Flugzeugabsturz: Wagner-Chef Prigoschin an Bord? Was derzeit bekannt ist
Jewgeni Prigoschins Privatflugzeug, unter dessen Passagieren er sich laut Behördenmitteilung befand, stürzte am Abend des 23. August 2023 im russischen Gebiet Twer ab. Überlebende gab es nicht. Ermittlungen laufen. RT präsentiert die bisher bekannten Daten.
Flugzeugabsturz: Wagner-Chef Prigoschin an Bord? Was derzeit bekannt ist
RA-02795 lautete die Identifikationsnummer des Flugzeugs, das Jewgeni Prigoschin, dem Leiter des russischen privaten Militärdienstleisters Wagner, gehörte. Diese 16 Jahre alte Maschine, Modell ERJ-135BJ Legacy 600 aus Herstellung der brasilianischen Firma Embraer, stürzte nahe der Siedlung Kuschenkino im russischen Gebiet Twer ab. Angaben des Fluginformationsportals Flightradar 24 besagen, sie sei zuvor kurz vor 18 Uhr örtlicher Zeit mit einer weiteren Maschine derselben Modellreihe ab dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo zum Sankt Petersburger Flughafen Pulkowo gestartet. Um 18:10 habe sie die Höhe von etwa 8,5 Kilometern erreicht und diese neun Minuten gehalten, sei dann über neun Kilometer auf- und anschließend wieder auf gut acht Kilometer abgestiegen. Schließlich sei sie ein letztes Mal kurzzeitig auf- und sofort auf eine Höhe von etwa sechs Kilometern abgestiegen – dies sind die letzten vom Flugzeug übermittelten Daten.
Videomaterial, das von den Nachrichtenkanälen Mash und Baza auf Telegram veröffentlicht wurde und in Zusammenhang mit dem Absturz der RA-02795 gebracht wird, zeigt den Absturz einer Maschine ähnlicher Größe. Eine weibliche Stimme kommentiert:
„, da wurde eine Drohne abgeschossen! Zweimal hat es geknallt, zwei Explosionen. Jetzt fällt sie. Schau dir das an, sie fällt! . , wo wird sie hinknallen? Wo ist sie abgestürzt? Da fliegen Trümmer. Irgendwo ist sie abgestürzt –, schau dir den Rauch an, was da für Wolken aufsteigen! Und da fallen noch Trümmer. , ich krieg hier das Zittern. !. Da, bei dem Bauernhof! Es brennt. Ich verstehe nicht, ist das bei dem Bauernhof oder nicht?“
Nach den zwei besagten Knallgeräuschen habe die Maschine ihr Heck samt Rudern sowie eine Tragfläche verloren, die nahe einer verlassenen Farm in Kuschenkino niedergingen. Das Wrack des Flugzeugs fing nach dem Absturz Feuer. Laut einer Kinderstimme seien am Wrack drei Leichen zu sehen gewesen. Überlebende gibt es nicht.
Die zweite Maschine, eine ERJ-135BJ Legacy 650 mit der Bordnummer RA-02748, soll den Flug zum Zielflughafen abgebrochen haben und am Business-Flughafen Ostafjewo des Moskauer Verwaltungsbezirks Neu-Moskau gelandet sein – offiziell bestätigt wurde dies jedoch bisher nicht.
Nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde Rosaviazija befanden sich an Bord der abgestürzten Legacy 600 sowohl Jewgeni Prigoschin selbst als auch Dmitri Utkin, ein ranghoher Kommandeur der Wagner-Gruppe. Weitere Fluggäste sollen Sergei Propustin, Jewgeni Makarjan, Alexander Totmin, Valeri Tschkalow und Nikolai Matussejew gewesen sein. Die Besatzung habe aus Pilot Alexei Lewschin und Copilot Rustam Karimow und der Flugbegleiterin Kristina Raspopowa bestanden. Die Behörde betont:
Der Flug des Flugzeugs Embraer-135 (EBM-135BJ) wurde auf der Grundlage einer Genehmigung für die Nutzung des Luftraums durchgeführt, die gemäß dem festgelegten Verfahren erteilt wurde.
Obwohl Prigoschin und Utkin als Fluggäste der Maschine gelistet sind, gab Rosaviazija ihren Tod nicht offiziell bekannt. Weitere zuständige Behörden gaben am späten Abend des 23. August an, acht Leichen geborgen zu haben, doch alle seien verkohlt gewesen. Namen wurden nicht genannt.
Jewgeni Prigoschin, ein erfolgreicher Geschäftsmann im Gastronomiebereich, vor allem im Catering, gründete die Wagner-Gruppe im Jahre 2014. Kämpfer dieses privaten Militärunternehmens sollen noch vor dem Jahr 2022 und dem Beginn der russischen militärischen Sonderoperation im ukrainischen Krieg an Kämpfen im Donbass teilgenommen haben. Prigoschin dementierte bis zu diesem Jahr jegliche Beziehung zur Wagner-Gruppe. Weiteres Einsatzgebiet soll Syrien gewesen sein, wo ein Kontingent der Wagner-Gruppe im Jahr 2018 mit US-Truppen zusammengestoßen sein soll.
Als Wagner-Sturmtrupps die Stadt Artjomowsk der russischen Volksrepublik Donezk in hartem Häuserkampf von ukrainischen Truppen befreiten, machte Prigoschin medial auf sich selbst und die Wagner-Gruppe aufmerksam. Er warf ranghohen russischen Militärs unter anderem vor, seinen Einheiten angemessene Versorgung mit Artilleriemunition zu verweigern. Kurz vor der vollständigen Befreiung der Stadt Ende Mai waren besagte Versorgungsprobleme, sofern sie zuvor denn wirklich gegeben waren, augenscheinlich gelöst. Jedenfalls hörten entsprechende Mitteilungen seitens Prigoschin auf.
Im Juni 2023 nahm Prigoschin die mediale Fehde mit dem russischen Verteidigungsministerium allerdings wieder auf. Er warf dem regulären russischen Militär vor, ein Wagner-Feldlager mit Artillerie beschossen zu haben.
Wenig später erklärte er, einen Marsch auf Moskau vornehmen zu wollen, um, wie es hieß, „korrupte Militärs“ von ihren Posten zu befreien. Ein kleiner Teil der Wagner-Truppen machte sich in einer Kolonne von militärischen Landfahrzeugen auf den Weg und schaffte es bis zum Gebiet Lipezk.
Russlands Staatschef Wladimir Putin wertete diesen Vorgang offiziell als Meuterei und Stoß in den Rücken. Er kündigte entschiedene Maßnahmen zum Wiederherstellen der Ordnung an. Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko, schaltete sich als Vermittler ein. Innerhalb von einem Tag war der Aufstand beendet. Wagner-Einheiten, die daran teilgenommen hatten, wurden mit Prigoschins offiziell bekanntgegebenem Einverständnis nach Weißrussland disloziert. Dem Rest des Wagner-Kontingents wurde die Möglichkeit eingeräumt, sich in offiziellen Dienst des russischen Militärs zu stellen.
Nach zwei Monaten medialer Funkstille veröffentlichte Prigoschin am Montag, dem 21. August 2023, einen Videoclip, den er allem Anschein nach in Afrika aufnahm. In diesem gab er bekannt, dass die Wagner-Gruppe wieder Kämpfer rekrutiere und „Such- und Auskundschaftungsaktionen“ gegen „den IS, Al-Qaeda und andere Banditen“ auf dem afrikanischen Kontinent vornehme.
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