
Wichtige Analysen von Moshe Zuckemann, die er mir zur Veröffentlichung auf der Hochblauen Seite schickte und für die ich mich sehr bedanke, Evelyn Hecht-Galinski
Debakel mit Folgen, in: Junge Welt, 10.10.2023, S.7
https://www.jungewelt.de/artikel/460761.nahostkonflikt-debakel-mit-folgen.html
Gespräch mit Florian Rötzer – 11.10.2023
Moshe Zuckermann über die Lage in Israel nach dem Angriff
Zum Gespräch heute nachmittag kam Moshe Zuckermann, der in Tel Aviv lebt, gerade aus dem Luftschutzraum, kurz nach dem Ende musste er schon wieder gehen. Das zeigt, dass die Bedrohung anhält und es ungewiss ist, wie es weiter geht. Das Land steht unter Schock und hat das Vertrauen in die Regierung und das Militär verloren.
Interview mit Sarah Schmalz (WOZ), 11.10.2023:
Die lange Geschichte der Eskalation: „Es bleibt nur der Friedensweg“
Der israelische Historiker und Soziologe Moshe Zuckermann sagt, die Hamas sei fundamental böse. Dennoch dürfe Israel jetzt nicht zum reinen Opfer gemacht werden.
Ein folgenreiches Fiasko – Overton Magazin – 14.10.2023
Ein folgenreiches Fiasko
Der Horror des 7. Oktober 2023 gemahnt viele Israelis an das Debakel von Oktober 1973. Der Vergleich ist fraglich
Gespräch mit Sabine Kebir – 15.10.2023
Nach dem Angriff der HAMAS auf Israel
Die jüdischen Bewohner in Israels Süden erlebten eine beispiellose Gewaltattacke. Auf die weiter entfernten Landesteile gingen tausende Raketen aus dem Gazastreifen nieder. Gibt es eine Erklärung, wieso der Angriff Israel unvorbereitet traf, obwohl es meinte, ein perfektes Sicherheitssystem zu besitzen?
Mechanismus der Gewalt – jW – 16.10.2023
Krieg gegen Gaza: Mechanismus der Gewalt
Zur Rolle von israelischer Regierung, Medien und westlichen Politikern, die den Angriff der Hamas auf Israel möglich gemacht haben und nun die Gewalt fördern – womöglich zum Nutzen von Benjamin Netanjahu.
Mechanismus der Gewalt
Von Moshe Zuckermann
Das Entsetzen über die Auswirkungen der Attacke der Hamas auf israelische Siedlungen ist diesmal besonders hoch. Zu grauenhaft die Bilder der barbarischen Massaker und Mordexzesse, die man nach und nach zu sehen bekommt; zu unfassbar das Versagen des Militärs in den ersten Stunden, das den Angegriffenen keinen Schutz und trotz herzerschütternden Anflehungen keine Hilfe zu bieten vermochte; zu eklatant die tatenlose Erbärmlichkeit der ansonsten populistisch demagogischen Regierung, die plötzlich verstummte. Die Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Orten fühlten sich verlassen, sehen sich vom Staat verraten. Das muss betont werden: Politik und Armee sind in der entscheidenden Stunde gescheitert, haben zweifellos versagt. Was sich als »Überraschung« präsentierte, beinhaltete in erster Linie Unterlassung von Gefordertem, arrogante Nonchalance der Verantwortlichen und die damit einhergehende Ideologie, die man sich über Jahre zurechtgebastelt hatte.
Die Leiderfahrung ist enorm, die Not gewaltig. Aber schnell schlug die Niedergeschlagenheit in wutentbrannte Aggression um. Angefeuert von den Medien, die politische Kommentare und Analysen lieferten, die letztlich primär auf Rache und brutale Vergeltung aus waren (und sind), obgleich sie sich als »Lösung« gaben: Die Hamas gehöre eliminiert, daher müsse Gaza in Schutt und Asche gelegt, »dem Erdboden gleich« gemacht werden. Bodentruppen werden erst dann eingesetzt werden, wenn die Luftwaffe die radikale Vorarbeit geleistet haben wird. Die Luftwaffe hat in den vergangenen Tagen eine Bombentonnage über Gaza abgeworfen wie noch nie zuvor (nach eigenem Bekunden). Dabei wurde die Doktrin des »chirurgischen« Vorgehens aufgegeben – im Krieg wie im Krieg, heißt es. Man könne diesmal keine Rücksicht auf Kollateralschäden nehmen und eben auch nicht auf Menschen im bombardierten Gebiet. Bei einigen geht es so weit, dass sie auch die von der Hamas gemachten Gefangenen und Geiseln in diesem Postulat mit einbeziehen.
