen Verwaltungsgebäude in Beschlag. Anschließend unterdrückten sie Proteste in der Ostukraine, was den bewaffneten Konflikt in der Region auslöste. Der Oberste Gerichtshof Russlands stufte sie als extremistische Organisation ein und verbot ihre Aktivitäten im Lande.

 

Ja die Geschichte wiederholt sich, und der faschistische Bruderkreis schließt sich erneut. Wir stehen wieder an der Ostfront im Baltikum, und uns und den Soldaten wird suggeriert, dass wir „unsere“ Werte und „unsere“ Freiheit gegen den Feind Russland verteidigen. Schon wird aufgerüstet wie nie zuvor. Alle Schleusen sind geöffnet, die uns direkt in den Krieg führen. Fast täglich sollen wir mit Begriffen, die immer mit der Notwendigkeit von Krieg und Waffen und Sieg der Ukraine, uns von der Richtigkeit der Maßnahmen überzeugen sollen. Zweifel und Kritik sind natürlich unerwünscht und werden nicht mehr geduldet, außer man stellt sich in die Ecke der Außenseiter, der Unerwünschten.

 

Schnurstracks in den Krieg und einen neuen Größenwahn?

 

Deutsche Medien stürmen schnurstracks in den Krieg, sie rüsten täglich auf, zu „neuen Ufern“, um uns, die noch zahlenden Leser und verbliebenen Abonnenten, voll einzustimmen in eine entbehrungsreiche „Zeitenwende“. Die grün-rot-gelb-schwarzen Politiker und auch die so genannte Linke haben sich völlig auf den transatlantischen Trip der Russland- und Putinhasser begeben. Nun können sie endlich ihrem Hass freien Lauf lassen und das tun, was schon lange in ihnen gärte, ein Ventil für das Ende der deutschen Minderwertigkeitskomplexe und einen neuen Größenwahn.

 

Auch wenn Kanzler Scholz es bestreitet, alles scheint im Sprung auf Kriegswirtschaft zu sein. Man schwört uns ein auf auf Verzicht und Sparen – alles, um die steigenden NATO- und Ukraine-Kosten bewältigen zu können. Wir haben zwar noch keinen „Führer“, aber unsere Politiker führen uns täglich vor, wie leicht es ist, an eine Machtergreifung eines Volkes ganz „ohne Zwang“ und auf so „demokratischem“ Weg zu gelangen.

 

Geschichtsbewusstsein: nicht gefragt?

 

Jetzt begreife ich es auch immer mehr, wie das „deutsche Volk“ in die Fänge der Nazis gelangte und jubelte. Nie wieder: was für ein Spruch! Nie wieder Krieg: was für eine Farce! Wir stecken tiefer in Kriegen weltweit, als ich es jemals für möglich hielt. Ich frage mich nur, wann werden wir wieder gegen Russen in den Krieg ziehen, entgegen aller Beteuerungen? Haben uns die zwei Weltkriege noch nicht gereicht? Hat uns nicht gereicht, dass wir 27 Millionen Rote-Armee-Kriegsopfer auf dem Gewissen haben? Geschichtsbewusstsein: nicht gefragt, wenn es um Russland geht?

 

Aber wenn es um das zionistische Apartheid-Besatzungs-Regime geht, dann wird die Geschichte gern bemüht und die Einmaligkeit des Holocaust immer wieder betont, obwohl diese Einseitigkeit heute auch und gerade unter jüdischen Historikern als mehr als umstritten gilt. Nehmen wir doch ein aktuelles Beispiel. Am letzten Freitag besuchte Bundespräsident Steinmeier in einem fast „konspirativen“, medial kaum beachteten Kurz-Trip den „jüdischen Staat“ anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Universität Haifa. Dort „sorgte“ er sich um den geplanten „Umbau des Rechtsstaats“ – eine mehr als vage und schwammige Erklärung, ohne aber darauf hinzuweisen, dass Deutschland immer „mit großer Bewunderung auf den starken und lebendigen Rechtsstaat in Israel geschaut“ hat.

 

Kein Ort für jemanden, der Rassegesetze“ einführt!

 

Also: da rieb ich mir die Augen und fragte mich , wie kann man einen jüdischen Besatzungsstaat, der sich seit Staatsgründung um nichts anderes bemüht, als die Judaisierung Palästinas auf Kosten der Ur-Bevölkerung der Palästinenser zu vollenden, als „lebendigen Rechtsstaat“ bezeichnen, der das Recht nur für einen jüdischen Teil der Bevölkerung gelten lassen will? Wenn am Donnerstag Ministerpräsident Netanjahu zum Gegenbesuch nach Berlin kommt, dann sollte er unmissverständlich darauf hingewiesen werden, dass solange er diese faschistische Koalition leitet und die „Jerusalemer Rassegesetze“ einführt, er unwillkommen ist! Ich hoffe sehr, dass ich es noch erlebe, dass Steinmeier sich in Deutschland und Palästina dafür entschuldigen muss, wie falsch er die Politik in Palästina einschätzte.

 

Jetzt verstehe ich auch das Beharren des Zentralratsvorsitzenden Schuster auf den Begriff „Rasse“, schließlich erinnert er nicht nur an die rassistische Judenvernichtung in Deutschland, sondern steht auch als warnendes Menetekel über den „Jerusalemer Rassegesetzen“, die so sehr an die „Nürnberger Gesetze“ erinnern. Nur dann und nur dann lasse ich diesen Wunsch gelten. Aber solange Schuster weder den „jüdischen Staat“ für seine faschistische Politik kritisiert und die Solidarität verweigert, solange ist sein Einspruch unglaubwürdig. Jeder Jude ist aufgerufen, sich gegen diesen Staat und seine Politik aufzubäumen.

 

Sage niemand, er habe es nicht gewusst!

 

 

Bildquelle: Shutterstock

 

 

An die Soldaten

Von Erich Mühsam

 

Sauft, Soldaten!

daß das Blut

heißer durch die Adern rinnt!

Saufen macht zum Sterben Mut.

Sauft! Die Zeit der Heldentaten

fordert saftige Teufelsbraten.

Sauft! Der heilige Krieg beginnt.

 

Sauft und betet!

Gott erhört

liebvoll der Gläubigen Ruf.

Wünscht, daß er den Feind zerstört!

Wenn ihr über Leichen tretet,

dankt dem Herrn, zu dem ihr flehtet,

daß er euch zu Mördern schuf.

 

Feindeskissen

bettet weich.

Wo des Feindes Witwe weint,

ist des Siegers Himmelreich.

Fremde Weiber – Leckerbissen –

Schnaps, Gebet und kein Gewissen –

Krieg ist Krieg und Feind ist Feind.

 

Tapfrer Krieger,

der vergißt,

daß ein Herz im Leibe schlägt,

daß er Mensch gewesen ist,

eh er Kämpfer war und Sieger.

Edler Held, der gleich dem Tiger

blutige Beute heimwärts trägt.

 

Heldenscharen

kehrt ihr heim,

fielt ihr nicht von Feindeshand.

In der Brust den Todeskeim,

Krüppel mit gebleichten Haaren,

sucht, wo eure Stätten waren

im zerwühlten Vaterland.

 

Qual und Lasten

sind der Dank.

Weib und Kind in bittrer Not.

Euer Heldentum versank.

Darben lernt ihr nun und fasten.

Bettelnd mit dem Leierkasten

winselt ihr ums Gnadenbrot.

 

 

In der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) veröffentlicht in Ausgabe 808 vom 15.03.2023 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28516

 

 

Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom “Hochblauen”, dem 1165 m hohen “Hausberg” im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (https://www.sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch “Das elfte Gebot: Israel darf alles” heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten “Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik” ausgezeichnet.

2 Kommentare zu Kommentar vom Hochblauen Zwei deutsche Angriffskriege waren genug! Nichts gelernt aus der Geschichte? Von Evelyn Hecht-Galinski

  1. In diesem Gedicht mahnt Erich Mühsam so eindringlich die Soldaten und die Kriegsschreier. Allen Menschen, die guten Willens noch fähig sind, muss dabei das Herz schwer werden. Denn die Kriegstreiber, die in ihrem Hass weder an gestern noch an morgen denken, bestimmen die Gegenwart. Danke, liebe Frau Evelyn, dass Sie uns hier wieder diesen großartigen deutschen Dichter zu lesen gaben. Und für uns diesen Ort der Besinnung und inneren Sammlung eingerichtet haben.

  2. …“US-Nato-Politik“…leider ist es so. Politische Ämter, Geld und/oder finanzielle Vergünstigungen für die Befürworter dieser Kriegshetze sind die Ursachen für diese Entwicklungen. Eine gehörige Portion fehlendem Allgemeinwissen kommt noch dazu. Ein weiteres Kriterium dieser Heuler ist die Tatsache dass sie noch nie Krieg selbst erleben, erleiden und erdulden mußten. Dieses Verhalten kann man getrost als verantwortungslos bezeichnen. Scheinbar gehen sie davon aus dass es sie nie treffen wird. Zum Vorteil für die Bevölkerung kann dieses Verhalten jedoch nicht eingeordnet werden. Viele dieser Leute hätten in der freien Wirtschaft niemals reüssiert oder Fuß gefasst. Der Politikbetrieb ist die einzige Möglichkeit mit fehlenden Studienabschlüssen oder Berufslosigkeit zu ökonomischen Wohlstand auf Kosten der Steuerzahler zu kommen. Man finde den Fehler.

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