Korea: Kolonie, Teilung, Krieg und 70 Jahre fragiler Frieden (Teil I) und Teil (l l) von Rainer Werning

 

Ich danke Rainer Werning für die Zusendung seiner interessanten Korea Artikel und für die

Genehmigung der Zweitveröffentlichung

 

Korea: Kolonie, Teilung, Krieg und 70 Jahre fragiler Frieden (Teil I)

Rainer Werning
Ein Artikel von Rainer Werning

Seit dem Ende des Koreakrieges im Sommer 1953, der als erster „heißer“ Konflikt des Kalten Krieges gilt und mitunter auch als „der Krieg vor Vietnam“ bezeichnet wird, herrscht in diesem Teil Nordostasiens lediglich ein Waffenstillstandsabkommen. Korea hatte in der Region das historische „Pech“, nach langjähriger japanischer Kolonialherrschaft auch noch nach Kriegsende infolge imperialer Großmachtbestrebungen seitens der beiden Siegermächte USA und Sowjetunion geteilt zu werden. Im Süden Koreas sind noch immer etwa 28.500 US-Soldaten stationiert, die gemeinsam mit südkoreanischen Verbänden regelmäßig Militärmanöver abhalten. Was Nordkorea als andauernde Provokation und akute Bedrohung betrachtet und deren Regierung veranlasste, schrittweise ein eigenes Nuklearprogramm zu entwickeln und als „nationale Schutzmaßnahme“ zur neunten Atommacht aufzusteigen. Eine Rückblende von Rainer Werning, deren abschließender zweiter Teil morgen erscheint. [*]

Bedingungslose Verehrung des Tenno

„1930 wurde ich in dem koreanischen Dorf Suncheon als japanischer Staatsbürger geboren. Meine Eltern gaben mir zwar den Namen Choi Chang-Wha, doch für die Japaner, die unser Land seit 1910 zur Kolonie gemacht hatten und besetzten, hieß ich Sai Shoka. Das war mehr als nur eine Namensänderung; es entsprach dem Plan der Besatzungsmacht, die ethnische und kulturelle Identität der Koreaner auszulöschen und sie zu Japanern zu machen. Schon vor dem Krieg waren wir in unserem eigenen Land gezwungen, vor dem Shinto-Schrein [1], dem Symbol unserer Unterdrückung, den Tenno, den japanischen Kaiser, anzubeten. Kurz vor Kriegsende hat die japanische Militärpolizei dann alle Koreaner in geheime Keller geschleppt und ihnen zwangsweise Fingerabdrücke abgenommen. Für mich war das ein Kotau vor dieser Macht; ich sollte hier meine ethnische Identität ablegen.“

So erinnerte sich der koreanische Pfarrer Choi Chang-Wha im Gespräch mit diesem Autor, dessen Familie während des Zweiten Weltkriegs gewaltsam nach Japan verschleppt worden war. Chois Schicksal erlitten Hunderttausende Koreaner, nachdem sich Japan, der östliche Nachbar auf der anderen Seite des Japanischen Meeres, von Koreanern Ostmeer genannt, das Land 1910 endgültig als Kolonie einverleibt hatte. Für Korea und seine Menschen ein Martyrium, das 35 lange Jahre ihr Leben bestimmte. Zum Verhängnis wurde dem Land seine geographische Lage – eingekeilt zwischen dem riesigen Nachbar China und dem Großmachtambitionen hegenden Japan.

„Vor kaum 20 Jahren wusste man im großen Publikum über Korea nur, dass es eine weltentlegene Halbinsel Ostasiens sei.“

Dies schrieb im Jahre 1901 der deutsche Handelsreisende Carl Wolter im Rückblick auf die Jahre nach seiner Ankunft in Korea. Seinen Bericht Korea, einst und jetzt, in dem er die Eindrücke seiner Reise festhielt, veröffentlichten die Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg:

„So abgeschlossen ist Korea indessen nie gewesen. Von Anfang des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts hatte in Pusan, im Südosten des Landes, eine japanische Niederlassung bestanden, in der ein reger Kleinhandel betrieben wurde. Desgleichen vermittelten die Plätze entlang der chinesisch-koreanischen Grenze, an der Straße zwischen Seoul, der Hauptstadt Koreas, und Peking, der Hauptstadt Chinas, einen regen Güteraustausch, von dessen Bedeutung noch heute verfallene Empfangsgebäude Zeugnis ablegen.“

1868 bestieg Kaiser Mutsuhito den japanischen Thron. Unter seiner Herrschaft wurde das Land grundlegend verändert. Mutsuhito stellte seine Ära unter die Devise Meiji, was „erleuchtete Regierung“ heißt. Gut 20 Jahre später, um 1890, hatte er seine Macht so weit gefestigt, dass sie in der neuen japanischen Verfassung verankert wurde. Über den Kaiser hieß es darin:

„Der Tenno ist heilig und unverletzlich.“

Als Souverän des Landes und direkter Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu regierte der Tenno mit unbeschränkter Machtfülle. Er stand an der Spitze von Armee und Marine und kontrollierte die Exekutive und Legislative. Mutsuhito stützte seine Macht auf ein stehendes Heer mit allgemeiner Wehrpflicht. Sein zentraler Wahlspruch „Reiches Land, starke Armee“ ließ erahnen, wie dominant die Rolle des Militärs künftig sein würde. Dieses gab sich mitnichten damit zufrieden, daheim lediglich Kasernen und Baracken zu hüten. „Reiches Land, starke Armee“ war praktisch der Auftrag, Japans Reichtum durch die Inbesitznahme fremder Territorien zu stärken, die dortigen Bodenschätze zu nutzen und Arbeitskräfte auszubeuten. Nichts anderes hatten ja die westlichen Kolonialmächte seit Jahrhunderten vorexerziert.

Siegreiche Feldzüge gegen China und Russland

Ihren ersten bewaffneten Interessenkonflikt führten die japanischen Streitkräfte 1894/95 gegen China. Vorrangig ging es um die Vormachtstellung auf der Koreanischen Halbinsel. Diese wurde 1894 von langanhaltenden Bauernaufständen erschüttert. Chinesische Truppen und China wohlwollend gesinnte Gruppen in Seoul meinten, die Gunst der Stunde nutzen zu können, bis die königlich-koreanische Regierung zu ihrem eigenen Schutz japanische Truppen um Unterstützung bat. Diese intervenierten nur zu gern, wuchs doch so die Chance, schrittweise die Politik, Verwaltung und Wirtschaft der Halbinsel zu dominieren. Denn wer Korea beherrschte, übte über militärstrategische Vorteile hinaus die Kontrolle über ein Land aus, das im Norden über reiche Bodenschätze und im südlichen Teil über ausgedehnte Reisanbauflächen verfügte. Japan entschied den Waffengang gegen China für sich und erhielt als Kriegsbeute auch noch Formosa, das heutige Taiwan.

Ein Jahrzehnt später blieben Japans Heer und Marine auch im Krieg mit Russland siegreich. Erneut war Korea der Zankapfel. Gesandte des schwachen koreanischen Königshauses hatten als Gegengewicht zur wachsenden japanischen Präsenz im Lande versucht, das zaristische Russland, das eigene Ambitionen in Fernost hegte, als Verbündeten zu gewinnen. Japans Sieg über die russischen Fernoststreitkräfte unterstrich, dass nun auch das Kaiserreich zu einer Großmacht avanciert war.

Bereits 1905 zum japanischen Protektorat erklärt, musste Korea seine diplomatischen und staatlichen Rechte an den übermächtigen Nachbarn abtreten. Als erster japanischer Generalgouverneur und faktisch oberster Herrscher Koreas bezog Ito Hirobumi [2] in Seoul Quartier. Der glühende Befürworter eines größeren japanischen Reiches war maßgeblich daran beteiligt, die Autorität des koreanischen Königshauses zu untergraben. So mächtig und angesehen Ito Hirobumi in Japan war, so verhasst war und blieb er unter der koreanischen Bevölkerung. Im Jahre 1909, während eines Aufenthalts in der mandschurischen Stadt Harbin [3], wurde er das erste prominente Opfer antikolonialen Protestes – niedergestreckt von dem koreanischen Patrioten An Chung-gun. [4] Für Tokio Grund genug, die Beherrschung Koreas zu vertiefen. Der koreanische König Gojong musste zugunsten seines noch schwächeren Sohnes abdanken und am 22. August 1910 ward der Annexionsvertrag unterzeichnet. Damit war Koreas Kolonialstatus offiziell besiegelt. Nun hatten japanische Militärs das Sagen, während japanische Großunternehmen und mit dem kaiserlichen Hof liierte Firmen und Banken Land und Leute schröpften. Zwar entstand in Korea eine Infrastruktur – Straßen wurden gebaut und das Schienennetz erweitert – doch den Aufbau einer eigenständigen nationalen Wirtschaft und Industrie ließen die Besatzer nicht zu.

