»Wir halten den Lügen Fakten entgegen« Ein »verdeckter« Kriegsakt. Der Anschlag auf Nord Stream und die hiesigen Reaktionen Von Theo Wentzke

… So passen Anfang und Ende dieser Affäre in geradezu erstaunlicher Weise zusammen: Auf eine russische Pipeline wird ein Anschlag ausgeübt, der russischen Geschäfts-, politischen und Sicherheitsinteressen beträchtlichen Schaden zufügt – und das ergibt, zusammengenommen, einen guten Grund für die Steigerung des NATO-Aufmarsches gegen Russland in der Ostsee – immerhin noch zu Teilen ein internationales Gewässer und vor allem eines, das für Russland von allergrößter strategischer Bedeutung ist für seine maritime Bewegungsfreiheit, den Zugang zu den Weltmeeren etc. So kommt die Auseinandersetzung mit Russland voran, ein Fortschritt außerhalb des eigentlichen Schlachtfelds in der Ukraine, aber mit derselben Sinngebung wie die dort stattfindende Mission des Westens.
Aus: Ausgabe vom 20.12.2022, Seite 12 / Thema
Terroristische Geopolitik

»Wir halten den Lügen Fakten entgegen«

Ein »verdeckter« Kriegsakt. Der Anschlag auf Nord Stream und die hiesigen Reaktionen
Von Theo Wentzke
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Ein Beitrag zum »Russland-Ruinieren« (Annalena Baerbock)? Von wegen. Westliche Medien sind der Meinung, die Russen hätten ihre Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 selbst gesprengt (Aufnahme vom 10.12.2016)

Theo Wentzke schrieb an dieser Stelle zuletzt am 8. Juni über die Legende vom geeint und geschlossen kämpfenden ukrainischen Volk: »Mystifizierte Nation«. Mehr zum Thema unter gegenstandpunkt.com.

Ende September werden drei der vier Röhren der Gaspipeline Nord Stream gesprengt. Eine beachtliche Leistung angesichts der Lage und Beschaffenheit der Objekte: »Die betroffenen Stellen liegen 80 bis 110 Meter unter der Meeresoberfläche. Beide Pipelines haben einen Innendurchmesser von 1,15 Metern, Stahlwände mit einer Dicke zwischen 26,8 und 41 Millimetern und einen mehrlagigen Korrosionsschutz. Zuletzt umhüllt die Pipeline ein tonnenschwerer Mantel aus Stahlbeton.« (www.nord-stream.com) Zur Erzielung einer solchen Zerstörungswirkung ist einiges verlangt: eine gewaltige Menge, »vermutlich eine Sprengladung von mehreren hundert Kilogramm« (»Tagesschau«, 6.10.2022), die entsprechende Technologie für Operationen unter Wasser und einige Manövrierfreiheit, da die Ostsee als eines der militärisch am besten observierten Gewässer gilt. Eine logistische Leistung, zu der freiberufliche Terroristen kaum imstande sein dürften, sondern nur Staaten, und unter denen eigentlich auch eher wenige.Der ehemalige polnische Außenminister und heutige EU-Abgeordnete Radoslaw Sikorski bedankte sich prompt per Twitter bei den USA. Er und andere Beobachter fühlten sich an Bidens prophetische Ankündigung der begrenzten Haltbarkeit von Nord Stream vom Februar erinnert: »›Wenn Russland einmarschiert (…), dann wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.‹ Reporter: ›Aber wie wollen Sie das genau machen, da (…) das Projekt unter deutscher Kontrolle ist?‹ Biden: ›Ich verspreche Ihnen, dass wir in der Lage sein werden, das zu tun.‹« (Biden während des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz, Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 27.9.2022) Nach der Explosion äußert sich der US-Außenminister mit tiefer Zufriedenheit, dass Bidens Voraussage so perfekt eingetroffen sei: »Es ist eine enorme Chance, die Abhängigkeit von russischer Energie ein für allemal zu beenden und damit Wladimir Putin die Möglichkeit zu nehmen, Energie als Waffe zur Durchsetzung seiner imperialen Pläne einzusetzen. Das ist sehr bedeutsam und bietet eine enorme strategische Chance für die kommenden Jahre.« (US-Außenminister Antony J. Blinken, 30.9.2022) Weiterlesen in jungewelt.de

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