
Krieg ist Frieden, Frieden ist Krieg
von Arno Luik

Europa, die USA, aber vor allem Deutschland sind für das Stahlgewitter, das offenbar droht, hoffnungslos unterausgerüstet. Was ist da bloß los? Kann es sein, dass eine Art kollektiver Wahnsinn die Vernunft beiseite gewischt hat?
Ich schlage die Zeitungen auf, lese: „Habeck drängt Scholz in Panzerdebatte“, lese: „Europa braucht mehr Rüstungsfabriken“, lese: „Europa baut vor für den Kriegsfall“, lese: „Man muss auf Kriegswirtschaft umstellen“, lese: „100 Milliarden werden nicht reichen!“, lese: „Man braucht 300 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr“.
Das fordert Eva Högl, Wehrbeauftragte des Bundestags, und der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg verlangt apodiktisch, dass die Waffenproduktion „hochgefahren“ werde. Er erinnert daran, dass die USA mit weniger als 2000 Flugzeugen in den Zweiten Weltkrieg gezogen sind, und bis zum Ende dann 300 000 gebaut haben: So etwas müsse man schaffen, sagt der Sozialdemokrat. Munition muss her, koste es, was es wolle – und zwar: subito!
Wie 1914
Und die Grünen, die viele Jahre lang mal Frieden ohne Waffen schaffen wollten, lassen Sara Nanni, Ombudsfrau dieser militanten ex-Friedenspartei im Verteidigungsausschuss sagen, wer Frieden will, der muss „in die Sicherheit investieren. In den nächsten Jahren müssen wir die Produktion hochfahren“. Bei der NATO heißt es kurz und knackig: „Wir brauchen neue Rüstungsfabriken!“
Denn, so Außenministerin Annalena Baerbock vor dem Europarat in Straßburg, „wir führen einen Krieg gegen Russland“, und sie stellt orwellmäßig fest: „Waffen retten Menschenleben!“
Diese Gedanken dieser Ministerin für das Äußerste zu Ende gedacht, heißen: Krieg ist Frieden. Frieden ist Krieg.
Berlin, Sportpalast, 1943: „Totaler Krieg – kürzester Krieg!“
Katrin Göring-Eckhardt, 2023: „Leopard’s freed!”
So eine naiv-kindliche Kriegsbegeisterung gab es schon einmal – zuletzt 1914.
Und was Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses so alles fordert, verlangt: Das will ich nun gar nicht erwähnen, es würde mich in Depressionen stürzen.
Epochenbruch!, ruft der Bundespräsident. Zeitenwende!, ruft der Bundeskanzler. Wir können nicht anders. Wir, Europa, die USA, aber vor allem Deutschland sind für das Stahlgewitter, das offenbar droht, hoffnungslos unterausgerüstet.
Was ist da bloß los? Kann es sein, dass eine Art kollektiver Wahnsinn die Vernunft beiseite gewischt hat?
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