Banderas weiße Weste Von Susann Witt-Stahl

Ukraine und Faschismus: Banderas weiße Weste

„Geschichtspolitischer Super-GAU“: Die Bundesregierung gibt sich in Bezug auf historischen ukrainischen Faschismus ahnungslos, wie aus einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion hervorgeht.

Gerngesehene Gäste im Auswärtigen Amt sind Mitglieder der neonazistischen »Asow«-Bewegung (Kiew, 2020)
Aus: Ausgabe vom 27.09.2023, Seite 1 / Titel
Ukraine und Faschismus

Banderas weiße Weste

»Geschichtspolitischer Super-GAU«: Bundesregierung gibt sich mit Blick auf historischen ukrainischen Faschismus ahnungslos
Von Susann Witt-Stahl

27. September 2023

 

 

jW-Konferenz »Der Bandera-Komplex: Der ukrainische Faschismus – Geschichte, Funktion, Netzwerke«. Am 29. Oktober, ab 10.30 Uhr im Münzenbergsaal, ND-Haus, Berlin, ­jungewelt.de/bandera_komplex

Wo sich einst ein lückenhaftes kollektives Gedächtnis fand, tut sich bei der Bundesregierung ein dunkeldeutscher Abgrund auf. Ob es um ihre Haltung zur vom Nazismus durchwirkten Ideologie der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) oder um die Geschichtsklitterungen des Ukrainischen Instituts des nationalen Gedächtnisses der Kiewer Regierung geht: Sie hat eine Kleine Anfrage mit dem Titel »Rechtsextreme Ausprägungen der ukrainischen Geschichtspolitik« der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen und Fraktion Die Linke mit einem großen Nichts beantwortet.

 

Fast alle der insgesamt 25 Fragen, von denen sich einige auf jW-Recherchen stützen, werden vom Auswärtigen Amt mit der Floskel »Der Bundesregierung liegen hierzu keine eigenen, über Medienberichte hinausgehenden Erkenntnisse vor« abgebügelt. Man mache sich die »rechtlichen Wertungen und Tatsachenbehauptungen« der Fragesteller, die sich vorwiegend auf die OUN und den Banderismus beziehen, »insbesondere hinsichtlich der pauschalen Einordnung bestimmter (historischer) Gruppierungen oder Personen als rechtsextrem, antisemitisch, antiziganistisch oder sonst rassistisch, ausdrücklich nicht zu eigen«, heißt es in der Vorbemerkung der Bundesregierung – eine Aussage, auf die sie in ihren weiteren (Nicht-)Antworten insgesamt siebenmal verweist.

Damit widerspricht die deutsche Regierung objektiv der weltweit anerkannten Historiographie des ukrainischen Faschismus und dessen Kollaboration mit Hitlerdeutschland. »Die OUN kämpfte nicht einfach nur für eine unabhängige Staatlichkeit. Sie kämpfte für das, was sie eine ›Ukraine für die Ukrainer‹ nannte, in der Juden und die meisten Polen und Russen eliminiert« würden, schreibt etwa der US-amerikanisch-kanadische Historiker John-Paul Himka, einer der renommiertesten Experten der Geschichte der OUN und ihrer Rolle in der Schoah und dem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Weiterlesen in jungewelt.de

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