Als Erstes führte die neue Kolonialmacht ein umfassendes Landvermessungsprogramm durch, um einen Überblick über die Eigentumsverhältnisse zu gewinnen. Die überwiegend bäuerliche Bevölkerung musste innerhalb einer von den Kolonialbehörden gesetzten Frist den japanischen Beamten Lage und Größe von Landparzellen melden. Die meisten Bauern verstanden diese Aufforderung nicht, da sie weder lesen noch schreiben konnten. Verpassten sie den Meldetermin, was die Regel war, verloren sie das Land, von dem ihre Familien seit Generationen gelebt hatten. Sodann ordnete die Kolonialverwaltung an, hauptsächlich Reis anzubauen und mit dem Großteil der Ernten die japanische Bevölkerung zu versorgen. Korea avancierte zur Reiskammer Japans, während im Lande selbst Armut und Hunger grassierten. Bauern wurden über Nacht zu Bettlern, die übers Land zogen oder im Nordosten Chinas, in der Mandschurei, Arbeit suchten.

Niederschlagung von Widerstand und Protesten

Ermutigt durch die 14-Punkte-Erklärung des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, der die nationale Selbstbestimmung der Völker forderte, übergaben am 1. März 1919 koreanische Oppositionelle der japanischen Regierung eine von namhaften Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterzeichnete Unabhängigkeitserklärung und verlangten darin die Wiederherstellung der koreanischen Souveränität. Diese politische Offensive ward von massiven Straßenprotesten begleitet. Die japanischen Behörden registrierten landesweit knapp 1.500 Großdemonstrationen in 217 Städten, an denen sich allein innerhalb der ersten drei Monate nach Verkündung der Unabhängigkeit zirka zwei Millionen Menschen beteiligten – ein Zehntel der damaligen Bevölkerung Koreas. Die japanischen Besatzungstruppen benötigten ein Jahr, um die Unabhängigkeitsbewegung zu unterdrücken und das Land gewaltsam zu „befrieden“.

„Alles für den Tenno“ – diese Devise galt nicht nur in Japan. Auch das japanische Generalgouvernement in Korea tat alles, um die Bevölkerung im Geiste des Tenno zu erziehen. Aus Koreanern sollten – so wörtlich – „gute, gehorsame und jederzeit aufopferungswillige Untertanen werden“. Der Slogan „Alles für den Tenno“ bedeutete auch, das kollektive Gedächtnis der Koreaner einzufrieren, ihre Kultur und Traditionen auszulöschen. Je unerbittlicher Japan ab Sommer 1937 seine Aggression gegen China fortsetzte, dessen rohstoffreiche Mandschurei im Nordosten es bereits 1931 annektiert und dort den Marionettenstaat „Mandschukuo“ [5] kreiert hatte, desto unerträglicher wurde auch die Lage der Koreaner. Junge Männer wurden nunmehr scharenweise in japanische Uniformen gepresst; schließlich standen weitere Eroberungen im Pazifik und in Südostasien bevor. Familien der Ober- und Bildungsschicht indes, die mit der Besatzungsmacht liebäugelten, waren stolz darauf, ihre Söhne auf japanische Militärakademien in Japan und in der Mandschurei zu schicken.

Die japanische Regierung krempelte überdies das koreanische Bildungs- und Erziehungssystem drastisch um. Koreanisch wurde aus dem Lehrplan der koreanischen Schulen gestrichen. Die Schüler waren fortan gezwungen, stattdessen Japanisch zu lernen. Öffentliche Verlautbarungen mussten jetzt in Japanisch geschrieben sein, koreanische Geschichte durfte nicht mehr gelehrt werden. Koreanern ward es untersagt, öffentlich ihre Sprache zu sprechen. Noch demütigender war für die Menschen der Erlass aus Tokio, ihre Namen zu japanisieren. Aus Protest gegen diese Politik der Besatzer verübten viele ältere Leute Selbstmord. Sie ertrugen es nicht, die mit ihrem Namen verknüpfte Familiengeschichte und Ahnenreihe preisgeben zu müssen. Sohn Kee-Chung [6] beispielsweise, der überragende Gewinner des Marathonlaufs bei den XI. Olympischen Sommerspielen während des Nationalsozialismus 1936 in Berlin, bestieg als „Japaner“ das Siegerpodest und ging als „Kitei Son“ in die olympischen Annalen ein. Ursprünglich stammte Sohn Kee-Chung aus dem Norden Koreas. Er starb in hohem Alter im Süden des Landes, wenngleich er in ganz Korea bis heute als Sportlerlegende gilt.

Tiefe Demütigungen

Nicht nur Namen mussten geändert werden. Selbst die Geschichte des Landes wurde umgedeutet. Für Japan und eine ihm hörige Zunft koreanischer Historiker wurde Korea zur Stagnation verdammt und galt als unfähig, jemals unabhängig zu werden. Eine koloniale Durchdringung von Hirnen und Herzen mit weitreichenden Konsequenzen konstatierte die koreanisch-deutsche Philosophin Choe Hyondok, die eine Zeit lang als Asienreferentin beim Missionswissenschaftlichen Institut Missio in Aachen arbeitete:

„Der erste Grund ist die Stagnationsthese, wonach die koreanische Gesellschaft nicht in der Lage ist, eine Reform durchzuführen. Der zweite Grund ist die Hegemoniethese, die besagte, dass das koreanische Volk außerstande sei, autonom etwas auf die Beine zu stellen. Und dieser Kolonialismus hat auch mental die Menschen kolonialisiert. Irgendwie sind wir auch in die Situation geraten, den Glauben an uns selbst verloren zu haben.“

Diese Demütigung nährte unterschiedliche Reaktionen: von politischem Protest über militärischen Widerstand bis hin zu Verzweiflung und innerer Emigration. Der Dichter Kim Hae-Kyoung, der sich den Künstlernamen Yi Sang (Yisang) zugelegt hatte und bereits 1937 als nur 27-Jähriger an Tuberkulose gestorben war, hatte die Verwerfungen, Widersprüche und Brüche seiner Zeit literarisch verarbeitet. Selbstbild lautet eines seiner Gedichte, das die Koreanistin Marion Eggert ins Deutsche übersetzt hat [7]:

„Hier ist die Totenmaske irgend eines Landes.
Es geht auch das Gerücht um, die Totenmaske sei gestohlen.
Dieser Bart, ein nicht in die Reife gekommenes Grasland der Arktis,
ist seiner Verzweiflung bewusst und pflanzt sich nicht fort.
In einer Fallgrube, wo seit Äonen der Himmel für immer gefangen sitzt,
sind Vermächtnisworte wie Grabsteine, heimlich versunken.
Dann gehen an ihrer Seite unvertraute Handsignale, Fußsignale vorbei,
wohlbehalten und reserviert.
Da beginnt der einst erhabene Inhalt auf ein oder andere Weise zu knittern.“

Die Unmöglichkeit, in der kolonialen Situation Subjektivität und menschenwürdige Existenz zu vereinen, war Yi Sangs beherrschendes Thema und gleichzeitig das Dilemma seiner Heimat. Dazu merkte Marion Eggert im Gespräch mit dem Autor an:

„Hier ist die Rede von der Totenmaske eines Landes. Das ist natürlich Korea. Offensichtlich ist das Land tot. Selbst die Maske, das Abbild des Landes, ist gestohlen. Da ist Vergangenheit gestohlen; komplementär dazu sieht das Gedicht einen Verzicht auf Zukunft. Der Bart, ein Symbol wohl für Männlichkeit, ist nicht in die Reife gekommen, pflanzt sich nicht fort. Dem ist die Potenz, das Potenzial, abhandengekommen. Dann ist da ein Testament dieser toten Nation, aufbewahrt in einer Fallgrube; ich lese die Fallgrube als Bild des Gedächtnisses. Die ist gleichzeitig Speicher und Gefängnis. So denke ich, ist das Urteil Yi Sangs über seine kulturelle Tradition. Unverbunden, neben diesem sehr zweischneidigen Gedächtnisspeicher, sind die unvertrauten Zeichensysteme der Gegenwart, diese Handsignale, diese Fußsignale, von denen ich denke, dass sie ein bisschen auch anspielen auf die neue Körperkultur, die man in Korea in der Kolonialzeit lernen musste. Also Dinge wie Massensport, Gymnastik, diese Turnübungen, die eben in Fabriken, in Schulen, vor Beginn des Arbeitstages abgeleistet werden mussten, oder Märsche, Paraden. Alle diese Dinge gehören zur kolonialen Modernität dazu. Ich denke, auf so was verweist eben auch ‚Handsignale, Fußsignale‘, die unverbunden stehen als Zeichen der Moderne neben der Tradition, die in ihrer eigenen Fallgrube sitzt.“

Beschwörung des „orientalischen Geistes“

Politisch fand der Führungsanspruch der Japaner seinen Niederschlag in dem Konzept der „Größeren Ostasiatischen Gemeinsamen Wohlstandssphäre“, das Ende der 1930er Jahre in Tokio entwickelt worden war. Damit sollte die hegemoniale Stellung Japans in der Welt und gleichzeitig der Kampf gegen den „westlichen Kolonialismus und Imperialismus“ legitimiert werden. Begründet wurde die „Wohlstandssphäre” mit den Worten:

„Da das japanische Kaiserreich das Zentrum und der Pionier der orientalischen Moral und des kulturellen Wiederaufbaus ist, müssen die Offiziellen und das Volk dieses Landes zu dem orientalischen Geist zurückkehren und ein gründliches Verständnis des Geistes des moralischen Charakters der Nation erwerben. Das japanische Kaiserreich ist eine Manifestation der Moral, und sein besonderer Charakter ist die Verbreitung des kaiserlichen Weges. Es ist notwendig, die Macht des Kaiserreiches zu nähren, um Ostasien zu seiner ursprünglichen Gestalt der Unabhängigkeit und des gemeinsamen Wohlstands zurückkehren zu lassen.“

