
Zum Neuen Jahr 2025
Von Andreas Schlüter
4. Februar 2025
Es hat lange gedauert, bis ich mich zu diesen Zeilen zum Neuen Jahr aufraffen
konnte. Selbstverständlich wünsche ich den Lesern dieser Zeilen ein gesundes
und glückliches Neues Jahr. Mein Optimismus für das Jahr 2025 hinsichtlich der
allgemeinen Situation befindet sich aber auf einem Tiefpunkt. Zu finster sind
die Aussichten. Der US-geführte Westen befindet sich in Kriegsrausch und
Allmachtswahn.
Zwischenbemerkung: Mein Blog WiPoKuLi (https://wipokuli.wordpress.com/)
ist praktisch lahmgelegt, d. h. Ich kann keine neuen Artikel darauf setzen, da
Wordpress mich nach über 13 Jahren der Benutzung der kostenfreien Version
zwingen will, auf die Bezahlversion upzugraden. Die Kosten wären zwar gering,
aber ich müsste Internetbanking machen, was ich aus Sicherheitsgründen
ablehne.
Überdies stelle ich fest, das „X“, vormals Twitter, eine sehr bösartige
Manipulation vorgenommen hat. Bisher sah ich in meiner Timeline vornehmlich
die Tweets von Leuten, denen ich folgte, bzw. Tweets zu ähnlichen Themen, mit
denen ich mich beschäftige. Jetzt wird meine Timeline überschwemmt mit
Schrott, darunter Äußerungen des X-Eigentümers Musk. Was für eine widerliche
Manipulation durch geänderte Algorithmen! Ja, die Macht der Tech-Giganten!
Die westlichen Vasallenstaaten befinden sich nicht nur in der offiziellen Politik,
sondern bis tief in die Parteien, die Medien und den akademischen Bereich im
Griff der US-Machtelite.
Dieser Zugriff ist in den Jahrzehnten nach dem
„offiziellen“ Ende des „Ersten Kalten Krieges“ noch um Vieles gewachsen.
Nun hat der Präsidentenwechsel in den USA stattgefunden. Selbst in manchen
„linken Kreisen“ hatte sich ein gewisser Optimismus zu Trump breit gemacht,
anknüpfend an Äußerungen von ihm zu einer schnellen Beendigung des
Ukrainekrieges. Es wird schon offenbar, dass es sich dabei nur um eine
Reduktion des US-Engagements handeln wird (zum Schutz der USA), aber dafür
gesorgt werden wird, dass die europäischen Vasallen noch tiefer in den Krieg
gestoßen werden.
Was den Nahen Osten angeht, folgt auf „Genocide-Joe“ Biden nun Genocide-
Donald. Das Waffenstillstands-Abkommens (das natürlich den Menschen in der
Hölle von Gaza eine Atempause verschafft) wird sich bald in Luft auflösen.
Tatsächlich ist Trumps Bindung an die Expansions- und Völkermord-Politik
Israels wohl noch größer als die von Biden. Die israelische Machtelite wird
schon Tricks finden, um das Abkommen zu zerstören, und dann der
palästinensischen Seite die Schuld in die Schuhe schieben. Dazu gehört auch,
dass zwar derzeit die Waffen in Gaza schweigen, aber Israel, vom Westen nicht
weiter „behelligt“, die Westbank brutal attackiert und viele Menschen durch
Siedler und IDF sterben. Auch hat Trump die Lieferung schwerer Bomben (die
Biden gestoppt hatte) an Israel freigegeben.
Trump zeigt sich nun schon als personifizierte „Madman-Theory“. Die
Madman Theory war ein Konzept, das unter Nixon und Kissinger erdacht
wurde. Es könne nützlich sein, wenn ein US-Präsident sich als unbeherrscht und
wahnsinnig präsentieren würde, um Kontrahenten einzuschüchtern. Sie fand
damals keine Anwendung, da mit dem US-Selbstverständnis nicht recht in
Einklang zu bringen. Biden stand als vorgeblich „milder Opa“ für einen
maskierten Imperialismus, der sich – wenn auch immer wieder völlig
unglaubwürdig – als menschenrechts- und freiheits-orientiert ausgab. Die
„seriöse“ Selbstpräsentation war fraglos der „Mogelpackung“ Obama noch
besser gelungen. Die neuen Eskapaden von Trump passen durchaus in dieses
„Madman“ Schema. Seine Ambitionen zu Grönland, Kanada und Panama haben
viel davon an sich.
Trumps Nummer mit Kanada knüpft auch an alte Gelüste der US-Machtelite
an. In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren wurde vom US-
Kriegsministerium der „War Plan Red“ erarbeitet, der sich damit beschäftigte,
wie die USA in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Großbritannien
Kanada annektieren könnten. Und was Panama angeht, haben die USA ja eine
lange Übung an „Eingriffen“ in Lateinamerika, wie sich auch in der Invasion
Panamas im Dezember 1989 zeigte. Man erinnert sich an die Nazi-Besetzung
Norwegens und Dänemarks.
