Anton Hofreiter: Von Alpenblumen zum Kriegstreiber
Früher hätte man eigentlich erwartet, einer wie Anton Hofreiter, ein promovierter Biologe, kümmert sich um so etwas wie Bio-Landwirtschaft und Artenschutz. Heute kommen seine liebsten Tiere allerdings von Rheinmetall, und ganz nebenbei verursacht er noch diplomatische Flurschäden.
Anton Hofreiter ist ein „Grüner“, und daher nicht wirklich gut in Geografie. Das muss man wissen, wenn man die Sätze hört, die er im Morgenmagazin des ZDF von sich gab.
„Man muss mit dem viel härter umgehen, man muss sich darüber im Klaren sein, dass Viktor Orbán im Grunde ein korrupter Krimineller ist.“
Bekanntlich heißt aber der Präsident der Ukraine Selenskij und nicht Orbán. Alles, was Hofreiter bezogen auf Ungarn sagt, trifft exakt so auf die Ukraine zu:
„Dem geht es mit seinem Veto vor allem darum, um die EU-Gelder freizupressen, um sie dann wieder stehlen zu können für sich und seine Ganovenbande.“
Wirklich, für seine geliebte Ukraine ist das belegt. Nicht umsonst stöhnen die Sicherheitsbehörden der EU-Länder seit Monaten über all die Waffen, die aus der Ukraine zurück strömen, und wurde jüngst dort sogar der Verteidigungsminister abgesetzt – wegen Korruption. Überhaupt gibt es dort derzeit nur drei Sorten Politiker: die, die sich bereichern, die Bandera-Fanatiker und jene Bandera-Fanatiker, die sich außerdem bereichern.
Jeder weiß, dass dort die Flucht vor dem Militärdienst eine Frage des Geldes ist oder dass schon seit 2014 Gefallene nicht gemeldet werden, weil sie dann ein paar Monate länger einen Sold beziehen, der in den Taschen der Vorgesetzten landet. Die bündigste symbolische Zusammenfassung dieses ganzen ukrainischen Problems findet sich ganz am Anfang des Krieges: der ukrainische Präsident, der den Krieg im Donbass 2014 begonnen hat, der Oligarch Petro Poroschenko, war ganz nebenbei der größte Sarghersteller der Ukraine.
Aber Hofreiter ist offenkundig nicht nur geografisch desorientiert.
„Ich glaube, dass die Europäer da mit deutlich größerer Härte gegen Orbán vorgehen müssen.“
Warum sollte ihn auch die Tatsache interessieren, dass Orbán tatsächlich demokratisch gewählt ist? Demokratie ist für „Grüne“ wie Hofreiter kein wirkliches Kriterium.
„Wir brauchen ihn nicht unbedingt. Ich glaube, das ist der erste große Irrtum.“
Ja, es stört, dass Viktor Orbán sich immer wieder gegen die tollen Pläne von EU und NATO stemmt. Der entscheidende Punkt dabei ist allerdings: er verfolgt schlicht die Interessen seines Landes. Etwas, was Herrn Hofreiter selbstverständlich völlig fremd ist.
„Man muss dem einfach mal sehr, sehr deutlich sagen, was die Stunde geschlagen hat.“
In Wirtschaft sind sie auch nicht gut, unsere Grünlinge. Sonst wäre ihm im Verlauf der letzten zwei Jahre aufgefallen, dass es Konsequenzen hat, wenn man die ökonomische Basis eines Landes zerstört. Etwas, das Hofreiter mit seinen Freunden tut, und was Orbán verweigert. Die ganze Machtstellung Deutschlands in der EU war eine Konsequenz der wirtschaftlichen Stärke und der Tatsache, dass Deutschland der größte Geldgeber der EU war. Eine schrumpfende wirtschaftliche Basis hat da massive Konsequenzen – die deutsche Vormacht in der EU zerfällt gerade ebenso wie die US-Vormacht global. Hofreiter plustert sich auf und spreizt ein Gefieder, dem schon die Federn fehlen.
„Inzwischen sagen die Leute, Ungarn ist keine Demokratie mehr, die das untersuchen.“
Wie war das nochmal in der Ukraine? Alle Oppositionsparteien verboten?