Um die Macht des Kaiserreiches zu nähren und Japans Wohlstand zu mehren, wurden auch immer mehr Koreaner im Rahmen der allgemeinen Mobilmachung für den Krieg im Pazifik und gegen die Länder Südostasiens zwangsrekrutiert. Darunter befand sich auch Chung Ki-Young. Geboren wurde Chung Ki-Young unweit der südkoreanischen Hafenstadt Busan, wo er auch aufwuchs. 1942 begann er, an der damaligen Reichsuniversität in Tokio Geschichte Ostasiens zu studieren. Anfang 1944 kehrte er nach Korea zurück, um sein Studium an der Seoul Nationaluniversität fortzusetzen und dort auch seine Abschlussarbeit vorzubereiten. Dazu allerdings kam es nicht mehr. Abrupt änderte sich Chungs Leben, als japanische Militärs ihn schon am 20. Januar 1944 zwangsweise in die Armee einzogen:

„Wir sind auf einen Schlag zu Soldaten der Kaiserlich-Japanischen Armee gemacht worden. In der ersten Woche mussten wir mehrere Impfungen über uns ergehen lassen. Dann wurden wir südlich von Seoul in die Stadt Taegu verfrachtet. Dort war die ‚Einheit 80’ stationiert, ein Regiment, dem wir von nun an angehörten. Wenig später wurden wir in den Zug gesetzt. Die Fahrt ging Richtung Norden. Nach einigen Tagen sah ich Teile der ‚Großen Mauer’ – wir waren tatsächlich in China angekommen! Erst später erfuhr ich, dass wir über Nanking gefahren sind, bevor wir in der Nähe von Schanghai in die fünfte Kompanie des 46. Bataillons in der 60. Division eingegliedert wurden. Soweit ich es überblicken konnte, befanden sich darin etwa 300 koreanische Studentensoldaten. Einige, darunter auch ich, erhielten eine sechsmonatige Offiziersausbildung.“

Als Zugführer und Offizier wurde Chung Ki-Young im Juni 1945 ins 13. Hauptquartier der japanischen Truppen in Schanghai verlegt. Während eines Ausgangs erfuhr er rein zufällig vom Tod seines Freundes Han Seong-Ju, der als Partisan und Widerstandskämpfer gegen die Japaner sein Leben geopfert hatte. Dies, so Herr Chung im Interview mit diesem Autor, hatte ihn tief erschüttert und erstmalig über seine Flucht nachdenken lassen. Seine Kriegserinnerungen ließen ihn nicht ruhen. Noch als Pensionär kämpfte Chung Ki-Young gemeinsam mit Gleichgesinnten darum, dass der früheren Leidensgefährten würdig gedacht wird und ihnen zu Ehren Gedenkstätten entstehen:

„Von den mindestens 1,6 Millionen koreanischen Zwangsarbeitern hatten die Japaner 360.000 Mann in ihre Armee gepresst. Unter diesen Soldaten befanden sich nach meiner Kenntnis etwa 7.000 Studentensoldaten. Vor einiger Zeit hat selbst die staatliche japanische Rundfunk- und Fernsehanstalt NHK berichtet, dass ein solches Schicksal 4.485 Koreanern widerfahren sei.“

Selektives Erinnern

Alljährlich wird in Hiroshima und Nagasaki am 6. beziehungsweise 9. August der Opferrolle Japans gedacht, während die zahlreichen anderen Opfer des nuklearen Hades meist ausgeklammert bleiben – darunter all jene Koreaner, die von der Kaiserlich-Japanischen Armee als Kriegsbeute nach Japan verschleppt und dort zu Arbeitseinsätzen auf Werften, beim Straßenbau, in Kohlegruben, Eisenerzminen und Rüstungsbetrieben zwangsverpflichtet worden waren. Einer dieser Zwangsarbeiter war Pak Su-Ryong. Er hatte das Glück, in einem Bunker in Nagasaki zu überleben, wo unter anderem der Konzern Mitsubishi bis zum Kriegsende Kreuzer und Torpedoboote für die kaiserliche Kriegsmarine gefertigt und repariert hatte:

„Wir Zwangsarbeiter wurden ausnahmslos in Baracken gesteckt, wie Hunde und Schweine. Viele kamen aus dem Norden Koreas. Sie durften die Camps nicht verlassen, mit niemandem reden. Man fütterte uns mit Bohnenkeks, eine Art Schweinefutter. Als die Bombe fiel, flohen viele aus den Baracken, aber nur wenige überlebten.“

Bei Kriegsende hofften die meisten der über 2,3 Millionen in Japan registrierten Koreaner, möglichst bald in ihre Heimat zurückkehren zu können. Die etwa 30.000 koreanischen Strahlenopfer von Hiroshima und Nagasaki glaubten fest daran, zu Hause ein besseres Leben zu genießen. Denn im japanischen Nachkriegschaos gingen sie völlig unter. Doch auf der Koreanischen Halbinsel waren die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs mit anderem beschäftigt, als sich der seelischen Not und körperlichen Zerstörung entwurzelter Heimkehrer anzunehmen.

1945 – Kriegsende mit neuem Konfliktpotenzial

Als Japan schließlich am 15. August 1945 kapitulierte und somit drei Monate und eine Woche nach Kriegsende in Europa der Zweite Weltkrieg auch in der Asien-Pazifik-Region endete, herrschte vor allem in seiner Kolonie Korea überschwänglicher Jubel. Im Sog der euphorischen Aufbruchstimmung bildeten sich überall auf der Halbinsel Volkskomitees, in denen sich Nationalisten, Konservative, Sozialisten und Kommunisten engagierten, die auf unterschiedliche Weise gegen die verhasste Besatzungsmacht opponiert oder im Partisanenkampf militärisch Widerstand geleistet hatten. Diese Komitees übernahmen die Verwaltung des Landes und proklamierten anlässlich einer Repräsentativversammlung in Seoul am 6. September 1945 die gesamtnationale Volksrepublik Korea. Deren Regierung blieb allerdings eine internationale Anerkennung versagt – und: sie war kurzlebig.

Mitte August 1945 hatten die US-Streitkräfte im Fernen Osten zeitgleich mit der Kapitulation Tokios den Generalbefehl Nummer Eins erlassen. Dieser sah die Entwaffnung der japanischen Truppen in Korea durch das amerikanische und sowjetische Militär vor. Doch nur die Rote Armee war zu der Zeit in Korea präsent. Noch während des Krieges hatten beide Siegermächte vereinbart, ganz Korea auf unbestimmte Zeit treuhänderisch zu verwalten, um gemeinsam die Demobilisierung der japanischen Kriegsmaschinerie zu überwachen. Dabei diente der 38. Breitengrad auf Vorschlag Washingtons als eine Art künstliche Trennlinie: Nördlich davon sollte die sowjetische und südlich davon die US-amerikanische Armee die Japaner entwaffnen und sie in ihre Heimat zurückschicken.

Doch erst am 8. September 1945 landete die 7. US-Infanteriedivision in Incheon an der Westküste Koreas. Die Besatzungstruppen unter Führung von General John R. Hodge nahmen von der gerade gebildeten Regierung der Volksrepublik Korea keine Notiz. Stattdessen entstand im Süden Koreas die United States Army Military Government, die US-amerikanische Militärregierung in Korea – kurz: USAMGIK. Sie bestimmte, was die Koreaner zu tun und zu lassen hatten. Im ersten Generalbefehl der USAMGIK wurde die Bevölkerung aufgerufen, deren Anweisungen strikt zu befolgen. Die vermeintlichen Befreier erwiesen sich als knallharte Besatzer. Kein Mitglied der US-Militärregierung in Korea sprach Koreanisch. Als diese Regierung koreanische Kollaborateure der japanischen Kolonialverwaltung zu Beratern und Chefs der neuen Sicherheitsorgane machte, schürte das weiteren Unmut in der Bevölkerung. Vor allem die Volkskomitees waren der US-Militärregierung ein Dorn im Auge; sie galten als „akute Bedrohung“ und „kommunistisch unterwandert“.

