Offener Brief an die Münchner Grünen von Jerzy Montag

 

Der frühere grüne Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag, selbst Rechtsanwalt und Sohn  eines Juden, der Bundeskanzlerin Merkel nach Israel begleitete,  wendet sich in einem Offenen Brief  in der SZ sehr scharf gegen  die  Münchener Grünen, die  zur Absetzung des Theaterstücks „Die Vögel“ aufgerufen hatten. Er fürchtet bei dieser Antisemitenjägerei um die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst.

Er äußert sich als Jurist auch  zur rechtlich belanglosen Bundestagsresolution vom  19.5. 2019 und zu dem Münchner Stadtratsbeschluss vom Dezember 2017, der jegliches Befassen mit dem Thema BDS unterbinden wollte, bis das Bundesverwaltungsgericht den Beschluss kassiert hatte. Lesenswert!

Jerzy Montag – Offener Brief zu Antisemitismus-Debatte um „Vögel“

München: Nach der Absetzung des Theaterstücks am Metropoltheater gibt es Beifall von den Grünen – und nun Kritik aus den eigenen Reihen.

Jerzy Montag ist seit fast 40 Jahren Mitglied der Grünen, von 2002 bis 2013 saß er als Münchner Abgeordneter im Bundestag.(Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

 

Offener Brief an die Münchner Grünen

München, den 02.12.2022

Liebe Münchner Grüne,

liebe Katrin Habenschaden,

lieber Dominik Krause,

zuallererst und weil die vielen neuen Münchner Grünen mich vielleicht nicht mehr kennen werden:

Ich gehöre seit fast 40 Jahren zu den Grünen, war 4 Jahre Bayerischer Landesvorsitzender und 11 Jahre Münchner Bundestagsabgeordneter in Berlin. In dieser Zeit war ich einige Jahre Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, habe Kontakte zu vielen israelischen Knessetabgeordneten und zu den jeweiligen israelischen Regierungen gehabt und war viele Mal offiziell und privat in Israel. Ich habe die Bundeskanzlerin Merkel bei der Israelreise begleiten dürfen, auf der sie in der Knesset und in deutscher Sprache Israels Existenz und Sicherheit zum Teil deutscher Staatsräson erklärt hat. Ich teilte und teile diese Aussage vollkommen und habe mich als aktiver grüner Politiker immer für den Schutz Israels eingesetzt. Meine Familie auf väterlicher Seite ist jüdisch, ich habe meine Großmutter, Tanten und weitere Familienmitglieder im millionenfachen Massenmord in Auschwitz Birkenau verloren. Mein Vater hat das Konzentrationslager nur durch glückliche Umstände überlebt.

Ich glaube deshalb, dass ich in Fragen des Antisemitismus einen fachmännischen und inhaltlich fundierten Beitrag leisten kann.

Ich habe aber auch als Rechtspolitiker, als Rechtsanwalt und Strafverteidiger für die Grundrechte der Verfassung eingestanden. Seit 6 Jahren bin ich auf Vorschlag der Bayerischen Grünen Richter am Bayerischen Verfassungsgerichtshof.

Als ich 2013 aus dem Bundestag ausgeschieden bin, habe ich für mich entschieden, nicht mehr von der Seitenlinie Kommentare und Kritik zur Politik von Bündnis 90/Die Grünen abzugeben. Ich habe mich daran gehalten, obwohl es mich immer wieder mal danach gedrängt hat, mich einzumischen, sei es mit Lob oder mit Kritik. Weiterlesen in der sueddeutschen.de

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