„Ich glaube, die EU hat in aller Härte noch nicht begriffen, wie sehr sie von außen und innen angegangen wird.“
Von den Vereinigten Staaten beispielsweise, mit dieser Sprengung von Nord Stream. Aber das hat Hofreiter natürlich nicht gemeint. Sein wichtigstes Ziel sind noch mehr Waffen für die Ukraine, und selbst der zaghafte Einwand der Moderatorin, nur die Vereinigten Staaten zahlten mehr als Deutschland, beeindruckt ihn nicht:
„Aber es geht ja nicht darum, wo wir auf dem Treppchen stehen, sondern: Langt’s, um letztendlich dafür zu sorgen, dass Russland diesen Krieg verliert?“
Schon klar, dass jemand, der dermaßen ahnungslos blödes Zeug redet, nicht selber lesen kann. Aber es gab da eine ganze Reihe Artikel, die ihm diese Fantasie, dass „Russland diesen Krieg verlieren“ könne, austreiben können. Das war von Anfang an nicht im Angebot, aber ein klein bisschen Erbarmen mit den Ukrainern, die dafür geopfert werden, diese Fantasien am Leben zu erhalten?
„Wir haben die Panzer zu spät geliefert, wir zögern jetzt wieder bei den Taurus-Lieferungen, die Munitionslieferungen stocken, so dass die Ukraine sich nicht vernünftig verteidigen kann.“
Den letzten Punkt könnte ihm sogar Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklären. Munition muss man herstellen, in Fabriken, und eine bestimmte Zahl von Maschinen kann nur eine bestimmte Menge herstellen. Will man mehr, muss man erst Maschinen dafür bauen und dann die Arbeitskräfte finden, die die Maschinen bedienen. Seit April letzten Jahres ist bekannt, dass das im Westen nichts wird, jedenfalls nicht vor Ablauf mehrerer Jahre, aber bei Anton Hofreiter ist das bis heute noch nicht angekommen. Von dem Problem, dass die Taurus-Raketen ganz ernsthaft von Russland als Kriegsbeteiligung gewertet werden könnten, muss man bei Hofreiter gar nicht erst anfangen, das würde er ohnehin nicht begreifen.
Man möchte ihn eigentlich gerne in eine Zeitmaschine packen und dann als lebendes abschreckendes Beispiel auf einer der Friedensdemonstrationen der 1980er vorführen. Den Ur-Grünen gewissermaßen. Womöglich würde das die Gründung der Partei verhindern, wenn die damaligen Teilnehmer wüssten, dass am Ende ein Anton Hofreiter dabei herauskommt.
Leider gibt es keine Zeitmaschine. Und leider gibt es nicht einmal die Möglichkeit, ihn ein paar Tage zwischen all die Ukrainer zu stecken, die er so bereitwillig opfert, irgendwo in einen der gefrorenen Gräben im Donbass. Damit es selbst in sein vernageltes Hirn eindringt, dass Krieg nichts ist, womit man herumspielt. Und das nichts davon passieren würde, hätte man einfach nur zugehört, als Russland sagte, dass eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine eine nicht akzeptable Bedrohung sei.
Dabei war der Biologe Hofreiter, der Bilder von Alpenblumen malt, eigentlich mal einer von den Besseren in dieser Partei, ein Gegner von TTIP, kein eingefleischter Transatlantiker. 2015 war er noch gegen Waffenlieferungen für die Ukraine. 2022 allerdings war er bereits eingefleischter Kriegspolitiker, nicht nur in Richtung Russland, sondern auch in Richtung China – in einer Veranstaltung in Berlin forderte er indirekt eine Nahrungsmittelblockade gegen China, sollte es die Lieferung seltener Erden verweigern: eine Äußerung, die er mit dem Satz krönte, in der Geopolitik sei es oft geboten, „mit dem Colt auf dem Tisch“ zu verhandeln. Wobei Hofreiters Colt im Verhältnis zu China dann doch einen Spruch über Wildsau und Eiche in Erinnerung ruft, um das mal in eine für einen Biologen verständliche Metapher zu kleiden.
Irgendwo auf dem Weg zwischen Sauerlach und Berlin hat ihn der Größenwahn gepackt und die Vernunft verlassen. Wenigstens hält sich der Schaden, den er für Deutschland anrichten kann, in Grenzen – kaum anzunehmen, dass Viktor Orbán seine Pöbelei ernst nimmt. Wahrscheinlich würde er ihm nur nahelegen, zu seinen Alpenblumen zurückzukehren.
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