Entfremdung, Teilung und neuerlich Krieg

Als ein Mitte November 1945 tagender Kongress der Volksrepublik es ablehnte, sich selbst aufzulösen, erklärte General Hodge ihn kurzerhand für ungesetzlich. Auf Initiative der USAMGIK wurde der eigens aus den USA eingeflogene Exilkoreaner Dr. Rhee Syngman zu ihrem „Frontmann“ eingesetzt. Wenngleich er die koreanische Nachkriegsrealität nicht kannte, avancierte Rhee mit tatkräftiger US-Rückendeckung über Nacht zur Galionsfigur rechter Kräfte – Großgrundbesitzer, Adeliger, Staatsbürokraten und Sicherheitskräfte – die zuvor ungeniert mit der früheren Kolonialmacht Japan paktiert hatten. So erklärte beispielsweise der US-amerikanische Chef der südkoreanischen Polizeidivision, Oberst William Maglin:

„Als wir hier die Polizei übernahmen, waren unter den 20.000 Polizisten 12.000 Japaner. Was wir taten, war Folgendes: Wir schickten die Japs nach Hause, stockten die Zahl der Koreaner auf und bauten einen Apparat auf, in den sämtliche jungen Männer integriert wurden, die der Polizei vorher geholfen hatten. Einige fragten sich, ob es klug sei, von den Japanern ausgebildetes Personal einfach zu übernehmen. Doch wir dürfen nicht vergessen: Viele Leute sind geborene Polizisten. Wenn sie unter den Japanern einen guten Job verrichteten, warum nur sollten sie dann nicht auch für uns einen guten Job tun?“

Anders verlief die Entwicklung nördlich des 38. Breitengrads. Dort ließen die sowjetischen Besatzungstruppen die Volkskomitees weitgehend gewähren, protegierten aber eine Gruppe von Partisanen unter der Führung des jungen Kim Il-Sung, die im Grenzgebiet zur Mandschurei und der Sowjetunion gegen die Japaner gekämpft hatten. Bereits im Frühjahr 1946 setzen die neuen Machthaber im Norden eine Bodenreform durch, eine selbst nach Bekunden von USAMGIK-Mitarbeitern äußerst populäre Maßnahme, die Kim große Sympathien bescherte. Sehr zum Verdruss der früheren Grundbesitzer, die in Nordkorea keine Zukunft für sich sahen. Scharenweise wanderten sie in den Süden ab. Dort bewarben sich zahlreiche Söhne dieser Enttäuschten bei den Sicherheitskräften. Oder sie stellten mit Gleichgesinnten paramilitärische Schlägertrupps auf, die unbehelligt ihr Unwesen treiben konnten.

Während im Norden die gesamtkoreanische Perspektive sakrosankt blieb und einst pro-japanische Kräfte keine Chance hatten, gesellschaftlich Fuß zu fassen, die Politik zu bestimmen und die Wirtschaft zu dominieren, verhielt es sich im Süden genau umgekehrt. Dort setzte eine alte und wieder neue Elite alles daran, Macht und Pfründe zu wahren – notfalls in einem von ihr gemeinsam mit den USA verwalteten Teilstaat. Nord und Süd entfremdeten sich zusehends und die Teilung des Landes war programmiert, als nach jeweiligen – turbulenten und keineswegs freien – Separatwahlen am 15. August 1948 die Republik Korea sowie am 9. September 1948 die Koreanische Volksdemokratische Republik proklamiert wurden. Verstand sich Erstere als „Vorposten der freien Welt im Feldzug gegen den Kommunismus“, wähnte sich Letztere als „Basis der koreanischen Revolution und Bollwerk nationaler Befreiung“. Je schriller diese beidseitige Propaganda ertönte, desto akuter wurde die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation. Der Kalte Krieg eskalierte, nachdem im Nachbarland China die Kommunisten gesiegt hatten und Mao Tse-tung am 1. Oktober 1949 in Peking die Gründung der Volksrepublik proklamiert hatte.

Im Morgengrauen des 25. Juni 1950 überquerten nach etlichen vorangegangenen Scharmützeln zwischen militärischen Verbänden beider Seiten nordkoreanische Panzer die Demarkationslinie entlang des 38. Breitengrads, rückten ohne nennenswerte Gegenwehr in Seoul ein und stießen unerwartet rasch bis kurz vor die Hafenstadt Busan im Süden vor. Grund für die USA, ihrem Schützling Rhee Syngman beizustehen und selbst mit Truppen zu intervenieren. Was als Bürgerkrieg um die Vorherrschaft in ganz Korea begann, war nunmehr aufgrund der Präsenz der beiden Großmächte USA und Sowjetunion auf der Halbinsel zu einem internationalen Konflikt eskaliert. Den Norden unterstützten Hunderttausende chinesischer Freiwilliger und sowjetische Bomberpiloten. Dem Süden standen die USA und ihnen unterstellte UN-Truppen aus 15 Staaten bei.

Desaströse Opfer- und Verwüstungsbilanz

Drei lange Jahre, von Ende Juni 1950 bis Ende Juli 1953, setzte die US-Luftwaffe Napalm systematisch und flächendeckend gegen Mensch und Natur ein. Städte und Dörfer waren davon ebenso betroffen wie Reisfelder und dicht bewaldete Berghänge, aus denen nur noch verdorrte Baumstümpfe in den Himmel stakten.

„Ich würde sagen, dass die ganze, fast gesamte Halbinsel Korea ein einziger Schutthaufen ist.“

So hatte in jenen Tagen der US-Luftwaffengeneral Emmett O’Donnell im Unterton der Enttäuschung lamentiert. Und er fügte hinzu:

„Alles ist zerstört. Nichts Nennenswertes ist stehengeblieben. Kurz bevor die Chinesen in den Krieg eintraten, wurden von unseren Bombern keine Angriffe mehr geflogen. Es gab in Korea keine Ziele mehr.“

General O’Donnell war während des Koreakrieges Befehlshaber des US-Bombergeschwaders im Fernen Osten. In pausenlosen Einsätzen flogen er und seine Kameraden ihre B-29 in den Norden Koreas und klinkten dort ihre tödliche Fracht aus – bis es nichts mehr zu bombardieren gab. In Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, war bei Kriegsende nur knapp ein halbes Dutzend Häuser halbwegs unversehrt geblieben.

Nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war erneut ein Krieg entfesselt worden, der die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs führte. Wie so häufig in seiner Geschichte wurde Korea seine geographische Lage zum Verhängnis. Eingekeilt zwischen den übermächtigen Nachbarn China und Sowjetunion und nur durch eine schmale Meerenge vom besiegten Japan getrennt, wo die US-Streitkräfte das Sagen hatten, bildete die Koreanische Halbinsel im äußersten Südosten des asiatischen Kontinents einen militärstrategisch bedeutsamen Brückenkopf. Gleichzeitig war sie die Nahtstelle des West-Ost-Konflikts.

In diesem Krieg der verbrannten Erde starben über zwei Millionen Zivilisten, eine Million nordkoreanische und chinesische Soldaten sowie 250.000 Soldaten aus Südkorea und 37.000 US-amerikanische GIs. Erst nach monatelangem diplomatischen Ringen kam in dem unwirtlichen Ort Panmunjom am 27. Juli 1953 ein – bis heute gültiges – sic! – Waffenstillstandsabkommen zustande. Unterzeichnet wurde es lediglich von Vertretern Nordkoreas, der Volksrepublik China sowie US-Generälen im Auftrag der Vereinten Nationen. Südkoreas Präsident Rhee Syngman wollte den Krieg unbedingt fortsetzen. Erst als Washington einem bilateralen Sicherheitspakt zustimmte, sein in Südkorea stationierter Oberbefehlshaber auch die Kommandogewalt über die südkoreanischen Truppen übernahm und der südkoreanischen Seite beträchtliche Wirtschafts-, Finanz- und Militärhilfen in Aussicht gestellt wurden, erklärte sich Rhee bereit, den Waffenstillstand zu respektieren.

„Auf rauchenden Kanonenrohren Reis gekocht“

Bis heute durchtrennt die Halbinsel eine 240 Kilometer lange sogenannte „entmilitarisierte Zone“. Ein Euphemismus ohnegleichen: Denn tatsächlich stehen sich dort noch immer annähernd eine Million Soldaten gegenüber, darunter im Süden etwa 28.500 US-amerikanische GIs.

„Unmittelbar nach der Befreiung begann der Kalte Krieg, der eigentlich bis zum Beginn der 1990er Jahre andauerte. Und mit dem Krieg kam die Teilung unseres Landes. Das Tragischste war, dass das alltägliche Leben stets durch Unterdrückung und Bevormundung geprägt war und unsere Familien zerrissen blieben. Die Nord- und Südkoreaner mussten Jahre lang auf rauchenden Kanonenrohren ihren Reis kochen.“

Dies konstatierte Hwang Sok-Yong, einer der bedeutendsten zeitgenössischen südkoreanischen Schriftsteller, im Gespräch mit diesem Autor. Seine Kollegin, die 1927 im südkoreanischen Daegu geborene Kim Namjo, beschwörte trotz allgegenwärtiger Zerstörung und tiefen Leids, die der Koreakrieg hinterließ, einen Neuanfang mit menschlichem Antlitz. In ihrem Gedichtband Windtaufe [8] schrieb sie:

„Das Leben
kommt als kalter Körper.
Die grüne Wintergerste,
die nackt in der gefrorenen Erde wächst,
die Mutter des Lebens,
ist auch als kalter Körper weit gekommen.

Auch die Wahrheit
kommt zerfallend und brennend,
hingeworfen und verblutet.

Seht die Winterbäume,
wie sie sich mit der Klinge der Kälte pflegen,
wie die gefallenen Blätter
zur Verfügung der Zukunft gerufen werden,
wie der Ast der Träger neuen Lebens wird.

Wer Zerrissenes und Verformtes nicht lieben kann,
ist kein wahrer Freund,
wer keinen verwundeten Körper küssen kann,
ist kein wahrer Freund.“

Titelbild: Vincent Grebenicek/shutterstock.com


Anmerkungen:

[«*] Dieser Beitrag sowie der morgen auf den NDS veröffentlichte abschließende zweite Teil bilden den Auftakt einer innerhalb dieses Jahres erscheinenden Artikelserie, in der Rainer Werning in loser Folge unterschiedliche Aspekte des politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens in der Republik Korea (Südkorea) und in der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) beleuchtet.

