Günter Verheugen: „Die NATO ist nicht das Problem – ihre gegenwärtige Politik ist das Problem“

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Cover: Günter Verheugen Wikipedia

Günter Verheugen: „Die NATO ist nicht das Problem – ihre gegenwärtige Politik ist das Problem“

20.Juni 2023

Günter Verheugen, ehemaliger Vizepräsident der Europäischen Kommission, über den vom Westen befeuerten Regime Change in Kiew im Jahr 2014, Angela Merkels politischen Betrug in der Ukraine und die engen Spielräume der deutschen Politik.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Bei einer Buchvorstellung vor ein paar Tagen haben Sie gesagt, die wichtigste Währung in der internationalen Politik sei Vertrauen. Wurde dieses Vertrauen zwischen Deutschland und Russland beziehungsweise zwischen der EU und Russland mit Beginn des Ukrainekrieges endgültig verspielt?

Günter Verheugen: Ob das Vertrauen „endgültig“ dahin ist, wage ich nicht zu entscheiden. Fest steht allerdings, dass wir es nicht mit einer kurzfristigen Störung im Verhältnis zwischen dem „Westen“ und Russland zu tun haben, sondern mit einem tiefen Zerwürfnis. Das zu heilen wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man das überhaupt will. Davon bin ich heute nicht überzeugt.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Können Sie kurz zusammenfassen, wie es zu dem Ukrainekrieg kommen konnte? Ist er vom Himmel gefallen oder gab es eine Vorgeschichte?

Günter Verheugen: Es gibt eine lange und eine kurze Vorgeschichte. Die lange geht zurück bis in das Jahr der Deutschen Einheit und die Entscheidung der NATO, sich nach Osten auszudehnen und immer näher an Russland heranzurücken. Das markanteste Element dieses Teils der Geschichte ist der geopolitische Konflikt um die Ukraine. Dabei geht es nicht darum, was für die Ukraine das Beste ist. Es geht vielmehr um die strategische Schwächung Russlands. Die kürzere Vorgeschichte betrifft die Jahre 2013/2014 mit dem vom Westen befeuerten Regine Change in Kiew, der in der Ukraine zu einer scharf anti-russischen Politik führte.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Ein „Zeit“-Interview der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel wird von vielen dahingehend interpretiert, dass sich die westliche Seite die Minsker Abkommen nur eingelassen hat, um der Ukraine Zeit zu kaufen und sie gegen Russland aufzurüsten. Teilen Sie diese Einschätzung?

Günter Verheugen: Es fällt mir schwer, das zu glauben, aber Frau Merkel hat es gesagt und der französische Ex-Präsident Hollande hat es bestätigt. Auch der ehemalige ukrainische Präsident Poroschenko äußerte sich in diesem Sinn. Das jedenfalls ist glaubhaft durch das Obstruktion der Minsk-Abkommen durch die Ukraine, was ihre Abkommens-Pflichten anging, belegt. Wenn es so war, wie Merkel sagte, dann war das ein glatter politischer Betrug. Wer könnte unter solchen Umständen noch Vertrauen erwarten? Weiterlesen in den deutschen-wirtschaftsnachrichten.de

1 Kommentar zu Günter Verheugen: „Die NATO ist nicht das Problem – ihre gegenwärtige Politik ist das Problem“

  1. Ganzer Artikel leider hinter Bezahlschranke. Aber auch in diesem Teil bekennt sich der hochrangige und besonders erfahrene Politiker erneut zu dem, was den Lesern hier und so vielen Menschen schon lange klar geworden ist: Der Ukrainekrieg hat eine Vorgeschichte. Eine lange seit der Deutschen Einheit mit den dann folgenden abmachungswidrigen Nato -Osterweiterungen und einer kurzen, als 2014 der Westen, voran die USA den Regime change in Kiew herbeiführten. Unglaublich und unfassbar, wie die Ampel diese Tatsachen ignoriert und uns stattdessen mit aller Macht und einem Feindbild täuscht.

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