
Dank an David Goeßmann für die Genehmigung seinen neuen auf Telepolis veröffentlichten Artikel , auf der Hochblauen Seite zu übernehmen. Evelyn Hecht-Galinski
„PayPal-Mafia“: Wie Apartheid und Nazi-Verehrung die Trump-Oligarchen Musk, Thiel prägten
12. April 2025
Bild Peter Thiel: mark reinstein / Bild Elon Musk: bella1105 / Shutterstock.com
Ist es Zufall, dass Paypal-Gründer wie Elon Musk und Peter Thiel in Südafrika aufwuchsen? Über Musks Neonazi-Großvater und Hitler-Grüße in Thiels Kindheit.
Als am letzten Wochenende rund eine Million Menschen landesweit in den USA gegen die Regierung auf die Straße gingen, machte der Protest zwei „Schurken“ aus: Donald Trump und Elon Musk. Auf Plakaten war zu lesen [1]: „Leistet Widerstand, als wäre es Nazi-Deutschland von 1938“ und „Der Faschismus ist lebendig und wohlauf und lebt im Weißen Haus.“
Von Silicon Valley zum Trump-Tower
Trumps Geschichte ist weithin bekannt, ebenso wie sein politischer Aufstieg zum Anführer der Republikaner, die ihm mit kultischer Ergebenheit folgen, oder die rechtspopulistischen und auf Manipulation ausgerichteten Einflüsse von Trump-Berater Roger Stone [2] aus dem Nixon-Kreis.
Wie konnte es aber dazu kommen, dass ein Tech-Unternehmer wie Elon Musk aus dem liberalen, multikulturellen Silicon-Valley in Kalifornien, der „woke“ Tesla-Elektroautos bauen lässt und sich für die grüne Energiewende einsetzt [3], dieser Shootingstar unter den Globalisierungsgewinnern, der sich selbst als politisch liberal und moderat einschätzte, sogar für Hillary Clinton und Barack Obama spendete [4], dem rechten Autoritarismus in den USA verfiel?
Sicherlich hat es eine Reihe von Anzeichen in den letzten Jahren für die Wende gegeben. Während der Pandemie agitierte der reichste Mann der Welt (Tesla, SpaceX) gegen staatliche Reglementierungen, diffamierte [5] den medizinischen Berater von US-Präsident Joe Biden, Anthony Fauci, während er schon seit Langem einen Krieg gegen Gewerkschaften führt. Zunehmend äußert er radikale politische Positionen [6], und seit der Übernahme der Social-Media-Plattform Twitter, dann X, verbreitet er darüber Verschwörungstheorien.
Die Musk-Kettensäge
Gleichzeitig begann er, rechtsextreme Parteien in Europa, u.a. die AfD in Deutschland, und Südafrika zu unterstützen. Schließlich stellte sich der heute 326 Milliarden Dollar [7] schwere Musk hinter die Trump-Kampagne, spendete enorme Geldsummen, und erhielt dafür einen zentralen Posten [8] in der neuen Regierung. Ihm wurde das Department of Government Efficiency (Doge) unterstellt, mit fraglicher demokratischer Legitimität.
Mit der „Kettensäge“ symbolträchtig in der Hand – eine Reminiszenz an den autoritären Regierungschef Javier Milei in Argentinien, dem Musk und Trump nacheifern –, attackierte der Tech-Milliardär, dessen Imperium auf enormen Staatssubventionen aufbaut [9], daraufhin zentrale US-Behörden, entzog ihnen die Finanzierung und strich handstreichartig über 200.000 Bundesangestellte [10], was zu Sicherheitsrisiken und dem Ausfall von sozialer Versorgung führte.
Peter Thiel als neurechter Strippenzieher
Auch Peter Thiel, ein Silicon-Valley-Großinvestor und Milliardär, agiert seit vielen Jahren im Dunstkreis von Trump. 2016 unterstützte [11] er dessen ersten Wahlkampf mit großen Spenden und hielt damals auch eine Rede [12] auf dem Parteitag der Republikaner, um zu signalisieren, auf welcher Seite er stehe und welchen Präsidenten er sich wünsche.
Thiel konnte in Trumps erster Amtszeit als Präsident bereits Einfluss auf die Regierung nehmen. Die Beziehungen des Pentagon zu dem von Thiel finanzierten Unternehmen Anduril Industries wurden ausgebaut, unterstützt von Personalbesetzungen aus dem Thiel-Freundeskreis.