 

https://www.nachdenkseiten.de/?p=92182

Korea: Kolonie, Teilung, Krieg und 70 Jahre fragiler Frieden (Teil II)

Rainer Werning
Ein Artikel von Rainer Werning

Seit dem Ende des Koreakrieges im Sommer 1953, der als erster „heißer“ Konflikt des Kalten Krieges gilt und mitunter auch als „der Krieg vor Vietnam“ bezeichnet wird, herrscht in diesem Teil Nordostasiens lediglich ein Waffenstillstandsabkommen. Korea hatte in der Region das historische „Pech“, nach langjähriger japanischer Kolonialherrschaft auch noch nach Kriegsende infolge imperialer Großmachtbestrebungen seitens der beiden Siegermächte USA und Sowjetunion geteilt zu werden. Im Süden Koreas sind noch immer etwa 28.500 US-Soldaten stationiert, die gemeinsam mit südkoreanischen Verbänden regelmäßig Militärmanöver abhalten. Was Nordkorea als andauernde Provokation und akute Bedrohung betrachtet und deren Regierung veranlasste, schrittweise ein eigenes Nuklearprogramm zu entwickeln und als „nationale Schutzmaßnahme“ zur neunten Atommacht aufzusteigen. Eine Rückblende von Rainer Werning, deren ersten Teil Sie hier nachlesen können. [*]

Ein einziges Trümmerfeld

Der dreijährige Koreakrieg (1950-53) hinterließ ein verwüstetes Land, das einem gigantischen Trümmerfeld glich. Unvorstellbare Gräueltaten waren von sämtlichen Protagonisten begangen worden und hatten allerorten Hass und zählebige Feindbilder geschürt. Die Menschen waren zutiefst traumatisiert, Familien waren durch ständige Fluchtbewegungen zerrissen worden.

Um diesen Krieg abzukürzen, gar gewinnbar zu machen, hatte allen Ernstes General Douglas MacArthur, Oberkommandierender der US-Streitkräfte und gleichzeitig Kommandeur der von den Vereinten Nationen entsandten und aus 15 Staaten rekrutierten Truppen, im Zuge einer zeitweiligen Gegenoffensive in Richtung Yalu, dem Grenzfluss zwischen Nordkorea und der Volksrepublik China, den Einsatz von Atombomben erwogen. Grenznahe chinesische Städte sollten ab dem Frühjahr 1951„pulverisiert“ und die erst am 1. Oktober 1949 von Mao Zedong ausgerufene Volksrepublik gedemütigt werden. Welche und wie viele im Krieg eingesetzten chemischen und bakteriologischen Waffen – darunter Anthrax (Milzbrand) – versprüht wurden, sorgt bis heute für (teils heftige) Kontroversen – siehe dazu beispielsweise die am Ende dieses Beitrags in der Literaturliste aufgeführten Werke von Endicott et al., Shorrock und Leitenberg. Jedenfalls stand die Welt, gerade einmal reichlich fünf Jahre nach Hiroshima und Nagasaki, am Abgrund eines neuerlichen atomaren Infernos und Dritten Weltkrieges. General MacArthur musste demissionieren und wurde durch General Matthew Ridgway ersetzt.

Wiederaufbau im Schatten schroffer Systemkonkurrenz

Der Koreakrieg kannte keine Sieger; nach dreijähriger Kriegführung waren die unterschiedlichen Kriegsparteien gezwungen, fast zur Ausgangslage der militärischen Kampfhandlungen entlang des 38. Breitengrads zurückzukehren.

Nordkorea setzte nach dem Krieg auf eine zentral gelenkte Planwirtschaft. Die knappen landwirtschaftlichen Ressourcen, doch ungleich mehr als im Süden vorhandene mineralischen und metallischen Rohstoffe sollten produktiv genutzt werden. Nach dem Krieg erfolgte die Kollektivierung der Landwirtschaft und große Staatsfarmen entstanden, in denen feste Einkommen gezahlt wurden. In den Bauernkollektiven hingegen teilten sich deren Mitglieder die erzielten Erlöse. 1959 betrug das jährliche Pro-Kopf-Einkommen in Nordkorea umgerechnet 140 US-Dollar, im Süden hingegen gerade mal 80 Dollar.

Rückhalt und Sympathien für das herrschende Regime Kim Il-Sungs, den ausländische Besucher als volksnah und charismatisch charakterisierten, waren ungleich größer, als es die Unterstützung der südkoreanischen Bevölkerung für ihre Regime jemals war. Die Regierung in Pjöngjang setzte sich überdies für den Aufbau eines engmaschigen sozialen Netzes ein, schuf ein umfassendes Bildungs- und Ausbildungssystem und stellte eine kostenlose medizinische Vorsorge und Betreuung der Bevölkerung bereit. All das übte vor allem in jenen Ländern eine Faszination aus, die ab 1960 – vorwiegend in Afrika – ihre Unabhängigkeit erlangt hatten. Mit diesen Ländern fanden ebenfalls ein reger Handelsaustausch und Besucherverkehr statt. Von einer „Abschottung“ oder „Abriegelung“ der Volksrepublik, wie sie im Westen häufig kritisiert wurde und wird, konnte zumindest in diesem Fall keine Rede sein.

Als in den 1960er Jahren zwischen der Volksrepublik China und der Sowjetunion eine hitzige ideologische Debatte über die Führungsrolle in der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung entbrannte, entwickelte die Führung um Kim Il-Sung ihr Konzept einer autarken Entwicklung – Dschutsche (oder auch Juche) genannt. Unter Dschutsche versteht die Staats- und Parteiführung Nordkoreas eine Selbstständigkeit auf allen Gebieten – in der Innen-, Außen-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Pjöngjang bezog seinerzeit weder für Peking noch für Moskau Position. Es bezog Hilfslieferungen von beiden Seiten und besann sich auf die eigenen Kräfte und mobilisierte die Bevölkerung im Geiste seiner Lesart des Marxismus-Leninismus. Mit Blick auf Deutschland war es die Deutsche Demokratische Republik, die nach dem Krieg großzügig Hilfe leistete und vor allem die Stadt Hamhùng wieder aufbaute. [1]

Ganz anders verlief die Entwicklung südlich des 38. Breitengrads. Von sozialem Frieden und Aufbruchstimmung konnte dort in den ersten Nachkriegsjahren keine Rede sein. Unzufriedenheit über die miserablen Lebensbedingungen und darüber, dass Kräfte des alten Regimes erneut den Ton in Politik, Wirtschaft und Kultur angaben, sowie Widerstand, Protest und Dissens waren eine Konstante der Nachkriegspolitik. Dort wurde die politisierte Studentenschaft an die Kandare genommen, wurden aufmüpfige Industriearbeiter geschurigelt. Gewerkschafter, selbst sozial engagierte Gemeindemitarbeiter der Kirchen und Vertreter städtischer Industriemissionen, die für freiheitliche Verhältnisse kämpften, wurden in die Illegalität gedrängt.

Südkoreas „starker Mann“ war von 1961 bis 1979 Park Chung-Hee, der der früheren Kolonialmacht Japan als Leutnant Okamoto Minoru treu gedient hatte. Im Mai 1961 putschte sich Generalmajor Park an die Macht, nachdem ein Jahr zuvor der höchst unpopuläre Präsident Rhee Syngman zurückgetreten war. Parks Credo: Ein dynamisches Wirtschaftswachstum, koste es, was es wolle, um den Norden politisch auszustechen, ihn sich einzuverleiben und so die nationale Einheit wieder herzustellen. Exportorientierte Industrialisierung hieß fortan die Zauberformel. Die Löhne wurden ebenso niedrig gehalten wie die Preise für Produkte aus der Landwirtschaft, Gewerkschaften blieben ausgeschaltet, Streiks und Proteste waren verboten. Durch zentralstaatliche Lenkung entstanden Wirtschafts- und Finanzkonglomerate (chaebol), die vor Konkurrenz aus dem Ausland abgeschottet blieben. Überdies avancierte Südkorea nach dem Koreakrieg zu einem von Washington massiv mit Wirtschafts-, Finanz- und Militärhilfen aufgepäppelten antikommunistischen „Frontstaat“ par excellence – mit Japan eingebunden in ein US-dominiertes Militärbündnis.

Unter Präsident Park Chung-Hee erlebte Südkorea eine Entwicklung im Zeitraffertempo. Ein rückständiges Agrarland verwandelte sich in atemberaubendem Tempo in eine von High-Tech geprägte kapitalistische Domäne. Wofür Westeuropa weit über zwei Jahrhunderte, Japan etwa ein Jahrhundert benötigte – das vollzog sich in Südkorea binnen dreier Jahrzehnte. Es war ein entfesselter Kapitalismus – martialisch zugerichtet. Im Dezember 1971 rief Park den „nationalen Notstand“ aus und im Oktober 1972 wurde die Verfassung außer Kraft gesetzt und das Kriegsrecht verhängt – im Sinne einer präventiven Konterrevolution. In der Region nämlich grassierte die Furcht, nach der bereits absehbaren Niederlage der USA in Vietnam könnten weitere südostasiatische Länder „kommunistisch“ werden. Staatliche Planungsbehörden gaben in Fünfjahresplänen vor, wie viel in welche Produktionszweige investiert werden sollte. Von 1971 bis 1979 war die jährliche Wachstumsrate zweistellig. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen stieg von umgerechnet knapp 200 auf über 1.300 US-Dollar und erreichte 3.900 Dollar, als sich Seoul 1988 als Austragungsort der 24. Olympischen Sommerspiele herausgeputzt hatte. Binnen drei Dekaden wuchs das Bruttoinlandsprodukt um das Hundertfache.

