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„Peinlich, wie der Schäuble hochgejubelt wird“
29. Dezember 2023
Wolfgang Schäuble ist am 27.12. gestorben. Wie immer, wenn ein Mensch stirbt, ist das traurig für die Familie. Eigentlich würde Schäuble eine gerechte Beurteilung verdienen. Aber Deutschlands Medien sind angefüllt von Lobeshymnen. Die Missachtung der Schattenseiten des CDU-Politikers in der veröffentlichten Meinung ist bemerkenswert. Nicht nur uns fällt das auf. Von einem Leser der NachDenkSeiten stammt die Überschrift dieses Artikels. Was hier abgeht, ist peinlich. Wenn Sie ein bisschen besser informiert werden wollen, dann geben Sie einfach „Schäuble“ in die Suchfunktion der NachDenkSeiten ein. Es erscheint dann eine große Zahl von einschlägigen Artikeln. Ganz am Ende dieser Artikel-Serie findet sich dieser Artikel: „Präsident mit Barspende?“. Albrecht Müller.
Wir geben diesen Artikel aus Anlass des Todes von Wolfgang Schäuble vollständig wieder. Er ist am Tag nach dem ersten Erscheinen der NachDenkSeiten veröffentlicht worden. Mit unserem kritischen Medium hatten wir am 30.11.2003 begonnen. Wesentliche Teile des Artikels über Schäuble hätten auch heute geschrieben werden können.
Präsident mit Barspende?
01. Dezember 2003 um 17:41
Ein Artikel von: Albrecht Müller
Er forderte die Regierung Schröder auf, mit George Bush in den Krieg zu ziehen, er kassierte eine dubiose 100.000-Mark-Spende. In der CDU/CSU scheint alles möglich. Bis vor kurzem heftig in die CDU-Parteispendenaffäre verwickelt, bringt sich Wolfgang Schäuble als Nachfolger von Johannes Rau im Amt des Bundespräsidenten ins Gespräch. Von Albrecht Müller, vorwärts 11/2003, Kolumne Gegen den Strom.
Stellen wir uns vor: der Parteivorsitzende der SPD erhält 100.000 D-Mark, heute 50.000 Euro, in bar. Er wundert sich nicht darüber, dass die Spende von einem Waffenhändler und in bar überreicht wird und gibt das Geld weiter an seine Partei. Neun Jahre nach dieser auffälligen Bar-Geldübergabe in Zeiten des bargeldlosen Verkehrs wird der – inzwischen demontierte – Partei-Vorsitzende zum Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten ausgerufen.Weiterlesen in den nachdenkseiten.de
Von Wolfgang Schäuble habe auch ich keine gute Erinnerung. Nach den Anschlägen von 9/11 sprach er sich für die Akzeptanz im Ausland unter Folter gemachter Aussagen aus und fügte hinzu, auch wenn der Gefolterte „Müller“ oder „Meier“ heiße – oder wie er genau sagte (er nannte einen typisch deutschen Familiennamen). Das stellte ich mir dann so vor: Angenommen ich würde z. B. in Syrien als deutscher Staatsbürger verhaftet und dort verhört, dann käme jemand vom deutschen Geheimdienst, um meiner peinlichen Befragung beizuwohnen – nicht um meine Freilassung zu erwirken. Ein solcher Fall ereignete sich tatsächlich, nur dass der Gefolterte nicht eine Biodeutscher war, sondern ein eingebürgerter Syrer.
Im Anschluss an die erste Deutsche Islamkonferenz lud Schäuble deren Teilnehmer dazu ein, sich eine verunstaltete Aufführung einer Oper Wolfgang Amadeus Mozarts anzusehen. In dieser Inszenierung war am Schluss eine Szene hinzugefügt worden, in der die größten bekannten Religionsstifter (unter ihnen der Prophet des Islams, nicht jedoch Moses) geköpft wurden, etwas, was mit Mozarts ursprünglicher Opfer gar nichts zu tun hat. Kurz vor dieser Aufführung gab es eine (angebliche) Anschlagsdrohung von „gewaltbereiten Islamisten“. Vermutlich diente diese Anschlagsdrohung dazu, dem Stück Aufmerksamkeit zu schenken, da es zuvor unbeachtet geblieben war und kaum jemand diese Inszenierung sehen wollte.
Doch Ali Kizikaya, der Vorsitzende eines der islamischen Verbände, weigerte sich, Schäubles Einladung Folge zu leisten. Wie verträgt sich Schäubles Einladung mit seiner Aussage, der Islam sei eine Bereicherung für Deutschland, wenn er die Gefühle der Muslime nicht respektiert?