Der PayPal-Mitbegründer Thiel hält die liberale Demokratie für gescheitert [13] und äußert Sympathien für eine autoritäre Gesellschaft. Dabei unterhält er enge Kontakte zu NatCon – einer Organisation der Neuen Rechten, deren Anhänger glauben, dass das Establishment zerstört werden müsse.
„Interessiert am Nationalsozialismus“
Zusammen mit anderen Mitglieder der sogenannten „PayPal-Mafia“ (die alle bei der Gründung aktiv waren), darunter Elon Musk und David Sacks – ein bekannter Risikokapitalgeber, der auf dem Parteitag der Republikaner eine Rede hielt –, betrieb er intensiv Lobbyarbeit [14], um JD Vance bei Trump unterzubringen. Vance wurde schließlich Vize-Präsident.
Zudem gelten Thiel und Sacks als „interessiert am Nationalsozialismus“ [15]. Musk holte Neonazis auf X zurück, unterstützt antisemitische Posts oder die „Great Replacement Theory“ [16], nach der die weiße Rasse durch Immigration ersetzt werden soll.
Musk ist auch der Meinung, dass kluge Leute mehr Kinder zeugen sollten [17] – er selber hat elf –, um dem demografischen Aussterben entgegenzuwirken. Zugleich interessiert sich Musk als bekennender „Natalist“ auf problematische Weise für rassisch fundierte Genetik [18] und attackiert Minderheitenschutz.
Was treibt die PayPal-Mafia an?
Sicherlich spielt Geld ein Rolle, um zu erklären, warum sich die PayPal-Pioniere Trumps Maga-Bewegung anschlossen: weniger Regulierungen, staatliche Subventionen für ihre Unternehmen, massive Steuergeschenke usw. Das hat sich auch bereits für sie ausgezahlt [19].
Aber angesichts der radikalen Äußerungen der Silicon-Valley-Oligarchen, ihrer Nähe zu extremen rechten Gruppierungen, Musks Funktion in der Regierung und seine von vielen als Nazi-Gruß [20] angesehene Geste bei den Feierlichkeiten zur Amtseinführung Trumps, stellt sich die Frage, wie die Radikalisierung der PayPal-Gründer politisch zu erklären ist.
Woher kommt die Verachtung für den Staat, demokratische Institutionen, ein „verrottetes Establishment“? Was treibt die erzkonservativen, rassisch argumentierenden und autoritären Ansichten der Tech-Milliardäre an?
Die Südafrika-Connection
Chris McGreal, langjähriger Südafrika-Korrespondent des Guardian, weist auf einen interessanten Aspekt hin. Denn alle Mitglieder der PayPal-Mafia sind im südafrikanischen Apartheit-Regime aufgewachsen. Diese Erfahrungen hätten sie politisch geprägt, sagt McGreal [21].
So übernimmt Musk Aussagen, dass sich ein „Genozid an den Weißen“ [22] in Südafrika abzeichne, eine Verschwörungstheorie, die in den 1980er-Jahren von der weißen Neonazi-Widerstandsbewegung während der Aufstände in den Townships verbreitet wurde. Insgesamt nähere sich die Art, wie Musk spreche, der an, wie im alten Südafrika die Rassenunterdrückung gerechtfertigt wurde, so McGreal.
Elon Musk wurde 1971 in Johannesburg, Südafrika, geboren und wuchs in einer wohlhabenden Familie unter den Apartheidgesetzen des Landes auf. Sein Vater Errol Musk war Minen-Industrieller, was in Südafrika damals Ausbeutung und Menschenrechtsbrüche von Schwarzen bedeutete.
Die Familie war extrem reich. Sie besaß nach eigenen Angaben zwei Anwesen, eine Yacht, ein Flugzeug und Luxusautos. Der Vater soll autoritär bis gewaltsam gewesen sein [23], seine Frau, eine gebürtige Kanadierin, ließ sich später unter anderem deswegen vom ihm scheiden.
Ein Neonazi-Großvater
Die Musks profitierten als Teil der weißen Oberschicht von der Apartheid. Der Vater bezeichnete sich zwar als liberal, aber er opponierte gegen ein gleiches Wahlrecht für Schwarze. In der mütterlichen Familie findet sich Hitler- und Nazi-Verehrung.
So war Elon Musks Großvater ein Neonazi in Kanada [24], der in den 1950er-Jahren nach Südafrika übersiedelte, weil er die Idee der Apartheid unterstützte. In den 1930er Jahren leitete Joshua Haldeman in Kanada eine politische Bewegung, Technocracy Incorporated, die die Demokratie zugunsten einer Regierung, geführt von Elite-Technokraten, abschaffen wollte. Die Organisation wurde als faschistische Partei während des Zweiten Weltkriegs verboten.