Die Kehrseiten dieser einzigartigen Erfolgsstory: Auf der Strecke blieb eine hoch verschuldete bäuerliche Bevölkerung. Verarmung und Landflucht ließen die Zahl der Industriearbeiter und Menschen im Dienstleistungssektor anschwellen, die neben den weltweit höchsten Unfallraten am Arbeitsplatz auch die längsten Wochenarbeitszeiten erdulden mussten:

„Ich gehe früh um sieben los und komme nachts um halb zwölf zurück. Um Mitternacht esse ich zu Abend. So geht das jeden Tag. Wir arbeiten länger als andere, doppelt so lang wie sie. Nach einer Stunde Fahrt erreicht der Bus die Fabrik. Wie ein Gefängnis sieht die aus – ein Backsteingebäude mit nur wenigen Fenstern. Unser Arbeitsraum ist eine große Halle, unterteilt durch hölzerne Trennwände. An der Seite der Halle sind keine Fenster. Vielleicht will die Firma nicht, dass jemand hinausschaut. Es riecht nach Staub. Die paar Ventilatoren reichen nicht aus für diesen Riesenraum voll Material, Nähmaschinen, Menschen.“

So beschrieb in den 1980er Jahren eine Näherin gegenüber dem Kinderhilfswerk Terre des Hommes ihren Tagesablauf auf dem Seouler Friedensmarkt, wo in Klitschen dicht an dicht Textilien gefertigt wurden. Ob solcher Bedingungen frohlockte ausländisches Kapital – einschließlich westdeutsches:

„Deutsche Unternehmen finden in dem Partnerland Korea ein wirtschaftliches Umfeld, das interessante Perspektiven für die Unternehmensentwicklung eröffnet.“

Dies schrieb beispielsweise Harald Koch, Berater für Korea, in der ersten Ausgabe des Jahres 1986 der Übersee Rundschau. Ein wichtiges Kriterium für dieses Umfeld war laut dem Berater für Korea die:

„(…) große Zahl von leistungsbereiten, lernwilligen, disziplinierten und einsatzfreudigen, dabei jedoch anspruchslosen Arbeitskräften. Der Arbeitsrhythmus: In der koreanischen Industrie werden regelmäßig 55 Stunden pro Woche gearbeitet, häufig auch noch am Sonntag, wobei keine Überstunden berechnet werden.“

Widerstand regte sich auf vielfältige Weise und erzeugte eine eigene, vom Minjung organisierte Kultur des Widerstands. Zum Minjung – frei übersetzt: „die da unten“ – zählten die Marginalisierten und Randgruppen der Gesellschaft: verarmte Bauern, für Spottlöhne schuftende Arbeiter, Leute in den Armenvierteln, politische Gefangene und ihre Angehörigen, wegen Gewerkschaftstätigkeit entlassene Lehrer. Das Besondere an alledem: In der Kultur des Minjung gab es keine Zuschauer, nur Beteiligte. In der Sicht der Herrschenden ein zutiefst subversives Unterfangen.

Gwangju als Zäsur

Am 26. Oktober 1979 wurde Park Chung-Hee Opfer seiner eigenen Soldateska, erschossen vom Geheimdienstchef Kim Jae-Kyu. Unruhen im Lande und innermilitärischen Zwist nutzte eine Gruppe um Generalleutnant Chun Doo-Hwan geschickt für ihre eigenen Interessen aus. Mitte Mai 1980 verhängte das Militär verschärftes Kriegsrecht. In der südwestlichen Provinz Süd-Cholla und deren Hauptstadt Gwangju kam es zu den heftigsten regimekritischen Protesten. Im Mai 1980 machten 200.000 Bürger und Studenten der Stadt, gut ein Viertel der damaligen Gesamtbevölkerung, in friedlichen Umzügen ihrem Ärger über die Mächtigen in Seoul Luft. Erst das brutale Eingreifen einer Eliteeinheit von Fallschirmjägern führte zu gewalttätigen Straßenschlachten. Die Lage radikalisierte sich rasch, als durchsickerte, dass Sicherheitskräfte selbst Verletzte in Krankenhäusern vom Operationstisch gerissen und aus dem Fenster geworfen hatten. Solche Gräueltaten brachten aufgebrachte Bürger dazu, Waffen- und Munitionsdepots zu stürmen und die „Freistadt Gwangju“ auszurufen.

Danach erlebte Gwangju sechs Tage trügerischer Freiheit. Die erbeuteten Waffen wurden eingesammelt und im Regierungsgebäude gelagert, wo sich eine provisorische Verwaltung etabliert hatte. Die Aufständischen fanden vielfache Unterstützung, doch der Belagerungsring um die Stadt zog sich immer enger. Als die Truppen in der Nacht zum 27. Mai das Stadtzentrum stürmten, jedes Haus durchkämmten, Hunderte verhafteten, darunter zehnjährige Kinder, demonstrierten erneut 40.000 Menschen wütend auf den Straßen. Die Herrschenden sahen sich herausgefordert und die „nationale Sicherheit“ gefährdet. Da sie befürchteten, der „feindliche Bruder“, das kommunistische Nordkorea, könnte die instabile Lage zu seinen Gunsten ausnutzen, setzte die Diktatur das ein, worauf sie ihre Macht vorrangig stützte – Bajonette. Die Bilanz des martialischen Großeinsatzes südkoreanischer Eliteeinheiten aus Armee und Polizei in Gwangju: 200 Tote gemäß Regierungsangaben, über 2.000 Tote laut Bürger- und Menschenrechtsorganisationen.

Als Folge des Gwangju-Massakers gerieten landesweit US-Kultureinrichtungen ins Visier von Brandstiftern. Denn sowohl der Chef des gemeinsamen US-amerikanisch-südkoreanischen Oberkommandos, General John A. Wickham, als auch William H. Gleysteen, damals US-Botschafter in Seoul, hatten Kenntnis davon, dass südkoreanische Eliteeinheiten von ihren Stellungen entlang der Grenze zu Nordkorea abkommandiert und nach Gwangju verlegt worden waren.

Tim Shorrock, ein US-amerikanischer Publizist, erhielt Mitte der 1990er Jahre Einsicht in mehrere hundert Seiten Militärakten, die die Kommunikation zwischen Washington und Seoul vor und nach dem Gwangju-Massaker betrafen. Eingeweiht war demnach neben dem amtierenden Präsidenten Jimmy Carter nur ein kleiner Kreis von Geheimdienstleuten und Mitarbeitern aus dem Weißen Haus, State Department und Pentagon. Die Runde verpflichtete sich zu strikter Geheimhaltung. Shorrock gelangte nach seinen Recherchen zu dem Fazit: Die verantwortlichen US-Stellen in beiden Hauptstädten duldeten im Eigeninteresse die Handlungen der südkoreanischen Soldateska. Chun Doo-Hwan fiel für sein martialisches Vorgehen in Gwangju keineswegs in Ungnade. Im Gegenteil: Der General genoss im Februar 1981 das Privileg, als erster ausländischer Staatschef vom neu gewählten US-Präsidenten Ronald Reagan ins Weiße Haus eingeladen zu werden!

So bedrückend die Ereignisse im Mai 1980 waren, sie trugen dazu bei, den antikommunistischen Konsens aufzubrechen und das Vertrauen in die Regierenden zu erschüttern. Das immer wieder und langjährig beschworene Bedrohungsszenario, Nordkorea wolle den Süden „schlucken“, entpuppte sich als Zwecklüge. Es waren südkoreanische Soldaten gewesen, die auf südkoreanische Zivilisten geschossen hatten. Außerdem zerbarst der Schutzmacht-Mythos der USA, denn die im Lande stationierten GIs hatten zuallererst die politischen und militärstrategischen Interessen einer Großmacht zu wahren.

