
»Die USA und die EU haben sich einen Gegner ausgesucht, den sie wirtschaftlich nicht ruinieren können«
Russland sollte unter den Sanktionen der USA und der EU leiden – tut es aber offenbar nicht. Das Sanktionsregime ist nicht nur gescheitert – es ist auch völkerrechtswidrig.
Roberto De Lapuente hat mit Hannes Hofbauer gesprochen.
De Lapuente: Herr Hofbauer, in Ihrem aktuellen Buch befassen Sie sich ausgiebig mit dem Sanktionsregime – vor allem – des Westens im geschichtlichen Kontext. Aktuell gibt es Sanktionen gegen Russland, die aber wie ein Bumerang an den Absender zurückkommen. Ist das einmalig in der Geschichte der Sanktionen? Oder schadeten Sanktionen von jeher auch demjenigen, der sanktionierte?
Hofbauer: Um Wirtschaftssanktionen durchsetzen zu können, braucht es die entsprechende ökonomische Macht sowie eine militärische Absicherung derselben. Zwei Beispiele aus der Zwischenkriegszeit mögen das verdeutlichen. Damals operierte der Völkerbund – in gewisser Weise die Vorgängerorganisation der UNO – mit einem eigenen »Blockade-Komitee«. Dieses wurde zu dem Zweck geschaffen, Länder, die einen Krieg begannen, mittels Wirtschaftssanktionen in die Knie zu zwingen und ihr Vorhaben zu durchkreuzen. Im Fall des Königreiches Jugoslawien gelang es, Belgrad von seinem Invasionsabenteuer in Nordalbanien abzubringen. Als Mussolini 1935 in Abessinien einfiel und der Völkerbund die Staatenwelt aufforderte, Sanktionen gegen Italien zu verhängen, scheiterte das Unterfangen; es war der Anfang vom Ende des Völkerbundes. Fazit: Je politisch stärker und wirtschaftlich autonomer der sanktionierte Staat ist, desto aussichtsloser ist ein Sanktionsregime gegen ihn. Und wenn ein solches nicht funktioniert, schlägt das negativ auf die sanktionierenden Staaten zurück. Weiterlesen in overton-magazin.de
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.