Insgesamt sei das politische Klima, in dem Musk, Thiel, aber auch die anderen von der „PayPal-Mafia“ ihre Kindheit verlebten, von Rassentrennung und Repression gegen Schwarze geprägt gewesen, so McGreal.
David Sacks, bei PayPal sehr erfolgreich und Trumps KI- und Krypto-Zar, wurde in Kapstadt geboren und verlebte seine Jugend später in einer weißen südafrikanischen Diaspora in den USA. Das PayPal-Mitglied Roelof Botha ist Enkel von Pik Botha, dem letzten Außenminister von Apartheid-Südafrika.
Die Überlegenheit der weißen Rasse
Sie alle waren Angehörige einer gesellschaftlichen Schicht, in der der Glaube an die Überlegenheit der weißen Rasse dominierte, während die Aufstände der Schwarzen in den Townships das Apartheid-System in die Defensive brachten. Die Proteste wurden blutig niedergeschlagen, während die Afrikaner Weerstandsbeweging, eine Neonazi-Organisation, die Flagge der Apartheid hochhielt. Viele Weiße schlossen sich dem an.
Als Elon Musk geboren wurde, war John Vorster Premierminister von Südafrika. Er gehörte in den 1930er-Jahren einer Neonazi-Miliz an, die mit Hitler sympathisierte. Sie wollten die südafrikanische Regierung stürzen [25], um sich mit Nazi-Deutschland zu verbünden. Das gelang jedoch nicht.
Vorster vertrat später einen christlichen Nationalismus, den er mit dem deutschen Nationalsozialismus oder italienischen Faschismus gleichsetzte. Es war diese Ideologie, die das ganze Bildungssystem Südafrikas dominierte, als Musk und Thiel dort zur Schule gingen, betont McGreal.
„Heil Hitler“
In einer 2021 erschienenen Biografie über Thiel [26] mit dem Titel „The Contrarian“ wird festgestellt, er habe als Student an der Stanford University die Apartheid als „wirtschaftlich sinnvoll“ verteidigt. Thiel zog früh mit seiner Familie von Deutschland nach Johannisburg und dann in die vormals deutsche, dann südafrikanische Kolonie Südwestafrika, dem heutigen Namibia.
Er besuchte in den 1970er-Jahren in Swakopmund eine deutsche Schule. Die Stadt war eine der letzten Hochburgen offener Nazi-Verehrung. Man begrüßte sich auf der Straße mit „Heil Hitler“ [27] und feierte Hitlers Geburtstag. In Geschäften konnte man Tassen mit Nazi-Swastika-Symbolen kaufen.
Ausflüchte
Die weißen Privilegien, die rassistische Hierarchie und die Unterdrückung der Schwarzen wurden von der herrschenden weißen Schicht akzeptiert, auch wenn Thiel später wie viele andere erklärte, die Apartheid nicht unterstützt zu haben. Doch solche Bekenntnisse seien nicht viel wert, erklärt Phillip Van Niekerk [28], ehemaliger Herausgeber der führenden Anti-Apartheid-Zeitung Mail and Guardian in Johannesburg.
Die Business-Elite und Oberschicht in Südafrika verstecke sich mit solchen Ausflüchten lediglich hinter einer liberalen Fassade, habe aber nichts gegen die Unterdrückung unternommen, von der sie profitierte. Der Glaube an die Überlegenheit der weißen Rasse wurde nicht infrage gestellt.
Glaube an die Herrenrasse
Thiel zog mit seiner Familie später nach Kalifornien, Musk ging 1988 nach Kanada und dann in die USA. Die PayPal-Gründer und Trump-Oligarchen lehnen jede Verantwortung ihrer Klasse, der weißen Wirtschaftselite in Südafrika, für die Apartheid ab.
Anstelle dessen erklären sie den gesellschaftlichen Erfolg ihrer Familien und von sich selbst nicht als Bestandteil dieses Systems, sondern als Resultat individuellen Talents und von Naturbegabung. Aus diesem Denken speist sich Thiels und Musks libertär-chauvinistische Grundeinstellung.
