Wie der Westen den Sport politisiert und zum Mittel der Kriegspropaganda macht von Thomas Röper

Wie der Westen den Sport politisiert und zum Mittel der Kriegspropaganda macht

Dass das keine übertriebene Formulierung ist, zeigt ein einfacher Vergleich: Wie groß wäre wohl der Aufschrei in Deutschland und im Westen, wenn Pohlen fordern würde, alle Israelis von internationalen Wettkämpfen auszuschließen, weil die israelische Regierung seit Jahrzehnten brutal gegen die Palästinenser vorgeht und dabei sogar bindende UNO-Resolutionen, also das Völkerrecht, bricht?

Westliche Werte

Wie der Westen den Sport politisiert und zum Mittel der Kriegspropaganda macht

von Thomas Röper

13. Juni 2023

Schon lange missbraucht der Westen den Sport als Mittel der Politik. Nun hat der Spiegel einen besonders perfiden Artikel veröffentlicht, weil beim IOC darüber nachgedacht wird, russische Sportler unter Bedingungen wieder zuzulassen.

Der Sport ist schon in der Antike als bewusst unpolitisches Mittel zum Bau von Brücken und zur Verständigung auserkoren worden. Im antiken Griechenland wurden während der olympischen Spiele Kriege unterbrochen und die Feinde trafen sich, um sich sportlich zu messen.

Der Sport könnte auch heute Brücken bauen, wenn der Westen ihn nicht politisch missbrauchen würde. Das hat eine lange Tradition. 1980 zum Beispiel hat der Westen die olympischen Spiele in Moskau boykottiert, weil die Sowjetunion angeblich in Afghanistan einmarschiert war. Dass es die USA waren, die damals die Mudschahedin bewaffnet und gegen die afghanische Regierung in Marsch gesetzt hatten, und dass die sowjetische Führung von der afghanischen Regierung lange überredet werden musste, ihr militärisch gegen die militanten, von den USA unterstützten Islamisten zu helfen, wusste im Westen niemand.

Der politische Missbrauch des Sports

Der Sport wird seitdem – vor allem vom Westen – politisch instrumentalisiert. Die Dopingvorwürfe gegen russische Sportler waren politisch motiviert und konstruiert, haben aber dazu geführt, dass Russland aus internationalen Wettbewerben ausgeschlossen wurde und russische Sportler – wenn überhaupt – nur unter der neutralen Olympia-Flagge teilnehmen durften. Es waren die westliche Staaten, deren Funktionäre im IOC gegen Russland Front gemacht haben – es ging um Politik und nicht um Sport.

Das ist ein eindeutiges Beispiel von Sippenhaft, denn selbst wenn die Dopingvorwürfe gerechtfertigt gewesen wären, was kann ein 18-jähriger russischer Sportler dafür, wenn andere Sportler sich dopen? Es ging dabei nicht um den Kampf gegen Doping, sondern um den Kampf gegen Russland, es ging um Meinungsmache und das war nur einer der vielen Bausteine, mit denen die westlichen Medien planmäßig das „Feindbild Russland“ aufgebaut haben.

Das gleiche erleben wir heute: Wegen des angeblichen „russischen Angriffskrieges“ wurden Sportler aus Russland und Weißrussland pauschal von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Sie werden für die Politik ihrer Regierung in Haftung genommen.

Dass diese Entscheidungen von den westlichen Staaten getroffen und forciert werden, ist offensichtlich. Würde es wirklich um die Frage von Krieg und Frieden gehen, hätten das IOC und andere internationale Sportverbände die US-amerikanischen Sportler spätestens 2003 aus allen Wettkämpfen verbannen müssen, denn der US-Krieg gegen den Irak war vollkommen zweifelsfrei ein brutaler und völkerrechtswidriger, auf Lügen aufgebauter Angriffskrieg.

Nun bröckelt die „Einheitsfront“ beim IOC und es wird darüber gesprochen, Russen und Weißrussen zumindest unter bestimmten Bedingungen wieder zu Wettkämpfen zuzulassen. Schon das hat die Spiegel-Redaktion so sehr aufgeregt, dass es ihr einen weiteren, sehr langen anti-russischen Artikel wert war, den wir uns anschauen wollen.

