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Die Folgen der Nabelschau
Anlässlich von Trumps Amtsantritt fordert Ex-Außenminister Gabriel die Formierung der EU zur eigenständigen Macht. Ökonomen warnen, Berlin sei schlecht auf die neue US-Regierung vorbereitet. Trump habe „garstige Hebel“ parat.
WASHINGTON/BERLIN (Eigener Bericht) – Ex-Außenminister Sigmar Gabriel verlangt von der nächsten Bundesregierung einen außenpolitischen Kurswechsel und die Formierung der EU zu einer eigenständigen Macht. Dazu müsse man „das Mächte-Dreieck Frankreich-Deutschland-Polen“ stärken, forderte Gabriel am gestrigen Sonntag im Springer-Blatt „Bild“. Ähnlich äußern sich Ökonomen wie etwa Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, der erklärt, man müsse „Europa stärken“, und der Bundesregierung wie auch der EU-Kommission attestiert, „schlechtestmöglich“ auf den Amtsantritt von Donald Trump am heutigen Montag vorbereitet zu sein. Dabei sei die EU ohnehin in sehr ungünstiger Lage, urteilt Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO): Sie sei ökonomisch geschwächt und darüber hinaus in Abhängigkeit von US-Flüssiggas geraten, was Trump nun „ein paar garstige Hebel“ gegen sie verschaffe. Ernsten Schaden nehmen könnte die EU schon im heftigen Streit um Grönland sowie durch die angedrohten US-Zölle, die deutsche Unternehmen zu einer Verlagerung ihrer Investitionen in die USA zu nötigen drohen.
Die USA stärken
Das Bestreben von Donald Trump, im großen Kampf des absteigenden Westens um die Wahrung seiner weltweiten Dominanz vorrangig die Stellung der USA zu stärken und dabei auch die Gewichte innerhalb des transatlantischen Bündnisses klar zu ihren Gunsten zu verschieben – auf Kosten der Länder Europas –, zeigt sich etwa in der Forderung, die Vereinigten Staaten müssten Grönland in Besitz nehmen. Die Insel – ein autonomes Gebiet Dänemarks – verfügt nicht nur über große Vorräte an Rohstoffen, darunter etwa strategisch besonders wichtige Seltene Erden. Sie besitzt zudem eine geostrategisch herausragende Bedeutung im aktuell stark anschwellenden Einflusskampf um die Arktis, die sich aufgrund des Klimawandels zunehmend für den Seehandel, für die Ausbeutung von Bodenschätzen sowie für militärische Operationen öffnet. Der von Trump öffentlich angekündigte Versuch, Dänemark die Kontrolle über Grönland zu entreißen, trägt dem Vorhaben Rechnung, die Position der Vereinigten Staaten in der Arktis um jeden Preis auszubauen. Zudem hätte die damit verbundene Schwächung nicht nur Dänemarks, sondern der gesamten EU aus Sicht Washingtons den Vorteil, die besonders in Berlin und in Paris gehegten Pläne, mit Hilfe der EU zur Weltmacht auf Augenhöhe mit den USA aufzusteigen [1], ein weiteres Stück zu konterkarieren. Weiterlesen bei german-foreign-policy.com
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