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Warum ich mich als Journalist schäme
Kein Krieg ist für Medienschaffende so tödlich wie jener in Gaza. Viele Redaktionen hierzulande interessiert das kaum. Eine Schande, die ihresgleichen sucht und viel mit Rassismus zu tun hat.
Die Szenen, die im vergangenen Oktober um die Welt gingen, waren dystopisch. Ein Videoclip zeigte eine Gruppe von palästinensischen Journalisten, die von einer israelischen Quadcopter-Drohne angegriffen worden waren. Eines der Opfer, der Al-Jazeera-Kameramann Fadi al-Wheidi, wurde im Genick getroffen. Er befindet sich bis heute im Koma. Die deutlich erkennbare blaue Weste mit der Aufschrift “Presse”, die alle Journalisten trugen, schien die Piloten der kleinen Killermaschine nicht abschrecken. Nichts Neues in Gaza. Wenige Tage vor dem Angriff auf al-Wheidi und seine Kollegen wurde auch Hassan Hamad, der aus dem Geflüchtetenlager in Jabalia berichtete, zum Ziel eines Drohnenangriffs. Der Körper des 19-Jährigen wurde durch die Raketen, die ihn trafen, verbrannt, zerfetzt und musste in einer Schachteln aufgesammelt werden.
Seit Beginn des israelischen Großangriffs auf den Gazastreifen am 8. Oktober 2023 wurden zahlreiche Journalisten von Israels Armee getötet. Die meisten von ihnen, laut aktuellen Zählungen des CPJ (Committee to Protect Journalists) mindestens 129, waren lokale Medienmacher aus Gaza. Viele von ihnen waren für regionale und internationale Nachrichtensender tätig. Sie alle haben tagtäglich ihr Leben riskiert, um uns mit Informationen zu versorgen – bis ihre Arbeit sie ihr Leben kostete.
Schreibtischtäter und eingebundene Journalisten
Ein Umstand, der wahrscheinlich anderswo jedmögliche Anerkennung und Solidarität für den Mut und den Einsatz der Gefallenen bedeutet hätte. Als Russland im August ein Hotel im ukrainischen Kramatorsk angriff, in dem mehrere Reuters-Journalisten nächtigten, und mindestens zwei von ihnen verletzte, war der internationale Aufschrei, auch in Deutschland, groß. Seit Beginn der russischen Invasion wird regelmäßig darauf hingewiesen, wie gefährlich die Berichterstattung vor Ort sei. Bis zum heutigen Tage wurden mindestens 18 Journalisten in der Ukraine getötet. In Gaza sind es sieben mal so viele, doch das Desinteresse und die fehlende Empathie könnten kaum größer sein. Weiterlesen bei overton-magazin.de
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