Kritik an Wagenknecht: „Wie nach Drehbuch einer Fernsehshow“

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Kritik an Wagenknecht: „Wie nach Drehbuch einer Fernsehshow“

 

Klaus Linder, ehemals Vorsitzender der Berliner Freidenker und marxistischer Politikexperte, kritisiert seit Langem die Treue deutscher Linker aller Couleur zum Imperialismus des Westens. Am Freitag veröffentlichte er einen Text, in dem er die Hoffnungsträgerin der Friedensbewegten, Sahra Wagenknecht, unter die Lupe nimmt.
Quelle: Gettyimages.ru © Tamir Kalifa/Getty Images

Klaus Linder, ehemaliger langjähriger Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Freidenker, ist in linken und kommunistischen Kreisen als konsequenter Kritiker des aktuellen Zustands der sich „links“ nennenden politischen Szene in Deutschland bekannt. In der Theorie bewandert, greift er immer wieder die faktische Unterstützung für den westlichen Imperialismus von „links“ an.

Aus Anlass der großen Friedenskundgebung am Donnerstag in Berlin meldete sich Linder am Freitag erneut mit Kritik insbesondere an Sahra Wagenknecht zu Wort. Über die letztgenannte Politikerin schrieb er in seinem unter anderem auf Facebook veröffentlichten Text:

„Es gibt kaum einen prominenten Politiker in der BRD, der so kontinuierlich darauf bedacht war, in öffentlichen Auftritten den Namen des russischen Präsidenten, außer mit der Demagogie ‚völkerrechtswidriger Angriffskrieg‘ auch mit dem Wort ‚Verbrecher‘ und ‚Verbrechen‘ zu verknüpfen, wie Wagenknecht. Das ging schon los mit der Sportpalast-Bundestagssitzung am 27. Februar 2022 und blieb ihr ‚ceterum censeo‘, auch gestern wieder in Berlin.“

Linder erinnert an einen großen Beitrag in der Süddeutschen Zeitung Anfang des Jahres, in dem Wagenknecht die russische Präsidentschaftswahl, damals noch nicht beendet, als „undemokratische Farce“ bezeichnete und empfahl, gegenüber der russischen Regierung auf die „weichen“ Methoden des Regime Change zu setzen, die die Bonner SPD gegen die DDR anwandte.

Es sei an jenem russischen Wahltag auffällig gewesen, so der Freidenker, dass die Delegitimierung der russischen Regierung und ihres Präsidenten zuerst über Wagenknecht durch die deutschen Medien gegangen war, bevor dasselbe von Julia Nawalnaja kam.

Es sei merkwürdig, schreibt Linder, dass das die Grundlage einer von Wagenknecht rhetorisch geforderten Politik der Diplomatie und des Verhandelns sein soll. Die zweite Merkwürdigkeit sei, dass aufrichtig nicht russophobe Anhänger des „Wagenknechtismus“ beharrlich nicht wahrzunehmen scheinen, was „ihre mediale Frontfrau die ganze Zeit über öffentlich von sich gibt“.

Mit Blick auf die Friedenskundgebung, an der am Donnerstag schätzungsweise zwischen 40.000 und 50.000 Menschen teilgenommen haben, lenkt Linder die Aufmerksamkeit auf den Umstand, dass alle Presse- und Fernsehberichte ausdrücklich erwähnen, dass SPD-Mann Ralf Stegner ausgebuht wurde, weil er von einem „russischen Angriffskrieg“ sprach. Aber:

„BSW-Frau Wagenknecht steht auf derselben Bühne, sagt bekanntermaßen genau dasselbe, sogar noch mit dem drastischeren Ausdruck ‚Verbrecher‘ und bekommt vom selben Publikum nicht etwa Buhrufe, sondern Applaus.“

Wenn eine „Bewegung“ einmal „unter lückenlos opportunistische Bühnenregie mit Rollenverteilung der Animateure gebracht wird“, mahnt Linder, sei es „kraft Illusion von ‚Selbstermächtigung'“ vorübergehend möglich, spontane Wahrnehmungen und Reaktionsweisen so zu filtern „als folgten sie einem Drehbuch oder den Verabredungen einer Fernsehshow“:

„Das Bodenpublikum wird zu bloßen Komparsen für das Drehen einer Massenszene degradiert.“

Ein solcher Effekt könne in der gegenwärtigen Entwicklung des weltpolitischen Kampfes gegen den Imperialismus nicht lange vorhalten, prophezeit Linder. Auch unter denen, die „kurzfristig vom Sog der Show überrumpelt“ wurden, werde die Reflexion des Geschehens und ihrer eigenen Lage bald einsetzen, „wahrscheinlich schon beim Verlassen des Drehorts“.

Tatsächlich habe die Veranstaltung am Donnerstag einmal mehr nicht den „Einklang der Massen“ mit den hauptamtlichen „Darstellerzombies auf der Bühne“ gezeigt, sondern den Antagonismus der Massen zu diesem Bühnen- und Führungspersonal, nur kurzfristig überbrückbar durch „geschickte Regieführung und Beleuchtung“, so das Fazit des Wagenknecht-Kritikers.

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