Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 89 von Mathias Bröckers

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 89

Für habilitierte Verschwörungstheoretiker ist es ja durchaus erfreulich, wenn ihr vormals exotisches Fachgebiet auf derart wachsendes Interesse stößt, dass sie nahezu täglich auf sämtlichen Nachrichtenkanälen vorkommen: konspirologische Analysen, unbewiesene Indizienketten verschwörungstheoretische Hypothesen – vor wenigen Jahrzehnten noch lichtscheue Raritäten nach denen die Forschung akribisch Ausschau halten mussten – sind in Massen auf freier Wildbahn unterwegs.

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 89

von Mathias Bröckers

1. Juli 2023

Für habilitierte Verschwörungstheoretiker ist es ja durchaus erfreulich, wenn ihr vormals exotisches  Fachgebiet  auf derart wachsendes Interesse stößt, dass  sie nahezu täglich auf sämtlichen Nachrichtenkanälen vorkommen:  konspirologische Analysen, unbewiesene Indizienketten verschwörungstheoretische Hypothesen  – vor wenigen Jahrzehnten noch lichtscheue Raritäten nach denen die Forschung akribisch Ausschau halten mussten – sind  in Massen auf freier Wildbahn unterwegs.  Gleichzeitig ist der Begriff “Verschwörungstheorie” zu einer Diskurskeule geworden,  die zwecks Desinfektion des Meinungskorridors und Beseitigung unpassender Nachrichten mittlerweile so inflationär  zum Einsatz kommt, dass zur Vermeidung von Penetranz auch  Varianten   wie “-legende” /-“erzählung”/”- mythos”/ “ideologie” in Umlauf gebracht wurden. Dass Vertreter unseres Fachs im Zuge der allgemeinen Genderisierungverordnung mittlerweile korrekterweise  “Verschwörungstheoretisierende” genannt werden müssen, ist mir zwar noch nicht präsent, wird aber sicher kommen, da  außer Männern und Frauen schließlich alle 26  (?) Geschlechter dazwischen und darüber hinaus dem konspirativen Denken anheim fallen können.

Wie auch immer, als neue Normalität  haben wir die paradoxe Situation, dass Verschwörungstheorien einerseits zu einer führenden Diffamierungsvokabel avanciert sind, andererseits aber als “Nachrichten” in den selbsternannten “Qualitätsmedien” permanent verbreitet werden. Das Verschwörungsmärchen “Russiagate” zum Beispiel,  dass Putin die US-Wahl manipuliert und Trump ins Weise Haus gebracht hat, war über fünf Jahre und allen Ernstes Top-News der “seriösen” Medien. So wie während der Pandemie  die Behauptung, dass Lockdowns notwendig, Masken wirksam und Impfstoffe sicher sind – und nur staatsfeindliche “Verschwörungstheoretiker” Zweifel an den “Maßnahmen” haben. Oder das Laptop des missratenen Präsidentensohns Hunter, von dem Dutzende FBI,-CIA,-Regierungsbeamte einfach behaupten, es sei “russische Desinformation”, anstatt den schriftlichen Beweisen für die kriminelle Korruption der Biden-Familie nachzugehen. Oder, oder, oder… die Liste würde zu lang, aber wir merken uns: Verschwörungstheorien/legenden/erzählungen können völlig fiktiv und haltlos sein, wenn sie ins offizielle Narrativ passen und nur oft genug wiederholt werden, gehen sie als real und wahr durch. Willkommen in Brainwashington D.C.

Dort hatten angesichts der Meuterei von Prigoschin schon die Sektkorken geknallt, verfrüht, wie sich nach zwei Tagen herausstellte, aber willkommener Anlass, mit einer Kanonade von Headlines und Breaking News die faktenfreien Legenden von “Russlands Schwäche” und “Putins Niedergang” aufgefrischt zu wiederholen.  Jenseits des neuen Eisernen Vorhangs schossen ebenso wilde Theorien von Prigo als Agent von MI6/CIA ins Kraut, den Putin auf keinen Fall laufen lassen darf, während hierzulande russophobe Kriegshetzer wie der Olivgrüne Fücks schon zum Regime Chance in Moskau blasen.  Verschwörungen und Verschwörungstheorien wo man hinschaut, nur die Fakten, die Realität und eine halbwegs objektive Darstellung derselben in den Medien…bleiben außen vor.Weiterlesen bei mathias-broeckers.com

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

Entdecke mehr von Sicht vom Hochblauen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen