Der Niedergang von SWIFT: Wie globale Mächte der Dollar-Falle entkommen

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https://thecradle.co/articles/swifts-decline-how-global-powers-are-escaping-the-dollar-trap

Der Niedergang von SWIFT: Wie globale Mächte der Dollar-Falle entkommen

Die USA haben SWIFT als Waffe eingesetzt, um ihre Feinde zu bestrafen – doch nun bauen Verbündete und Gegner gleichermaßen Fluchtwege aus dem dollar-dominierten globalen Finanzsystem auf.

Aidan J. Simardone

1. MAI 2025

Bildnachweis: The Cradle

Die Instrumentalisierung der globalen Finanzmärkte ist zu einem Eckpfeiler der US-Außenpolitik geworden. Eine zentrale Rolle spielt dabei Washingtons Kontrolle über die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (SWIFT), einen Finanznachrichtendienst, der einst als neutrale Plattform galt, nun aber offen dazu genutzt wird, westliche Sanktionen durchzusetzen und Gegner zu isolieren.

Während US-Präsident Donald Trump Ländern, die den Dollar abschaffen wollten, mit wirtschaftlichen Sanktionen drohte, erlebte die US-Währung in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit den stärksten Wertverlust seit der Nixon-Ära. Dieser symbolträchtige Moment fiel mit einer bereits laufenden globalen Veränderung zusammen: den zunehmenden Bemühungen vieler Länder, ihre Abhängigkeit von der von den USA kontrollierten Finanzinfrastruktur zu verringern.

Heute wendet sich eine wachsende Koalition von Staaten – einige unter Sanktionen, andere einfach aus Vorsicht – vom US-Dollar und dem SWIFT-Netzwerk ab und setzt auf neue Finanzsysteme, die außerhalb der Reichweite Washingtons operieren.

Ein Instrument der Wirtschaftskriegsführung

SWIFT ist keine Bank und kein Zahlungsdienstleister, sondern eine Nachrichtenplattform, über die Finanzinstitute sichere Transaktionsanweisungen über Grenzen hinweg versenden können. Seine Hauptvorteile liegen in seiner Geschwindigkeit, Verschlüsselung und nahezu universellen Verbreitung und Standardisierung. Banken in verschiedenen Ländern, die in unterschiedlichen Sprachen und Währungen arbeiten, verlassen sich seit langem auf SWIFT, um ihre Geschäfte reibungslos abzuwickeln.

Dieses Image erhielt 2006 einen Dämpfer, als bekannt wurde, dass SWIFT im Rahmen des Terrorist Finance Tracking Program (TFTP) heimlich Transaktionsdaten an die CIA und das US-Finanzministerium weitergegeben hatte (TFTP). Diese Überwachung wird fortgesetzt, wobei die US-amerikanische National Security Agency (NSA) heute SWIFT-Nachrichten überwacht.

Dann kam das Jahr 2012, als parteiübergreifende Falken der Organisation United Against Nuclear Iran (UANI) SWIFT unter Druck setzten, die Beziehungen zu Teheran abzubrechen, und dem Land vorwarfen, gegen US- und EU-Sanktionen zu verstoßen. SWIFT kam dieser Forderung schnell nach. Als palästinensische Aktivisten jedoch dasselbe wegen Kriegsverbrechen von Israel forderten, wurde die Kampagne ignoriert. Mit diesem Präzedenzfall schloss SWIFT 2017 Nordkorea und 2022 Russland aus.

Die Botschaft war klar: SWIFT war nicht mehr neutral. Es war ein Instrument der Wirtschaftskriegsführung.

Eine neue Architektur entsteht

Die Abschottung von SWIFT kann eine Wirtschaft über Nacht lahmlegen. Banken werden isoliert und können selbst mit nicht-westlichen Partnern keine Zahlungen mehr senden oder empfangen. Der Handel kommt zum Erliegen. Doch diese Taktik erweist sich als selbstzerstörerisch.

Nachdem der Westen nach der Annexion der Krim 2014 mit einer Trennung gedroht hatte, entwickelte Russland eine eigene Plattform: das System für den Transfer von Finanznachrichten (SPFS), das 2017 eingeführt wurde. Heute umfasst SPFS 177 ausländische Institutionen aus 25 Ländern.

Der Iran, der 2023 bekannt gab, dass er mit der Integration seiner Interbank-Kommunikations- und Transfersysteme mit Russland begonnen habe, arbeitet an einer eigenen Finanznachrichteninfrastruktur, die als Automated Currency Management and Exchange Reporting (ACUMER) bekannt ist.

Die größte Herausforderung für SWIFT geht jedoch nicht von sanktionierten Staaten aus, sondern von aufstrebenden Mächten, die mit einer künftigen Feindseligkeit der USA rechnen.

China hat 2015 das Cross-Border Interbank Payment System (CIPS) eingeführt. Zwar nutzt es für viele Transaktionen weiterhin SWIFT, doch verfügt CIPS über eine eigene Nachrichtenübermittlungsschicht, die einen reibungslosen Handel mit Russland und anderen Partnern ermöglicht. Mittlerweile beteiligen sich fast 4.800 Banken an CIPS – etwa die Hälfte der Gesamtzahl von SWIFT, obwohl es noch nicht einmal zehn Jahre alt ist.