Die entmoralisierte Rhetorik versteht sich als Notwendigkeit, zumal sich der US-Präsident so auf Israels Seite stellte, dass Bedenken gegenüber der Revanchepraxis mit »westlichen Werten« getränkt und eventuell auftauchende Gewissensfragen gleich ertränkt werden. Zu böse ist die ISIS-ähnliche Hamas, zu unschuldig Israel, als dass man heute in dem Land ernsthaft wagen würde, zu fragen, was dessen Anteil – über das unmittelbare operative Versagen hinaus – an dem Fiasko ist. Kaum erörtert wird, dass es Benjamin Netanjahus Postulat von jeher war, die Hamas zu erhalten, sie (indirekt) zu finanzieren und zu fördern, weil sie als effektives Gegengewicht zu den politischen Ansprüchen der PLO (der Gründung eines palästinensischen Staates im Rahmen der Zweistaatenlösung) instrumentalisiert werden kann. Nicht thematisiert wird zudem, dass die Schwächung der israelischen Armee (und der institutionellen Strukturen des israelischen Staates) durch die staatsstreichartige »Justizreform« der von Netanjahu kreierten ultrarechten Koalition bewirkt worden ist. Schon gar nicht denkt man daran, das essentielle Grundproblem der israelischen Polit- und Sozialrealität anzuvisieren: die Okkupation bzw. die Unterwanderung jeglichen Ansatzes einer politischen Lösung des Konflikts mit den Palästinensern. Der Konflikt gehöre nicht gelöst, sondern verwaltet, war (und ist noch immer) Netanjahus Grundüberzeugung.
Und er, der größte Versager von allen, er, der Israel seit vielen Monaten in den Abgrund reißt, um seine privaten Interessen (die Verhinderung eines Urteils in seinem Prozess) zu wahren, er sieht sich nun legitimiert in seiner Ausrichtung und seinen Handlungen: Die Monstrosität des von der Hamas Verbrochenen kommt ihm sehr zupass, hat ihn vorerst nachgerade gerettet – die Proteste gegen ihn sind erlahmt, die westliche Welt spendet ihm Rückendeckung, die gebeutelte israelische Bevölkerung ohnehin. Die Luftwaffe darf sich im Gazastreifen austoben. Und wer weiß, er wird vielleicht auch noch als Sieger aus alledem hervorgehen, mit Hilfe der »westlichen Demokratien« und der von ihnen mitgeförderten politischen Stagnation bei der Lösung des Konflikts mit den Palästinensern. Die Katastrophe der Bewohner Gazas interessiert dabei ohnehin niemanden. Sie hätten es sich selbst zuzuschreiben, was ihnen nun widerfährt.
99 zu 1 – Kieg in Israel und Gaza – 17.10.2023
Krieg in Israel und Gaza mit Moshe Zuckermann – 99 ZU EINS – Ep. 315
Wir sprechen mit Moshe Zuckermann über den Kriegsausbruch in Israel und Gaza. Hier Timestamps mit großem Dank an Nina! 00:00 – Intro 01:46 – Mosche, geht’s dir gut? 3:18 – Was ist passiert, was ist der gegenwärtige Stand? 11:30 – Frage zu den Ursachen – wie kann es zu so einem Horror kommen, wie kann man das einordnen und verstehen?
Ramon Schack-Interview – Berliner Zeitung 18.10.2023
Gegenpol-Interview – 18.10.2023
MOSHE ZUCKERMANN IM GEGENPOL-INTERVIEW: KEINE LÖSUNG FÜR JAHRHUNDERTKONFLIKT
Der Angriff der Hamas zeigt vor allem das Versagen des israelischen Militärs und der israelischen Regierung unter Benjamin Netanjahu. So bewertet es der Historiker und Soziologie, Prof. Dr. Moshe Zuckermann, aus Tel Aviv. Im Gegenpol-Interview skizziert Zuckermann die Wurzeln des Konfliktes zwischen Palästinensern und Israelis.
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