
Jadd Hilal hat es in seinem Erstlingsroman geschafft, verbunden mit seiner Familiengeschichte einen mitreißenden Roman über das Exilleben und die damit verbundenen dunklen Seiten zu erzählen. Anhand von vier Frauen, die ihre bewegte Lebensgeschichte schildern. Dieser Wunsch nach Freiheit und Frieden in der Fremde, ist ein Moment den ich voll nachfühlen kann. Erlebte ich doch in meiner Familiengeschichte was Vertreibung bedeutet. Für mich ist das ein persönlicher Grund, den Freiheitskampf des palästinensischen Volks mit ganzer Überzeugung zu unterstützen und mich zu schämen für die Zustände am Beispiel Palästinas. Ich war in den Flüchtlingslagern im Libanon und sah wie diese aus ihrer Heimat vertriebenen Palästinenser leben, wenn man das leben nennen will. Mir fehlt jedes Verständnis dafür, wie gerade Juden, die vertrieben und ausgerottet wurden, ein fremdes Land besetzten, die Eigentümer und Bewohner des Landes, Palästinenser vertrieben und bis heute ethnisch säubern. Dabei noch unterstützt werden von der heuchlerischen Staatengemeinschaft, die meint ihre Schuld am Holocaust mit der Unterstützung der neuen Schuld wiedergutzumachen. Eine traumatisierte Gesellschaft, die angeleitet von einer Israel-Lobby, alles dafür tut, dass der „jüdische Staat“ blüht, während Palästina und das Elend der Besatzung und der Flüchtlinge aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verschwindet.
Mich hat dieser wunderbare Roman so tief berührt, wie der Autor die Schicksale schildert und uns teilhaben lässt an der Einsamkeit des Exils. Erträglich gemacht durch die vier wunderbaren Freundinnen und ihre beneidenswerte Freundschaft. Ein lesenswertes Buch, dass man unbedingt kaufen und lesen muss.
Evelyn Hecht-Galinski
Jadd Hilal
Flügel in der Ferne
Aus dem Französischen von Barbara Sauser
Hardcover, mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-03925-014-1
Seiten 202
Erschienen 16. September 2021
€ 22.00 / Fr. 27.50
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