In Anerkennung der Notwendigkeit einer einheitlichen, grenzüberschreitenden Alternative begann der BRICS-Block 2018 mit der Entwicklung von „BRICS Pay“. Mit einer Wirtschaftsleistung, die mittlerweile die der G7 übertrifft, machen die BRICS-Länder über ein Drittel der Weltwirtschaft aus. BRICS Pay begann 2019 mit Testzahlungen und erhielt im Oktober 2024 die volle Unterstützung Chinas. Obwohl es sich noch in der Pilotphase befindet, ist es aufgrund seines potenziellen Umfangs der bislang ernsthafteste Konkurrent von SWIFT.

Schneller Ausstieg für den Dollar

Die Abkehr von SWIFT beschränkt sich jedoch nicht mehr nur auf die Gegner Amerikas.

Im Jahr 2022 startete die Vereinigung südostasiatischer Staaten (ASEAN) – ein Block von 10 weitgehend US-freundlichen Staaten mit 600 Millionen Einwohnern – die Initiative „Regional Payment Connectivity“ (RPC). Sie nutzt nationale Echtzeit-Zahlungssysteme wie PayNow in Singapur und PromptPay in Thailand, um direkte Überweisungen ohne SWIFT zu ermöglichen.

Bisher mussten grenzüberschreitende Transaktionen zwischen ASEAN-Staaten in US-Dollar umgerechnet werden. Wenn beispielsweise jemand Geld von Singapur auf die Philippinen überweist, werden die Singapur-Dollar in US-Dollar umgerechnet und dann in philippinische Pesos. Mit RPC entfallen solche Umrechnungen, was Kosten senkt und die Effizienz steigert.

Im selben Jahr führte die Afrikanische Union das Pan-African Payment and Settlement System (PAPSS) ein, das ebenfalls SWIFT und den Dollar als Zwischenwährung umgeht.

Diese stille Revolution unter den Partnern Washingtons signalisiert einen tieferen Wandel: Selbst Verbündete stehen der Politisierung von SWIFT skeptisch gegenüber.

Das Monopol brechen

Trotz dieses Trends wird SWIFT nicht von heute auf morgen verschwinden. Viele Institutionen nutzen es zusammen mit Alternativen, um ihren Marktzugang zu maximieren. Aber die Verbreitung neuer Nachrichtensysteme gibt den Ländern beispiellose Möglichkeiten, ihre wirtschaftliche Souveränität zu behaupten.

Im Jahr 2012 musste der Iran auf Tauschhandel und Goldschmuggel zurückgreifen, um Sanktionen zu umgehen. Heute kann er über CIPS mit China und über SPFS mit Russland Handel treiben. Da immer mehr Staaten ähnliche Systeme einführen, werden die Auswirkungen künftiger SWIFT-Verbote erheblich gemindert.

Das untergräbt die wichtigsten Verkaufsargumente von SWIFT. Sicherheit? Beschädigt durch die Überwachung durch die USA und den Hackerangriff auf die Bangladesh Bank im Jahr 2016, bei dem 81 Millionen Dollar gestohlen wurden. Geschwindigkeit? Von Echtzeitsystemen wie RPC und PAPSS in den Schatten gestellt. Universalität? Mit jedem Land, das aus dem Netzwerk ausgeschlossen wird, schwindet sie.

Die wahre Stärke von SWIFT liegt in seinem Netzwerkeffekt: Es funktioniert, weil alle es nutzen. Aber mit jeder politisch motivierten Trennung schrumpft dieses Netzwerk. Im Gegensatz dazu hat Chinas CIPS keine Geschichte weitreichender Sanktionen, was es zu einer sichereren Option für Staaten macht, die finanzielle Stabilität anstreben.

Der Einfluss des Dollars schwächt sich ab

Der Niedergang von SWIFT geht Hand in Hand mit der Schwächung der globalen Rolle des US-Dollars. Da SWIFT als Torwächter fungiert, kann Washington jedes Land bestrafen, das versucht, den Dollar aus seinem Handel zu verbannen. Sobald jedoch alternative Systeme diesen Hebel beseitigen, können Länder andere Handelswährungen in Betracht ziehen. Darüber hinaus reduzieren Echtzeitplattformen wie RPC die Abhängigkeit von Zwischenwährungen insgesamt.

China und Saudi-Arabien prüfen derzeit den Renminbi-basierten Handel. Diese Verlagerung wäre in der vom Dollar dominierten Ära des SWIFT-Höhepunkts undenkbar gewesen.

Natürlich wird die finanzielle Vorherrschaft der USA nicht über Nacht verschwinden. Aber der rasante Aufstieg paralleler Nachrichtensysteme zeigt, dass globale Mächte – sowohl Gegner als auch Verbündete – Wege aus dem finanziellen Einflussbereich des Westens suchen.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Meinung von The Cradle wider.

Übersetzt mit Deepl.com

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