
Diese Woche ist Asa Winstanley bei Lowkey zu Gast, ein in London lebender Enthüllungsjournalist, der über Palästina und den Nahen Osten schreibt. Er stammt aus dem Süden von Wales und besucht Palästina seit 2004. Er schreibt für die bahnbrechende palästinensische Nachrichtenseite The Electronic Intifada, wo er Mitherausgeber ist, und verfasst außerdem eine wöchentliche Kolumne für den Middle East Monitor.
Nach dem NATO-Gipfel in Bukarest 2008 wurden mehrere Schlussfolgerungen gezogen und in einer gemeinsamen Erklärung der Teilnehmer veröffentlicht. Eine davon lautete: „Die NATO begrüßt die euro-atlantischen Bestrebungen der Ukraine und Georgiens nach einer Mitgliedschaft in der NATO. Wir sind uns heute einig, dass diese Länder Mitglieder der NATO werden“.
Damals machte die russische Regierung unmissverständlich klar, dass ein Beitritt der Ukraine zur NATO eine existenzielle Bedrohung für die Sicherheit Russlands darstelle. Im Jahr 2003 wurde die Ukrainische NATO-Bürgerliga mit dem Ziel gegründet, den Staat schrittweise in das Militärbündnis zu integrieren. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten haben die USA immer weiter darauf gedrängt und die Ukraine an den Punkt gebracht, an dem es kein Zurück mehr gibt.
Heute ist Russland von Polen und Rumänien aus mit Raketensystemen der NATO bedroht. Sollten in der Ukraine Raketen aufgestellt werden, die auf Russland gerichtet sind, wären sie nur 500 km von Moskau entfernt. Asa Winstanley weist darauf hin, dass die Vereinigten Staaten ebenfalls mit Gewalt reagieren würden, wenn jemand eine entsprechende Vereinbarung zwischen Russland und Mexiko gegen die Vereinigten Staaten vorschlagen würde. Die wirtschaftliche Seite dieses Krieges hat dazu geführt, dass Russland aus der Weltwirtschaft ausgeschieden ist und sich effektiv von Europa getrennt hat. Die Schließung der Nord Stream 2-Pipeline ist ein großer Sieg für die amerikanischen Flüssiggasproduzenten, die nun über Nacht den europäischen Gasmarkt übernehmen können.
Seit 2019 hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyy Neonazis in den ukrainischen Staat integriert, um als Bollwerk gegen Russland zu dienen. Wir haben jetzt die klare Situation, dass die NATO Naziorganisationen bewaffnet und ausbildet. Dies ist jedoch kein historischer Irrtum. Die NATO und die Vereinigten Staaten haben schon viele Male zuvor Nazis umarmt. Lowkey und Winstanley befassen sich mit der schmutzigen Geschichte dieser seltsamen Bettgefährten. „Dies ist ein großer, unausgesprochener Teil unserer Geschichte“, so Winstanley.
Winstanley erforscht die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa und zeigt Beispiele dafür auf, wie Nazis rehabilitiert, in die Maschinerie des US-Imperiums eingegliedert und als Kalte Krieger eingesetzt wurden. Er weist auf die Ironie der Geschichte hin, dass die Sowjetunion selbst zu einem bestimmten Zeitpunkt versuchte, der NATO beizutreten:
Wenn man sich die Geschichte der NATO anschaut, dann wussten die Russen, die UdSSR zu dieser Zeit, worum es ging – es ging darum, zu Beginn des Kalten Krieges ein antirussisches Militärbündnis zu schaffen. Die Russen sagten: OK, es ist ein Verteidigungsbündnis, wir werden beitreten. Sie beantragten den Beitritt und wurden natürlich abgelehnt.“
Winstanley geht auch auf seine Untersuchung der umstrittenen Bewaffnung des ukrainischen Neonazi-Bataillons Asow mit Taavor-Gewehren durch Israel ein. Ein weiterer unausgesprochener Aspekt der Gegenwart ist die Beziehung zwischen dem ukrainisch-israelischen Oligarchen Igor Kolomoisky und Präsident Zelensky. Kolomoisky war sein wichtigster Geldgeber bei den Wahlen 2019 und auch ein wichtiger Gönner des Asow-Bataillons. Der Hinweis auf diese unbequeme Wahrheit hat in der digitalen Sphäre zu erheblichen Verästelungen geführt. Winstanley, der derzeit von Twitter suspendiert ist, weil er auf die NATO-Allianz mit Neonazis hingewiesen hat, sagte: „Wir erreichen einen wirklich gefährlichen Moment, in dem dieser McCarthyismus aufgepeitscht wird.“
Lowkey ist ein britisch-irakischer Hip-Hop-Künstler, Akademiker und politischer Aktivist. Als Musiker hat er mit den Arctic Monkeys, Wretch 32, Immortal Technique und Akala zusammengearbeitet. Er ist Schirmherr der Stop The War Coalition, der Palestine Solidarity Campaign, des Racial Justice Network und des Peace and Justice Project, das von Jeremy Corbyn gegründet wurde. Er hat auf Plattformen von der Oxford Union bis zur Royal Albert Hall und Glastonbury gesprochen und aufgetreten. Sein letztes Album, Soundtrack To The Struggle 2, auf dem Noam Chomsky und Frankie Boyle zu hören sind, wurde bereits millionenfach gestreamt.
A History of NATO and Nazis, with Asa Winstanley
his week Lowkey is joined by Asa Winstanley, an investigative journalist living in London, who writes about Palestine and the Middle East. He hails from the south of Wales and has been visiting Palestine since 2004. He writes for the groundbreaking Palestinian news site The Electronic Intifada, where he is an associate editor, and also writes a weekly column for the Middle East Monitor.
Daniele Ganser
Nato Geheimarmeen in Europa
Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung
Orell Füssli 2009
Dieses Buch zeichnet ein erschreckendes Bild: Ein durch die NATO und die militärischen Geheimdienste koordiniertes Netzwerk von Geheimarmeen war bis zum Auseinanderfall der Sowjetunion in mehreren westeuropäischen Ländern in schwere Verbrechen verwickelt, darunter Mord, Folter, Staatsstreich und Terror. <P>Daniele Ganser ist in seiner mehrjährigen Forschungsarbeit auf brisante Dokumente gestoßen: Sie belegen, dass die von den USA angeführte Militärallianz nach dem Zweiten Weltkrieg in allen Ländern Westeuropas geheime Armeen aufgebaut hat, welche von den Geheimdiensten CIA und MI6 trainiert wurden. Ihr Ziel: im Falle einer sowjetischen Invasion als Guerilla zu kämpfen, um die besetzten Länder wieder zu befreien. Doch dabei ist es nicht geblieben. Gezielt wurden Attentate gegen die eigene Bevölkerung ausgeführt, um Unsicherheit zu erzeugen und den Ruf nach einem starken Staat zu unterstützen. Sowohl die ursprüngliche Planung als auch die antikommunistisch motivierten Verbrechen sind heute der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt.
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