Waren die in Charkow getöteten Söldner reguläre französische Soldaten? von Thomas Röper von Anti-Spiegel

Waren die in Charkow getöteten Söldner reguläre französische Soldaten?

„Die Anwesenheit französischer Söldner in der Nähe von Charkow, die das Rückgrat der zerstörten Militärbasis bildeten, wurde möglicherweise heimlich von ihrer Regierung genehmigt. Die französischen Streitkräfte haben im Februar eine Anordnung des Verteidigungsministers bekommen, in der das Militär aufgefordert wurde, sich als in einem Konflikt mit Russland zu sehen.

Spiel mit dem Feuer

Waren die in Charkow getöteten Söldner reguläre französische Soldaten?

von Thomas Röper

 

In der Nacht auf den 17. Januar hat Russland ein Gebäude in Charkow bombardiert und danach die Tötung von 60 französischen Söldnern gemeldet. Nun scheint es, dass es sich dabei um reguläre Soldaten der französischen Armee gehandelt hat.

Ich habe bereits darüber berichtet, dass Russland den Beschuss von Gebäuden in Charkow damit begründet hat, dass dort eine Basis ausländischer Söldner gewesen sein soll. Das russische Verteidigungsministerium hat danach gemeldet, dass dabei 60 Franzosen getötet und 20 verletzt worden seien.

Die ukrainischen Angaben hingegen sind widersprüchlich. Das ukrainische Innenministerium behauptet, dass Russland eine „stillgelegte medizinische Einrichtung“ getroffen habe. Das ukrainische Gesundheitsministerium bezifferte die Zahl der Opfer auf neun Verwundete, während die örtliche Verwaltung von 17 Verletzten sprach.

Schon in meinem oben genannten Artikel über den Beschuss habe ich auf die Tatsache hingewiesen, dass die ukrainischen Meldungen fragwürdig sind, weil dort auch behauptet wurde, eines der getroffenen Gebäude sei ein Wohnhaus gewesen. Da bei dem Haus mehrere Etagen zerstört wurden, müsste man von wesentlich mehr Opfern ausgehen – vor allem von Todesopfern, denn dass es bei so einem Schaden an einem bewohnten Gebäude keine Toten gegeben haben soll, ist mehr als unwahrscheinlich.

Französische Söldner…

Nun scheint sich die Sache zu klären, denn es gibt neue Informationen. Die russische Nachrichtenagentur TASS meldete am Abend des 18. Januar, dass der russische Militärexperte Alexander Artamonow, den ich auch persönlich als sehr kompetenten und besonnenen Experten kenne, die Vermutung geäußert hat, dass es sich bei den Getöteten um französische Soldaten gehandelt hat. Der TASS sagte er unter Berufung auf eine Quelle in den französischen Streitkräften:

„Die Anwesenheit französischer Söldner in der Nähe von Charkow, die das Rückgrat der zerstörten Militärbasis bildeten, wurde möglicherweise heimlich von ihrer Regierung genehmigt. Die französischen Streitkräfte haben im Februar eine Anordnung des Verteidigungsministers bekommen, in der das Militär aufgefordert wurde, sich als in einem Konflikt mit Russland zu sehen. Bei den getöteten Söldnern handelt es sich höchstwahrscheinlich um abgeordnete Soldaten, die einen Urlaubsantrag unterschrieben haben.“

Artamonow meinte, dass französische Staatsbürger in der Ukraine nicht nur den Einsatz französischer Waffen überwachen, sondern diese auch selbst aktiv einsetzen:

„Um die Caesar-Haubitze nutzen oder präzise Zielanweisungen für (den leichten Radpanzer) AMX-10RC zu erhalten, muss man die NATO-Satelliten kontaktieren. Diese Kommunikation erfolgt über Codes. Niemand wird diese Codes an ausländische Soldaten weitergeben, also an Ukrainer, die keine NATO-Mitglieder sind“

… oder reguläre französische Soldaten?

Nach Meinung von Artamanow handelt es sich bei den Franzosen höchstwahrscheinlich um Ausbilder, ranghohe Geschützbesatzungen der von der Ukraine eingesetzten französischen Artillerie und möglicherweise auch um Kommandanten von AMX-10RC-Panzern.

Anscheinend hatte Artamanow die richtige Intuition, denn am Abend des 18. Januar wurde bekannt, dass das russische Außenministerium den französischen Botschafter einbestellt hat. Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, sagte zu russischen Medien:

„Im Zusammenhang mit der Zerstörung eines provisorischen Aufmarschortes ausländischer Kämpfer in Charkow durch die russischen Streitkräfte, unter denen sich mehrere Dutzend Franzosen befanden, ist der französische Botschafter ins Außenministerium einbestellt worden“

Normalerweise gut informierte russische Telegram-Kanäle aus dem Umfeld von Kriegsberichterstattern und Experten vor Ort schreiben inzwischen, dass es sich bei den in Charkow getöteten und verwundeten Franzosen angeblich nicht um individuell angereiste Söldner handelt, sondern um Mitglieder der französischen Fremdenlegion.

Das würde bedeuten, dass es sich möglicherweise nicht (nur) um Franzosen handelt, denn in der Fremdenlegion dienen normalerweise ausländische Freiwillige als Zeitsoldaten, wobei die Offiziere aber natürlich Franzosen sind. Die Fremdenlegion ist ein Großverband des französischen Militärs, also Teil der französischen Streitkräfte. Im Sinne des Völkerrechts sind Soldaten der Fremdenlegion reguläre Soldaten der französischen Armee.

Eine offizielle Bestätigung dafür, dass es sich bei den Toten um Soldaten der Fremdenlegion handelt, gibt es bislang nicht. Sollte sich das jedoch bestätigen, wäre das eine faktische und völkerrechtliche Kriegsbeteiligung Frankreichs.

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