
Nathan Thrall hat diese Geschichte so unter die Haut gehend und aufrüttelnd geschrieben, dass ich es unbedingt zum Kauf empfehle. Endlich wieder einmal ein Pulitzer Preisträger, der diesen Preis so uneingeschränkt verdient hat. Evelyn Hecht-Galinski
https://www.pendragon.de/book/ein-tag-im-leben-von-abed-salama
Nathan Thrall
Ein Tag im Leben von Abed Salama
Gesamtdarstellung des Nahostkonflikts
Auf einer Straße außerhalb Jerusalems verunglückt ein Schulbus. Der besorgte Vater Abed Salama fährt sofort zur Unfallstelle. Doch die verletzten Kinder wurden bereits in verschiedene Krankenhäuser der Stadt gebracht, zu der Abed mit seinen palästinensischen Papieren keinen Zugang hat. Seine Odyssee auf der Suche nach seinem Sohn ist verwebt mit den Geschichten unterschiedlicher Menschen, deren Wege unerwartet zusammentreffen: Unter ihnen eine Erzieherin und ein Mechaniker, die Kinder aus dem Wrack bergen, und ein israelischer Kommandant sowie ein palästinensischer Beamter, die mit den Folgen des Unfalls konfrontiert werden. In seinem gut recherchierten Werk, das wenige Tage vor dem Anschlag am 7. Oktober 2023 veröffentlicht wurde, geht Nathan Thrall nicht nur auf die komplexe Geschichte der Besetzung ein, vielmehr macht er sichtbar, was oft übersehen wird: das Leben der Menschen in einem zerrütteten Land.
Das Buch wurde 2024 mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie General Nonfiction ausgezeichnet
Begründung der Jury: „Ein sorgfältiger und einfühlsamer Bericht über das Leben unter der israelischen Besatzung des Westjordanlandes, erzählt durch das Porträt eines palästinensischen Vaters, dessen fünfjähriger Sohn bei einem Schulbusunfall ums Leben kommt.“
Pressestimmen
»Eine anschauliche, scharf sezierte Darstellung einer einzigartigen Lebensrealität.«
Deborah Feldman
»In „Ein Tag im Leben von Abed Salama“ beschreibt Thrall einen Unfall, bei dem von Jerusalem ein Bus voller palästinensischer Kindergartenkinder verunglückte. Thrall durchleuchtet anhand dieses Unfalls ein komplexes System jahrzehntelanger Vernachlässigung und Ungleichbehandlung der palästinensischen Menschen vor Ort. Zur Sprache kommen dabei Betroffene wie Abed Salama, dessen fünfjähriger Sohn bei dem Unglück verstorben ist.« Valerie Eiseler | Frankfurter Rundschau
»In seinem auf sorgfältig recherchierten Tatsachen basierenden Werk erweckt Nathan Thrall die Komplexität der Gesellschaften in Israel / Palästina einfühlsam zum Leben. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die die Konfliktdynamiken besser verstehen wollen.« Dr. Muriel Asseburg | Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)
»Das Buch erzählt eine zutiefst bewegende Geschichte über einen tragischen Verkehrsunfall, der die Tragödie der Millionen Palästinenser beleuchtet, die unter israelischer Besatzung leben.« Yuval Noah Harari | Autor
https://www.medico.de/blog/wer-dort-war-ist-entsetzt-19525
Das Interview
Wer dort war, ist entsetzt
23.05.2024 Lesezeit: 9 min
Die Westbank und wir: Gespräch mit Nathan Thrall, Pulitzer-Preisträger 2024
medico: Sie haben für Ihr Buch „Ein Tag im Leben von Abed Salama“ gerade den renommierten Pulitzer-Preis gewonnen. Kurz vorher hat der Frankfurter Club, in dem Sie das Buch eigentlich vorstellen sollten, die Veranstaltung ohne Begründung abgesagt. Was sagen Sie zu Ihrer deutschen Erfahrung?
Nathan Thrall: Mich hat tief beeindruckt, wie sehr Deutschland bereit ist, das Grundrecht der Redefreiheit einzuschränken, um Israel vor Kritik zu schützen. Ich war ziemlich schockiert, dass meine Veranstaltung in Frankfurt ohne irgendeine Erklärung abgesagt wurde, und zwar von Leuten, die keine substanziellen Einwände vorbringen konnten und ohnehin mein Buch nicht gelesen hatten. Es ging um eine Buchpräsentation, ein Gespräch. Mich überrascht, dass eine solche Veranstaltung in einer demokratischen Gesellschaft nicht stattfinden darf.
Gibt es einen Unterschied zwischen der gegenwärtigen Debattenkultur in den USA und Deutschland?
Die Debatte in den USA lässt ein viel breiteres Meinungsspektrum zu. Nichtsdestotrotz verzeichnen auch wir eine viel zu hohe Zahl an Sprech- und Auftrittsverboten, wenn es um Kritik an Israel geht. Ich habe das selbst im letzten Herbst erlebt, als ich an die Universität von Arkansas eingeladen wurde und vorab unterschreiben sollte, dass ich keine Boykottforderung gegen Israel unterstütze. Das zu unterschreiben, sei ein Staatsgesetz. Auch die USA geben also kein rosiges Bild ab. Trotzdem ist bei uns die Debatte viel breiter als in Deutschland, die sehr starken Restriktionen unterliegt.
Liegt das auch daran, dass die jüdischen Gemeinden in den USA viel diverser sind als in Deutschland?
Das ist sicher entscheidend. Die jüdische Community in den USA repräsentiert ein breiteres Meinungsspektrum. Und die jüdische Linke ist viel stärker, sie kann nicht ohne Weiteres zum Schweigen gebracht werden. Auch die palästinensische Community in den USA spricht mit einer starken Stimme. Jetzt kommen noch die Studierenden-Proteste hinzu. Es gibt eine Massenmobilisierung für Palästina in den USA. Vor diesem Krieg hätte man sich das nicht vorstellen können.
Zu Ihrem Buch: Ausgangspunkt Ihres Romans über die Situation in der Westbank ist ein tragischer, aber stinknormaler Busunfall. Warum haben Sie sich dafür interessiert, statt für die Themen, die die Schlagzeilen bestimmen, wenn es um Israel und Palästina geht?
Die Idee zu diesem Buch hatte ich aus einer starken Frustration heraus. Denn es gibt für Israel/Palästina nur dann weltweite Aufmerksamkeit, wenn es mal wieder zu schrecklicher Gewalt kommt. Angesichts der Gewalt ruft die ganze Welt sofort nach der Wiederherstellung der Ruhe. Ich aber wollte zeigen, wie diese vermaledeite Ruhe für die palästinensische Bevölkerung aussieht. Ihre Situation hat mit „Ruhe“ nichts zu tun. Das Leben der palästinensischen Bevölkerung ist von einem extrem ungerechten und unterdrückerischen System von Kontrolle geprägt, das immer wieder neue Runden von Blutvergießen hervorrufen wird, solange es nicht verändert wird. Weiterlesen bei medico.de
https://taz.de/Nathan-Thrall-ueber-Israel-und-Palaestina/!6030836/
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