Feindbildproduktion auf Hochtouren

„Der Irre mit der Bombe“ lautete der reißerische Titel des Wochenmagazins Der SPIEGEL in seiner Ausgabe vom 14. Februar 2004. Das Titelfoto zeigte einen grinsenden Kim Jong-Il, Sohn des nordkoreanischen Staatsgründers und Präsidenten auf Lebenszeit, Kim Il-Sung, inmitten eines surrealen Umfeldes aus Wasser, Blumen und startbereiten beziehungsweise bereits gezündeten Raketen. In der Titelgeschichte des SPIEGEL hieß es:

„Kims martialische Geltungssucht, genährt aus fast schon krankhafter Angst ums eigene Wohlbefinden, hat wohl auch persönliche Gründe. Schon körperlich lässt der 1,60 Meter kleine Diktator kaum eine Gelegenheit aus, sich aufzuplustern. Mit Vorliebe trägt er hochhackige Schuhe. Auch durch seine geföhnte Frisur macht er sich größer, als er ist. (…) Nachdem seine Mutter 1949 gestorben war, litt der Sohn unter den Intrigen der herrschsüchtigen Stiefmutter Kim Song-Ae, die einen eigenen Spross zum Erben heranziehen wollte. Kim wuchs praktisch ohne Mutter auf, der autoritäre Vater beachtete ihn kaum.“

Kim Jong-Il – ein seit seiner Jugend ungeliebter Psychopath an der Spitze eines Zombie-Staates? Kim Il-Sung – Gründer eines post-stalinistischen Gulag-Staates? Diesen Eindruck suggerierten Aufmacher wie der im SPIEGEL. Ähnliche Geschichten hatten zuvor US-Magazine wie TIME und Newsweek veröffentlicht oder der britische Economist – von Boulevardblättern ganz zu schweigen. Und US-Präsident George W. Bush bezeichnete Kim Jong-Il bei einem Treffen in Schanghai als „Pygmäen“. Andere Meinungen, zumindest im Westen, waren verpönt oder selten. Die deutsche Schriftstellerin Luise Rinser schrieb über Nordkoreas Staatsgründer Kim Il-Sung in ihrem 1981 veröffentlichten Nordkoreanischen Reisetagebuch:

„Das ist ein Bauer, eine Vaterfigur, mit einer starken und warmen Ausstrahlung, ganz in sich ruhend, heiter, freundlich, ohne Falschheit, mit gelassenen Bewegungen und ruhigem Blick, ganz einfach, ohne jedes Imponiergehabe, witzig und humorvoll auch (…) Der Sozialismus Nordkoreas ist der Sozialismus mit dem menschlichen Antlitz, wie ihn Dubček für die Tschechoslowakei wollte und wie ihn die Sowjets niedergeschlagen haben. Aber Kim Il-Sung führt ihn weiter. Seine Ideologie und seine Praxis, das ist die Alternative, der Dritte Weg. Der Westen sollte sich intensiv mit ihm befassen.“

Im Sommer 1994 hatte es den Anschein, als stünde die koreanische Halbinsel erneut an der Schwelle eines militärischen Konflikts. In den U-Bahnen der südkoreanischen Metropole Seoul warnten Poster und Lautsprecherhinweise verstärkt vor „kommunistischen Agenten“ aus dem Norden. Die Bevölkerung solle stets auf der Hut sein, denn die „Kommunisten“ würden sich als Wolf im Schafspelz tarnen. Häufiger als sonst heulten Alarmsirenen auf und fanden Luftschutzübungen statt. In einigen Vierteln Seouls kam es zu Hamsterkäufen. Die Menschen deckten sich vor allem mit Instant-Nudelgerichten ein. Die Lage war prekär und spitzte sich dramatisch zu. Dazu merkte der US-amerikanische Korea-Experte und an der University of Chicago lehrende Historiker Bruce Cumings an:

„Im Mai 1994 entnahmen die Nordkoreaner dem Reaktor 8.000 Brennstäbe, die genügend Plutonium enthielten, um fünf oder sechs Atombomben herzustellen. Ende Juni war US-Präsident Clinton fast schon zum Krieg entschlossen. Doch als der US-Oberbefehlshaber in Korea, General Gary Luck, Clinton darüber informierte, dass ein neuer koreanischer Krieg mindestens sechs Monate dauern und bis zu 100.000 US-Soldaten das Leben kosten könnte, lenkte der Präsident ein. Glücklicherweise griff dann Jimmy Carter ein. Er flog nach Pjöngjang und handelte direkt mit dem damaligen Staatschef Kim Il-Sung einen Vertrag aus, demzufolge der Kernkraftkomplex Yongbyon stillgelegt wurde.“

Entschärft wurde die Atomkrise am 21. Oktober 1994 in Genf. Dort trafen die USA und Nordkorea eine Rahmenvereinbarung [Agreed Framework – [2]] über den Umbau des nordkoreanischen Nuklearprogramms in Yongbyon. Für seinen Verzicht, dieses weiterzuentwickeln, sollte Pjöngjang bis zum Jahre 2003 zwei 1.000-Megawatt-Leichtwasserreaktoren und bis dahin jährlich 500.000 Tonnen Schweröl und Kohle erhalten. Am wichtigsten aber war, dass Pjöngjang in einem Zusatzprotokoll eine Sicherheitsgarantie erhielt.

Erstmalig seit dem Koreakrieg waren im Sommer 1994 die Protokollchefs in Seoul und Pjöngjang damit befasst, ein gemeinsames Treffen der regierenden Präsidenten Kim Young-Sam und Kim Il-Sung vorzubereiten. Doch inmitten der Vorbereitungen des ersten Gipfeltreffens beider koreanischer Staatschefs starb Mitte Juli 1994 plötzlich der „Große Führer“ Kim Il-Sung. Hochdotierte Analysten diverser Denkfabriken im Westen machten Nordkorea flugs als Hort erbitterter, unkalkulierbarer Nachfolgekämpfe aus und prophezeiten dem Land eine ähnlich rasche Implosion wie der Sowjetunion und Osteuropa.

Nord-Süd-Annäherungen im Zickzackkurs

Seit dem Koreakrieg gab es bis zum Jahreswechsel 2017/2018 seitens Seouls und Pjöngjangs nur drei größere Anläufe, um das hartnäckig von Feindbildern besetzte Verhältnis halbwegs zu entkrampfen. Jedes Mal jedoch waren außenpolitische Faktoren mitverantwortlich dafür, dass die Friedenssuche in neuerliche Konfrontation umschlug. Der erste Anlauf geschah im Sommer 1972. Am 4. Juli 1972 schlug die in beiden Hauptstädten gleichzeitig bekanntgegebene „Gemeinsame Süd-Nord-Erklärung über die friedliche nationale Wiedervereinigung“ wie eine Bombe ein. Darin hieß es:

„Beide Seiten einigen sich über folgende Prinzipien der Wiedervereinigung des Vaterlandes:
Erstens: Die Wiedervereinigung soll unabhängig, das heißt, ohne sich auf eine fremde Macht zu stützen noch mit deren Einmischung erreicht werden.
Zweitens: Die Wiedervereinigung soll mit friedlichen Mitteln, das heißt ohne Waffeneinsatz der einen Seite gegen die andere verwirklicht werden.
Drittens: Die große nationale Einheit soll vor allem durch ein gemeinsames Nationalgefühl gefördert werden, ungeachtet der Unterschiede der Ideologien, Ideale und Systeme.“

Zugleich wurde vereinbart, dass ein noch zu schaffendes Nord-Süd-Koordinationskomitee die drei gemeinsamen Prinzipien realisiert. Der in Korea völlig unerwartete Besuch von US-Präsident Richard Nixon in der Volksrepublik China und die Verhängung des Kriegsrechts in Südkorea im Jahre 1972 machten jedoch die hehre „Gemeinsame Süd-Nord-Erklärung“ auf Jahre zur Makulatur.

Rund 18 Jahre später, um die Jahreswende 1990/1991, handelten Nord- und Südkorea einen Aussöhnungs- und Normalisierungsvertrag aus, der den beiderseitigen Austausch in den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik vorsah und gegenseitige Besuchsprogramme ermöglichen sollte. Auch das hörte sich vielversprechend an. Doch die Vertragsunterzeichnung fiel ausgerechnet in eine für Nordkorea bedeutsame Umbruchphase. In Berlin war die Mauer gefallen, der Zusammenbruch der Sowjetunion und anderer realsozialistischer Regime in Osteuropa stand bevor.

Für Pjöngjang bedeutete die Politik von Glasnost und Perestrojka in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow nichts Gutes. Öffnung und Transparenz – das ging der nordkoreanischen Nomenklatur entschieden zu weit. Sie witterte darin eine – so wörtlich – „ideologische Kontaminierung“, zog ihre im Ausland stationierten beziehungsweise dorthin beorderten Kader und Techniker kurzerhand ab und holte sie wieder nach Hause. Auf die Umbruchphase im Osten reagierte Pjöngjang auf seine Weise. Die DVRK schottete sich gegenüber der Außenwelt ab, setzte noch stärker auf ideologische Erziehung, entwarf das Konzept des „Sozialismus in den eigenen Farben“ und propagierte den „starken und gedeihenden Staat“. Diesmal war es der Norden, der den innerkoreanischen Annäherungsprozess aussetzte. Nach dem Tod des „Großen Führers“ Kim Il-Sung im Sommer 1994 folgten Jahre verheerender Dürre und Überschwemmungen. Veraltete Wirtschaftsbetriebe, die abrupte Umstellung des Handels auf Devisenbasis und immense Rüstungsausgaben führten das Land nahezu in den Ruin.

Die dritte Annäherung zwischen Nord- und Südkorea begann Mitte Juni 2000. Am 13. Juni genoss die nordkoreanische Führung als Gastgeber des ersten innerkoreanischen Gipfeltreffens den geschichtsträchtigen Moment, dass die Staatschefs beider Teilstaaten, Kim Dae-Jung und Kim Jong-Il, Freundlichkeiten per Handschlag austauschten. Zwei Tage später, am 15. Juni 2000, vereinbarten beide Staatsmänner die historische Nord-Süd-Deklaration. Über Familienzusammenführung und gegenseitige Besuchsprogramme hinaus sah diese eine enge Kooperation in den Bereichen Kultur, Handel, Wirtschaft und Militär vor.

Möglich geworden war dieses erste Zusammentreffen der beiden mächtigsten Politiker in Seoul und Pjöngjang durch den Amtsantritt Kim Dae-Jungs im Februar 1998. Der einstige Staatsfeind Nummer Eins in Südkorea zog siegreich ins Blaue Haus ein, dem Sitz des Präsidenten, und verkündete eine „Sonnenscheinpolitik“ gegenüber dem Norden.

