
Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus
Das Robert Koch-Institut war zwischen 1933 und 1945 als staatliche Forschungseinrichtung des öffentlichen Gesundheitswesens eng in das nationalsozialistische Gesundheitssystem eingebunden. Die vorliegende Studie untersucht den personellen und organisatorischen Umbau, den das Institut unter der NS-Diktatur erlebte, und analysiert den Einfluss von NS-Ideologie und Kriegspolitik auf einzelne Forschungs- und Arbeitsfelder.
Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus
Von Annette Hinz-Wessels
Ein sehr interessantes Buch, dass erneut nach Ersterscheinung 2008 aktuell in der dritten Auflage publiziert wurde. Dieser Erfolg ist bestimmt auch dem Umstand geschuldet, dass gerade jetzt in Zeiten der Corona Pandemie das RKI täglich in den Nachrichten erwähnt wird. Auch ein Grund, dass in mir das aktuelle Interesse am Buch förderte. Die tägliche Herausgabe der Inzidenzzahlen, Einschätzungen und Empfehlungen durch das Institut lässt es zu „der Generalvertretung“ und Sprachrohr der Regierung werden, die ich auch mit großer Sorge und gewissen Skepsis betrachte. Ein so regierungsabhängiges Institut, mit einer Vergangenheit, die schon einmal bewies wie gefährlich es ist, wenn die Medizin mit der Politik einen Pakt schließt. Der Aufstieg vom Forschungsinstitut zu Reichsbehörde, gibt zu denken. Die Aufarbeitung der Naziverbrechen und schweren Schuld des Instituts begann erst sehr spät, viel zu spät. Ganz typisch für Medizin und Justiz, die zum großen Teil dort fort fuhren, wo sie als „Reichsbehörde“ aufgehört hatten.
Wie sich das Institut dem Nationalsozialismus unterordnete, mit Menschenversuchen rassische und rassische politische Hierachiesierung , in Differenzierung der „Wertvollen und der Minderwertigen, mit Menschenversuchen vor nichts zurückschreckte, ist so grauenvoll, dass es schwer fällt das Buch an manchen Stellen zu lesen. Die Aufarbeitung von diesem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte ist noch längst nicht beendet. Gerade deshalb sind gerade Bücher wie diese wichtige Dokumentation des Grauens so wichtig.
Auch wenn das Robert Koch-Institut (RKI) heute ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit ist und die Kernaufgaben des RKI die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten sind, betrachte ich ein dem Bundesministerium für Gesundheit unterstelltes Institut mit Argwohn. Wie frei kann es agieren und wie unabhängig Entscheidungen treffen. Wem sollen diese wirklich nützen, der Regierung, den Bürgern oder der Wissenschaft?
Ich kann auch nicht verhehlen, dass ich beim lesen des Buchs und Beschäftigung mit diesem Thema, gewisse Parallelen sehe, die mich tief besorgt machen. Nur die Unabhängigkeit von Medizin und Justiz, befreit vom politischen Einfluss und Tagesgeschäft garantieren Vertrauen. Aber davon scheinen wir auch heute in Pandemie Zeiten des Jahres 2021 mehr als entfernt zu sein.
Evelyn Hecht-Galinski
Robert Koch: Der eine wird verehrt, der andere verschwiegen – infosperber
Die ARD-Historienserie „Charité“ hatte vor fünf Jahren mit einer Einschaltquote von 26 Prozent den besten Sendestart der letzten 25 Jahre. Die Crème de la Crème der Schauspielkunst stellte in diesem Fernsehspektakel Titanen der deutschen Medizingeschichte wie Rudolf Virchow, Emil Behring, Paul Ehrlich, Ernst von Bergmann und Robert Koch dar.
Kommentar hinterlassen