Sahra Wagenknecht  ·80. Jahrestag der Befreiung ohne russischen Vertreter

Wie geschichtsvergessen ist das denn?
Heute jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum 80. Mal. Es ist ein Skandal, dass der Bundestag an diesem historischen Tag keine offiziellen Vertreter Russlands zu seiner Gedenkfeier eingeladen hat und das Auswärtige Amt Landkreisen und Kommunen per Handreichung empfiehlt, russische Vertreter von Gedenkveranstaltungen auszuschließen. Wer nicht mehr weiß oder wissen will, dass die Sowjetarmee die Hauptlast des Krieges gegen die Hitlerwehrmacht trug und 27 Millionen Menschen aus der damaligen Sowjetunion, die Mehrheit von ihnen Russen, dem Vernichtungsfeldzug zum Opfer gefallen waren, ist völlig geschichtsvergessen.
Dieses unwürdige Gedenken passt leider zu dem neuen deutschen Zeitgeist, der uns mental auf den nächsten Krieg mit Russland vorbereiten will. Ich finde: Friedrich Merz sollte nach seinen ersten Besuchen als Kanzler in Paris und Warschau zu diesem besonderen Anlass auch nach Moskau fliegen, wo des Weltkriegsendes am 9. Mai gedacht wird. Das wäre ein angemessenes Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit angesichts dieses historischen Jubiläums. Und mit einer solchen Reise könnte sich Deutschland auch als international relevanter Akteur zurückmelden, der diplomatische Initiativen ergreift, um zu vermitteln und bei möglichen Verhandlungen nicht nur am Rand zu stehen. Der Tag der Befreiung sollte ein Tag des Gedenkens daran sein, wie wichtig es ist, für Frieden und Völkerverständigung einzutreten.

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