Kim Dae-Jungs „Sonnenscheinpolitik“ erfolgt aus pragmatischen Erwägungen. Seitdem klar geworden war, welch gewaltige Kosten Südkorea aufgebürdet würden, verfolgte es eine (Wieder)-Vereinigungspolitik analog dem deutschen Beispiel, verflüchtigte sich die bis dahin in Seoul genährte Euphorie, man könne sich den Norden irgendwann aufgrund der eigenen haushohen wirtschaftlichen Überlegenheit einverleiben. Der wirtschaftlich arg gebeutelte Norden und die mit einer raschen Vereinigung verbundenen unkalkulierbaren sozialen Konsequenzen waren auf einmal eine Kröte, die keiner schlucken wollte. Wandel durch Handel, Annäherung statt Destabilisierung – lautete deshalb die Devise in Seoul. Kim Dae-Jung bezog sich da ausdrücklich auf die Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt, wenngleich er die Situation beider Länder nicht für vergleichbar hielt:

„Es gibt viele Unterschiede zur deutschen Situation: In Deutschland gab es vor der Wiedervereinigung regelmäßige Kontakte zwischen Ost und West. Die Ostdeutschen wussten viel über Westdeutschland. Wir hatten bisher keinerlei Umgang zwischen Nord und Süd. Es gibt nicht mal einen Briefverkehr. Außerdem sind die wirtschaftlichen Unterschiede bei uns viel zu groß. Nordkorea ist arm und wir im Süden sind nicht stark genug, um den Norden zu überleben. Wir haben so viele Probleme, die Deutschland nicht hatte, daher ist die Situation nicht vergleichbar.“

Dieser dritte Anlauf einer Nord-Süd-Verständigung auf der Koreanischen Halbinsel schien aussichtsreich zu verlaufen, zumal dieser Prozess auch im Ausland (inklusive der EU) breite Unterstützung fand. Für seine „Sonnenscheinpolitik“ erhielt der südkoreanische Präsident im Jahre 2000 den Friedensnobelpreis. Zwar gehören zu einer Friedensregelung mindestens zwei Parteien. Doch das Nobel-Komitee mochte Nordkoreas Staatschef Kim Jong-Il nicht aufwerten.

Was zu Beginn des Jahres 2001 vielversprechend auf einen behutsamen Entspannungsprozess auf der Koreanischen Halbinsel hindeutete, geriet kurz nach dem Amtsantritt von George W. Bush aus den Fugen. Selten dürfte im Weißen Haus ein ausländisches Staatsoberhaupt, dazu noch ein gerade erst mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnetes, dermaßen brüskiert worden sein, wie das Anfang März 2001 dem südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-Jung widerfuhr. Anlässlich dieses ersten Staatsbesuchs eines asiatischen Regierungschefs beim neuen Chef im Weißen Haus nannte Präsident Bush Nordkorea am 7. März 2001 einen „Bedrohungsfaktor in Ostasien“, mit dem Gespräche ausgesetzt und erst nach einer kompletten Neubestimmung der US-Asienpolitik wieder aufgenommen würden. Als er auch noch den innerkoreanischen Dialog in Zweifel zog, diesen sogar als „naiv“ abkanzelte, standen Kim Dae-Jung samt Entourage wie begossene Pudel da. Einen Tag zuvor, am 6. März 2001, hatte Außenminister Colin Powell den noch zuversichtlich gestimmten Gästen aus Seoul versichert, er werde „die vielversprechenden Elemente der Nordkorea-Politik seiner Vorgängerin Madeleine Albright weiterentwickeln“.

Abrupte Kehrtwende & „Achse des Bösen“

Sofort brachen alte Wunden wieder auf und ließen die Propagandamaschinen erneut auf Hochtouren laufen. Pjöngjang brandmarkte im Staatsrundfunk und in der Rodong Shinmun, dem Zentralorgan der herrschenden Partei der Arbeit (PdAK), die USA als eine „Nation von Kannibalen, befallen von moralischer Lepra“ und warnte Washington vor provokativen Aktionen:

„Sollten die US-Imperialisten die Konfrontation wagen, wird ihnen tausendfach Rache zuteil.“

In seinem Buch „Bush at War“ zitierte der Journalist Bob Woodward den US-Präsidenten George W. Bush mit den Worten:

„Ich hasse Kim Jong-Il und würde am liebsten das Regime in Pjöngjang stürzen.“

Dieses reagierte prompt, verwies die Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) des Landes, ließ den Atomreaktor in Yongbyon mit neuen Brennstäben beladen und erklärte im Januar 2003 den Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Nachdem Bush im Januar 2002 die „Achse des Bösen“ (nebst Nordkorea der Iran und Irak) erfunden hatte, ersetzte er im September 2002 die traditionelle Politik der Eindämmung durch eine neue Strategie präventiver Militärschläge, das heißt des Präventivkriegs, wonach ein Land anzugreifen sei, von dem die USA glauben, es könnte zuerst angreifen. Dazu merkte der bereits zitierte Korea-Experte Bruce Cumings an:

„Das Prinzip des Atomwaffensperrvertrags lautet, dass Staaten ohne Nuklearwaffen nicht von denen bedroht werden dürfen, die Atomwaffen besitzen. Dennoch könnte der Einsatz von Atomwaffen gerechtfertigt sein – dann nämlich, wenn das Überleben eines ganzen Staates auf dem Spiel stünde. Demnach jedenfalls ist es eher gerechtfertigt, dass Nordkorea Atomwaffen produziert, als dass die USA dem ‚nichtnuklearen Staat’ Nordkorea die Vernichtung androhen.“

Pjöngjang sah sich herausgefordert und bangte um das Überleben seines Regimes, als im März 2003 US-Streitkräfte in den Irak einmarschierten. Seitdem beharrt es „auf dem Recht, ein größtmögliches Abschreckungspotenzial zum Selbstschutz zu unterhalten“. Eine Position, die Pjöngjang nachdrücklich bekräftigte, als der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber Wesley Clark Ende Mai 2005 gegenüber dem Fernsehsender CNN betonte, die Volksrepublik notfalls gemäß des damals existierenden Planungskonzepts CONPLAN 8022 durch „zielgenaue Nuklearschläge auszuschalten“. Kein Wunder, dass die zwischenzeitlich auf Initiative Beijings ins Leben gerufene Sechser-Gesprächsrunde [3] letztlich zu keinem Durchbruch führte. Ein Grunddilemma bestand darin, dass die Hauptkontrahenten darauf beharrten, die jeweils andere Seite möge sich zuerst bewegen – gemäß der Devise: „Erst du, dann ich!“

Pjöngjang will mit Washington direkt und auf Augenhöhe verhandeln und ihm eine Sicherheitsgarantie abtrotzen. Das aber lehnten die USA, die auch sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Koreakriegs noch immer ein beträchtliches militärisches Truppenkontingent in der Region unterhalten [4], bis dato kategorisch ab und verlangten von Nordkorea eine umfassende und verifizierbare Denuklearisierung. [**] Eine Forderung, die offensichtlich heute obsolet geworden ist.

Titelbild: Joshua Davenport/shutterstock.com


Anmerkungen:

[«*] Dieser Beitrag sowie der gestern auf den NDS veröffentlichte erste Teil bilden den Auftakt einer innerhalb dieses Jahres erscheinenden Artikelserie, in der Rainer Werning in loser Folge unterschiedliche Aspekte des politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens in der Republik Korea (Südkorea) und in der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) beleuchtet.

[«**] Die Debatten um Nordkoreas Nuklearprogramm vor und nach den historischen Gipfeltreffen im Jahre 2018 zwischen Kim Jong-Un und US-Präsident Donald Trump sowie zwischen Kim und Südkoreas Präsidenten Moon Jae-In werde ich in einem gesonderten Beitrag behandeln.

[«1] Rüdiger Frank: Die DDR und Nordkorea: Der Wiederaufbau der Stadt Hamhùng in Nordkorea von 1954 – 1962. Aachen: Shaker Verlag, 1996 & Deutsche Arbeitsgruppe Hamhŭng * https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Arbeitsgruppe_Hamh%C5%ADng

[«2] The U.S.-North Korean Agreed Framework at a Glance | Arms Control Association * https://www.armscontrol.org/factsheets/agreedframework

[«3] Die Sechsergespräche oder auch Sechs-Parteien-Gespräche, an denen neben dem Gastgeberland China die USA, Russland, Japan sowie Nord- und Südkorea teilnahmen, begannen im August 2003, endeten im Dezember 2008, durchliefen sechs Runden und führten aufgrund unterschiedlicher Interessen zu keinem gemeinsamen Konsens. Pjöngjang forderte nicht nur die Installierung versprochener Leichtwasserreaktoren, sondern auch eine erneute Sicherheitsgarantie der USA und die „Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Washington“. – Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Sechs-Parteien-Gespr%C3%A4che / Diplomatie in Nordkorea – Whywar * http://www.whywar.at/frieden-machen/politische-perspektiven/verhandlungen/diplomatie/nordkorea/ & https://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/nordkorealpolitik-1413/

[«4] Allein in Südkorea sowie auf Okinawa und in Japan sind augenblicklich noch immer über 105.000 US-amerikanische Gis stationiert.

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