Interview mit dem Koordinator der US-Friedensorganisationen zum Krieg in der Ukraine
Von Felicitas Rabe
Interview mit dem Koordinator der US-Friedensorganisationen zum Krieg in der Ukraine
Die Sanktionen gegenüber Russland würden den USA und Europa immer spürbarer schaden. Immer mehr Menschen würden Fragen zum Krieg zu stellen. Die Friedensbewegung müsse sich parallel zu diesem Haltungswechsel aufbauen, erklärte der Koordinator der US-Friedensbewegung in Rom.
Zu der Internationalen Friedenskonferenz in Rom am letzten Oktoberwochenende war auch der Koordinator der United National Antiwar Coalition (UNAC) Joe Lombardo aus den USA angereist.
„Wir erleben gerade einen entscheidenden Moment in der Geschichte der Menschheit. Der US-Kolonialismus wird beendet werden“, erklärte der Aktivist aus den USA vor den Friedensaktivisten aus aller Welt.
Die USA und die NATO wollten Russland und China zerstören – aber ihre Sanktionen seien nach hinten losgegangen. Der von den USA und der NATO geführte Krieg in der Ukraine sei gescheitert. An diesem Wendepunkt der Geschichte sollten die internationalen Friedensaktivisten ein starkes Netzwerk aufbauen und gemeinsam die NATO zu Fall bringen.
Mit der Berichterstatterin sprach er über die Friedensbewegung in den USA und deren Haltung zu den Kriegen in der Ukraine und in Israel und Palästina. Die UNAC (United National Antiwar Coalition) sei ein Bündnis von rund 100 US-amerikanischen Friedensorganisationen, wie zum Beispiel der Black Alliance for Peace, der Veterans for Peace und vielen weiteren Friedensinitiativen unterschiedlicher internationaler Communities aus den USA. In der Antiwar Coalition beteiligten sich auch linke Gruppen und lokale Friedensinitiativen.
Die US-amerikanischen Friedensorganisationen im UNAC-Bündnis verbinde als gemeinsames Ziel der Kampf gegen die US-Regierung als Hauptverursacher von Krieg und Ungerechtigkeit in der Welt. So heißt es in ihrer Selbstbeschreibung:
„Die United National Antiwar Coalition (UNAC) kämpft gegen Kriege im In- und Ausland. … Wir wollen gemeinsam gegen den Hauptverursacher von Krieg und Ungerechtigkeit in der Welt vorgehen: die US-Regierung und ihre Verbündeten und Stellvertreter.“
Als Grund für die US-geführten Kriege schreibt die UNAC weiter: „Kriege werden ohne Debatte und ohne Endpunkt angezettelt, um die Hegemonie der USA über die Ressourcen aufrechtzuerhalten und weil Krieg für die Kriegsindustrie äußerst profitabel ist. Wir erkennen das Recht Washingtons nicht an, irgendwo auf der Welt militärisch zu intervenieren, egal aus welchem Grund. Wir lehnen alle US-Kriege, Kriegsdrohungen, Stellvertreterkriege, Blockaden, Sanktionen, verdeckte Aktionen, Cyberkriege, Drohnenkriege, Flugverbotszonen und jede andere Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ab. Wir lehnen das Konzept der ‚humanitären Intervention‘ ab. Wir fordern die Schließung aller US-Auslandsbasen, die Abschaffung aller Atomwaffen und den Transfer von Billionen von Steuergeldern, die für die Vorbereitung und Durchführung von Kriegen verwendet werden …“
Die Haltung der US-amerikanischen Friedensbewegung zum Krieg zwischen Israel und Palästina und zum Krieg in der Ukraine
Wie sich die US-amerikanische Friedensbewegung zum Konflikt in Israel und Palästina verhalte, wollte die Autorin von Lombardi wissen. Dem US-Friedenskoordinator zufolge fanden in den vergangenen Wochen in mehreren US-amerikanischen Großstädten, wie zum Beispiel in New York, San Francisco und Washington, D.C. große Solidaritäts-Demonstrationen mit dem palästinensischen Volk statt. Jeweils rund 10.000 bis 15.000 Teilnehmer hätten dabei gefordert, dass Israel sofort die Bombardierung der sogenannten Westbank und des Gazastreifens beenden müsse.
Zur Haltung gegenüber dem „US-NATO-Krieg in der Ukraine“ sei die US-amerikanische Friedensbewegung gespalten, erklärte der UNAC-Koordinator. Aber mittlerweile lehnen laut offiziellen Umfragen 80 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung weitere Waffenlieferungen in die Ukraine ab. Sie seien auch gegen weitere Finanzierung des Ukrainekriegs durch die USA.
Was können Friedensaktivisten in dieser Situation ausrichten?
Ob er glaube, dass eine internationale Friedensbewegung in dieser Situation etwas bewegen könne, lautete eine weitere Frage. Nach Lombardis Einschätzung werden die USA den Krieg in der Ukraine verlieren: „Ich denke, dass die Menschen in Deutschland und in den USA sehen werden, wie die NATO und die USA den Krieg in der Ukraine verlieren werden.“
Zudem schlügen die Sanktionen auf die Verursacher zurück und schadeten den USA und Europa selbst, und zwar stetig schmerzhafter. Dieser Effekt würde sich noch weiter steigern. Immer mehr Menschen aus der Bevölkerung dort würden das schließlich auch erkennen. Diese Menschen würden fragen, ob es das alles wert wäre. Ihre Fragen würden immer öfter und immer lauter vernehmbar werden. Darin läge die Chance für die Friedensbewegung:
„Als Friedensbewegung müssen wir diese Chance ergreifen. Wir müssen uns zunutze machen, dass sich die Haltung der Bevölkerung zum Krieg in der Ukraine ändert. Unsere Bewegung muss sich rund um diesen Haltungswechsel in der Bevölkerung aufbauen. Und diese Konferenz stellt hoffentlich einen Anfang dar.“
Lombardo lud alle Friedensaktivisten ein, zu der geplanten internationalen Friedenskonferenz „No to NATO, Yes to Peace“ und zur Großdemonstration vom 6. bis 7. Juli 2024 nach Washington, D.C. in die USA zu kommen.
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