Spiegel-Propaganda

Der Spiegel-Artikel trägt die Überschrift „Weltsport vor der Spaltung? – »Perfide« und »widersprüchlich« – Athleten kritisieren die Russlandpolitik des IOC“ und beginnt mit folgender Einleitung:

„Ein Jahr vor den Sommerspielen in Paris steht der Weltsport vor der Spaltung: Das IOC um Thomas Bach drängt auf Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler. Doch Moskau ist das nicht genug.“

In dem Artikel erklärt der Spiegel seinen Lesern, dass der Sport sich nicht von der Politik trennen lasse. Dann zeigt der Spiegel, was -oder besser gesagt, wer – ihn aufregt, nämlich IOC-Präsident Bach. Der Spiegel schreibt:

„Sport lasse sich von Politik trennen, behauptet Bach in Lausanne. »Viele von euch haben bewiesen, dass das geht«, sagt er den Verbandsvertretern. Schließlich hätten einige bereits Wettbewerbe mit Russen und Belarussen unter neutralem Label organisiert. »Und ihr macht das entgegen all den Schwarzmalern, die die Leute glauben machen wollten, dass dies niemals funktionieren wird.«
Beifall. Kein Widerspruch. Keine Diskussion. Dabei wissen es die meisten Anwesenden besser. Doch sie schweigen.“

Ob die Anwesenden es wirklich „besser wissen“, wie der Spiegel behauptet, sei dahingestellt.

Verdrehung von Ursache und Wirkung

Anschließend verdreht der Spiegel Ursache und Wirkung, indem er schreibt:

„Russland betreibt längst die totale Konfrontation. Den Russen ist nicht einmal mehr die Teilnahme in Paris wichtig. Sie konzentrieren sich auf die sogenannten Freundschaftsspiele, die im Spätsommer 2024, unmittelbar nach den Olympischen Sommerspielen, in Russland stattfinden sollen. Die Russen setzen auf ihre Verbündeten in der Union der Brics-Staaten, sie haben in Lateinamerika, Afrika und Asien Allianzen geschmiedet.“

Wer „betreibt längst die totale Konfrontation“? War es nicht das IOC, das russische Sportler ausgeschlossen hat? Ist es nicht das IOC, das es nun schon als regelrecht großzügige Geste ansieht, Russen und Weißrussen unter neutraler Flagge anstatt unter ihren Landesfahnen antreten zu lassen?

Noch mal zur Erinnerung: Als die USA den Irak überfallen und am Ende – je nach Quelle – bis zu einer Million Menschen abgeschlachtet haben, gab es da irgendwelche Reaktionen vom IOC? Selbst wenn Russlands Verhalten in der Ukraine falsch sein sollte (was ich aus den oft geschilderten Gründen nicht so sehe), dann müsste der IOC sich neutral verhalten. Er müsste also zuerst alle Sportler aus den Ländern ausschließen, die den Irak überfallen haben und könnte sich erst dann mit Fug und Recht mit Russland beschäftigen.

Ich fände es vollkommen verständlich (und übrigens auch richtig), wenn Russland selbst seinen Sportlern die Teilnahme unter fremder Flagge untersagen würde. Solange das angeblich neutrale IOC so offen mit zweierlei Maß misst, sollte man diese Organisation boykottieren. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Meinung.

Die Spaltung des Weltsports

Das IOC hat tatsächlich ein Problem, wie der Spiegel anschließend über die in Russland geplanten Freundschaftsspiele schreibt:

„Russland will möglichst viele Sportarten und Nationen bei diesen Spielen sehen – in mehrfacher Hinsicht wäre das eine Verletzung der vom IOC aufgestellten Regeln: Verbände und Nationen müssten dann eigentlich suspendiert werden.“

Sollte der IOC, der Russland – de facto unter Umgehung seiner eigenen Regeln – gesperrt hat, nun seinen Regeln folgen und alle Staaten, deren Sportler an Wettkämpfen in Russland teilnehmen, suspendieren, wäre das natürlich das Ende des IOC als Weltorganisation.

Von Zuchtbullen und Quantenphysik

Aber der Spiegel lässt das Argument nicht gelten und lässt daher Klaus Pohlen, den Cheftrainer der deutschen Kanuten erklären:

„»Russland und Belarus wurden ausgeschlossen, weil Putin und Lukaschenko einen völkerrechtswidrigen Krieg begonnen haben«, sagt Pohlen, »warum also werden die Sanktionen jetzt aufgeweicht, obwohl der Krieg weiter Fakt ist?« Er zweifle an der »Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit« des IOC-Banns von 2022. »Dann hätten sie es doch direkt sein lassen können!«
Besonders enttäuscht zeigt sich Pohlen darüber, dass auch die ICF unter dem deutschen Präsidenten Konietzko Ende April die Tür wieder geöffnet hat für die Teilnahme »neutraler« Sportler aus Russland und Belarus. Parallel dazu schrieb der Verband allerdings, man stehe »weiterhin solidarisch zu unseren ukrainischen Freunden«.“

Pohlen mag vom Kanu-Sport etwas verstehen, aber von Politik versteht er so viel, wie ein Zuchtbulle von Quantenphysik, wie seine Aussage belegt. Schließlich mag Weißrussland engste Verbindungen zu Russland haben, aber Weißrussland hat mit den Kampfhandlungen in der Ukraine weniger zu tun, als zum Beispiel Polen, das tausende Söldner in den Kampf geschickt hat.