Es sieht wahrlich finster aus, was die gesellschaftliche Diskussion im Westen,
besonders in den Vasallenstaaten Europas, angeht. Die nun offen zutage
tretende Unterstützung von rechtsradikalen Parteien in Europa durch die USA
schafft einen eingeschränkten Diskursraum, der vielen Menschen den Eindruck
vermittelt, es gäbe nur die Wahl zwischen den offen rechtsradikalen Rowdies
(einschließlich Trump und Musk) und den „seriösen“ Vasallen des US-
Imperiums (die dann eigenständig die geopolitischen Ziele – der USA – in der
Ukraine unterstützen müssten). Die Meinungsfreiheit steht unter schwerem
Beschuss, wie auch die vielen juristischen Angriffe auf die Palästina-Solidarität
immer wider zeigen.
Die Unterstützung des Imperial-Faschismus´ der USA (die auf Völkermord,
Sklaverei, Rassismus und imperialen Kriegen aufgebaut sind), die Unterstützung
des Ukraine-Nazitums und des Zio-Nazitums Israels durch die „Parteien der
Mitte“ in EU-Europa wird zunehmend begleitet vom Erstarken des
Rechtsradikalismus´. Die angebliche Gegnerschaft „der Mitte“ zu dieser
Entwicklung ist oft nur heuchlerisch und scheinheilig. Und diese Parteien
übernehmen immer mehr Positionen der Rechtsradikalen. Derzeit tritt
Deutschland dabei besonders hervor.
Widerliche und verabscheuungswürdige Verbrechen weniger Migranten
werden dabei auf das scheinheiligste benutzt. Diese Benutzung soll die
„Elefantenherde im Raum“ überdecken. Die US-geführte Zerstörung der
Umgebung Europas durch Kriege, die zu der westlichen Ausplünderung des
Globalen Südens hinzukommt, erzeugt in den betroffenen Gesellschaften
natürlich auch Wahnsinn und Verrohung, die sich in einigen Individuen
niederschlägt. Aber man kommt nicht umhin festzustellen, die Gewalt und das
Leiden, das vom Westen einschließlich Europas in Europas Umgebung erzeugt
wird, übertrifft das Leiden, dass durch wenige bösartige oder psychisch kranke
Migranten in Europa erzeugt wird, bei Weitem!
Insgesamt muss man feststellen, die Art und Weise, wie im westlichen Diskurs
der Charakter und die Vorgeschichte der existierenden Kriege und Konflikte
ausgeblendet, ja, von den Füßen auf den Kopf gestellt werden, erschrickt
zutiefst!
Die Logik scheint auf den Kopf gestellt. Europa, aus dem die größte Migrations-
und Eroberungswelle völkermordend in die Welt geströmt ist, präsentiert sich
als Opfer gewalttätiger Invasoren, wie lächerlich, historisch gesehen! Ein weißer
US-Präsident kann nicht genug über „illegal immigrants“ schwadronieren, von
denen viele aus den von den USA systematisch zerstörten lateinamerikanischen
Gesellschaften kommen, und von denen nicht wenige doch immerhin Teile
indigener Vorfahrenschaft aufweisen.
Natürlich schaffen die großen Migrations- und Fluchtwellen in den
europäischen Gesellschaften, gerade auch in Deutschland, erhebliche
gesellschaftliche Probleme. Aber man muss sich endlich zu den schon fast
vergessenen „Fluchtursachen“ ehrlich machen. Man kann diese nicht durch
Kriege in den Herkunftsländern bekämpfen, sondern man erzeugt sie eben
gerade durch diese Kriege. Und die entstehenden Probleme, die nicht weg zu
diskutieren sind, erfordern Ressourcen. Ist man aber politisch gewillt, das
wirtschaftliche Potenzial für die Unterstützung der US-Geopolitik zu verfeuern,
anstatt die Gesellschaft zu sanieren, hat man ein noch größeres Problem. Und
gerade die sogenannte „Hilfe für die Ukraine“ hilft nur, das Leiden der
Ukrainer zu verlängern, ja sie eben auch endgültig für die US-Interessen zu
verfeuern!
Um diese Fragen sollte das politische Ringen gerade in Deutschland sich
drehen, gerade angesichts der deutschen Geschichte! Kein Gelaber über
„Kriegstüchtigkeit“ ist nötig, sondern der Kampf für wirkliche Friedenspolitik!
Keine Unterstützung für die US-geführte Kriegspolitik gegen Russland und
China, keine neuen US-Waffen auf deutschem Boden, Schluss mit der
Unterstützung für die rassistische Kriegspolitik Israels! Dies sollte auch für die
bevorstehenden Bundestagswahlen in Deutschland entscheidend sein!
Ein Kanzler Merz würde uns noch dichter an die große Katastrophe führen! Es
scheint so, als wenn das BSW (bei aller möglichen Kritik) die einzige Kraft ist,
die eine Chance hat, in den Bundestag zu kommen, und dort
parlamentarischen Widerstand gegen den Kriegswahn entfalten könnte.
Sorgen wir dafür, dass der nötige Kampf gegen den Kriegswahn sich entfaltet!
Arbeiten wir dafür, dass nicht ein dumpfes „Rassenkampf“-Denken (wie bei
der AfD, aber auch bis in andere Parteien hinein) sich weiter verbreitet,
sondern Menschen wieder begreifen, dass die Macht- und die Klassenfrage
von entscheidender Bedeutung sind. Nur dann gibt es die Chance, die
finsteren Aussichten nicht in endgültigem Untergang von Frieden,
Gerechtigkeit und sozialem Miteinander enden zu lassen!
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