Die Tech-Giganten und Milliardäre haben ihr Apartheid-Erbe mit in die USA genommen, argumentiert Niekerk [29]. „Wir alle [weiße Südafrikaner] sind aufgrund unserer Privilegien und Stellung in der Rassenhierarchie in dem Glauben aufgewachsen, dass wir die Herrenrasse sind, auch wenn wir nicht aktiv darüber nachgedacht haben.“
Die Paypal-Mafia scheint am Ende in Trumps Neofaschismus, einem „Amerika für die weißen Amerikaner“, eine politische Heimat gefunden zu haben, die die Silicon-Valley-Oligarchen an ihre privilegierte Kindheit in Apartheid-Südafrika mit seinen Neonazi-Strömungen erinnert. Es scheint, als ob sie nun mitwirken wollen, dieser untergangenen Welt neues Leben einzuhauchen.
URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-10349561
Links in diesem Artikel:
[1]
https://www.democracynow.org/2025/4/7/hands_off_protest
[2]
https://www.democracynow.org/2019/1/28/wheres_my_roy_cohn_film_explores
[3]
https://finance.yahoo.com/news/180-climate-change-elon-musk-143015654.html?guccounter=1&guce_referrer=aHR0cHM6Ly93d3cuZ29vZ2xlLmNvbS8&guce_referrer_sig=AQAAAFESyto3xWBmcMvoJ8iaTYqex5IQdpTHm7Ik5sx_87eS_ndnbDTFkXbkGOHVr4uB1HtRm7jxX20K59BeoJw8QVZJ-XKm5HET2Vubps8mcVKpBX2b3xv6uNvqS83tFgjfEUjvNFzI9bhHxNMhMyBzWqS9HPVFHLICyH1Sg_pQboPe
[4]
https://www.yahoo.com/news/timeline-elon-musks-political-stances-210403602.html
[5]
https://x.com/elonmusk/status/1601894132573605888
[6]
https://www.theatlantic.com/technology/archive/2022/12/elon-musk-twitter-far-right-activist/672436/
[7]
https://www.bloomberg.com/billionaires/profiles/elon-r-musk/
[8]
https://www.telepolis.de/features/Krieg-der-13-Milliardaere-Wie-die-Trump-Regierung-den-modernen-Staat-zerschlagen-will-10321132.html
[9]
https://www.telepolis.de/features/38-Milliarden-Dollar-Starthilfe-Musks-vergessene-Staatsaffaere-10336421.html
[10]
https://www.businessinsider.com/number-workers-fired-doge-trump-musk-challenger-2025-4
[11]
https://www.theguardian.com/technology/2022/oct/15/peter-thiel-who-is-he-republican-donor-tech-entrepreneur
[12]
https://time.com/4417679/republican-convention-peter-thiel-transcript/
[13]
https://nationalconservatism.org/natcon-2-2021/presenters/peter-thiel/
[14]
https://www.nytimes.com/2024/06/06/us/politics/trump-sacks-silicon-valley-donors.html
[15]
https://www.nytimes.com/2021/09/21/books/review/the-contrarian-peter-thiel-max-chafkin.html
[16]
https://wlockett.medium.com/musks-proclivity-for-fascism-and-eugenics-001c20815447
[17]
https://people.com/elon-musk-wants-smart-people-to-have-kids-executive-he-welcomed-twins-with-says-new-book-7967996
[18]
https://www.theguardian.com/lifeandstyle/article/2024/may/25/american-pronatalists-malcolm-and-simone-collins
[19]
https://newrepublic.com/post/188147/trump-win-rich-people-richer
[20]
https://www.theguardian.com/technology/2025/jan/21/the-gesture-speaks-for-itself-germans-divided-over-musks-apparent-nazi-salute
[21]
https://www.theguardian.com/technology/2025/jan/26/elon-musk-peter-thiel-apartheid-south-africa
[22]
https://x.com/elonmusk/status/1686037774510497792
[23]
https://www.newsweek.com/entertainment/celebrity-news/elon-musk-parents-maye-musk-errol-musk-controversies-1993627
[24]
https://www.theguardian.com/technology/2025/jan/26/elon-musk-peter-thiel-apartheid-south-africa
[25]
https://www.democracynow.org/2025/2/11/elon_musk_was_raised_under_racist
[26]
https://www.amazon.de/Contrarian-Peter-Silicon-Valleys-Pursuit/dp/1984878530
[27]
https://www.theguardian.com/technology/2025/jan/26/elon-musk-peter-thiel-apartheid-south-africa
[28]
https://www.youtube.com/watch?v=K4a01h6PxW0
[29]
https://www.theguardian.com/technology/2025/jan/26/elon-musk-peter-thiel-apartheid-south-africa
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