Aber es geht dem Spiegel mal wieder nicht um Fakten oder darum, die Leser zu informieren. Es geht um Propaganda, um Beeinflussung der Leser in die gewollte Richtung. Dazu kann man – im übertragenden Sinne – auch einen Zuchtbullen zur Quantenphysik befragen, wenn der nur die gewollte Antwort blökt.

Der wahre Spalter

Der Spiegel zitiert Pohlen daher weiter:

„»Perfide« nennt Trainer Pohlen diesen verbalen Spagat, »und völlig widersprüchlich«. Schließlich sei bekannt, dass die ukrainische Regierung ihren Sportlerinnen und Sportlern die Teilnahme an Wettkämpfen verbietet, in denen der Kriegsgegner antritt. Eine Entscheidung pro Russland sei also eine gegen die Ukraine. Pohlen ist unschlüssig, wie er sich verhalten wird, sollten Russen und Belarussen in Paris dabei sein: »Ich müsste mir dann wirklich ernsthaft überlegen, ob ich da hinfahre.«“

Das erinnert an Nazi-Deutschland, das Juden aus dem Sport verbannt hat. Alle Russen werden pauschal in die Haftung genommen, was offener Rassismus ist.

Dass das keine übertriebene Formulierung ist, zeigt ein einfacher Vergleich: Wie groß wäre wohl der Aufschrei in Deutschland und im Westen, wenn Pohlen fordern würde, alle Israelis von internationalen Wettkämpfen auszuschließen, weil die israelische Regierung seit Jahrzehnten brutal gegen die Palästinenser vorgeht und dabei sogar bindende UNO-Resolutionen, also das Völkerrecht, bricht?

Die Ukraine ist der wahre Spalter der Weltgemeinschaft, denn selbst irakische Sportler wären nicht auf die Idee gekommen, Olympiaden zu boykottieren, weil daran US-Amerikaner teilnehmen. Diese radikal anti-russische Haltung der Ukraine ist ja keine Folge der Ereignisse des letzten Jahres, sondern sie ist seit dem Maidan Mainstream in der Ukraine.

Boxen als „Vorbild“

Der Spiegel nennt als „gutes Beispiel“ das Boxen. Das IOC hat den Boxweltverband IBA bereits von Olympia verbannt, weil man dort Russen antreten lässt. Offiziell soll zwar Korruption der Grund sein, aber Fakt ist: Boxen könnte daher bei den nächsten Olympiaden nicht stattfinden, aber der Spiegel kennt die Lösung:

„Für die Zukunft steht ein neuer Verband bereit, der das olympische Boxen retten will: World Boxing, initiiert vor allem von Amerikanern und Westeuropäern. Das IOC könnte dieser Neugründung dereinst den Olympiastatus übertragen.“

Das zeigt die Politisierung des Sportes deutlich auf. Wenn ein Verband „ungehorsam“ ist, wird er gesperrt und die NATO-Staaten gründen eben ihren eigenen Verband, den das IOC dann anerkennen soll. Wohin das führen könnte, sagt der Spiegel auch:

„Die ersten Nationalverbände haben sich von der IBA verabschiedet. Noch lästert IBA-Generalsekretär George Yerolimpos zwar über die »Mickey Mouse Organisation« World Boxing, doch bald dürfte die IBA-Alternative viele Dutzend Mitglieder haben. Und damit spitzt sich die sportpolitische Auseinandersetzung weiter zu: hier der alte, von Russland und seinen Verbündeten dominierte Verband – dort die Europäer und Nordamerikaner.“

Der Westen gegen den Rest der Welt

Wenn das ein vom Westen gewollte Szenario ist, das auch für das IOC als Ganzes beispielhaft sein soll, kann es passieren, dass wir demnächst zwei Olympiaden haben werden: Eine der NATO-Staaten und eine, in der sich der Rest der Welt trifft. Da die anderen Staaten der Welt sehr genau beobachten, was passiert, dürften sich viele vom IOC abwenden, denn was ist Sport noch wert, wenn dem IOC die Politik wichtiger ist als der Sport?

Zur Erinnerung sei gesagt, dass nur weniger als 40 Staaten den Kurs des Westens in der Russland-Politik unterstützen und sich den westlichen Sanktionen angeschlossen haben. Das sind alles Satellitenstaaten der USA, aber kein einziger Staat des „globalen Südens“. Das kann man als Omen für den Fall nehmen, dass der Westen auch im Sport darauf bestehen sollte, dass sich der Rest der Welt der US-Politik anschließt.

Verständigung ist vom Westen nicht gewollt, der Westen will die totale Konfrontation. Dazu missbraucht er sogar den Sport und die Kultur, wie die Auftrittsverbote für russische Künstler und sogar klassische russische Musik belegen. Weiterlesen im anti-spiegel.ru

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