https://www.leftvoice.org/austerity-in-berlin-fighter-jets-instead-of-electric-busses/
Europa
Sparmaßnahmen in Berlin: Kampfjets statt Elektrobusse
Die Berliner Regierung hat für das kommende Jahr Kürzungen in Höhe von 3 Milliarden Euro im Haushalt angekündigt. Das betrifft den öffentlichen Nahverkehr, den Wohnungsbau, die Kultur und alles andere in der Stadt. Mit diesem Sparprogramm wird der Militarismus finanziert.
Von Nathaniel Flakin
29. November 2024
Zuerst veröffentlicht bei Die Linke Berlin
Die Sparmaßnahmen werden uns alle treffen wie ein SUV, der einen Fußgänger überfährt. Die Berliner Regierung, der Senat aus CDU und SPD, hat sich auf einen Haushalt für 2025 geeinigt, der drei Milliarden Euro Kürzungen vorsieht. Wie der rbb berichtet, wird es in der Stadt noch schlimmer werden:
- Der Verkehrsetat wird um 660 Millionen Euro gekürzt. Eine Monatskarte für die Bahn wird demnächst von 29 Euro auf 71 Euro steigen – eine Erhöhung um fast 250 Prozent. Das „Sozialticket“ für Arbeitslose wird sich mehr als verdoppeln, von 9 € auf 19 €.
- Dies bedeutet auch, dass große Investitionen in den öffentlichen Verkehr, wie neue Straßenbahnlinien und Elektrobusse, gestrichen werden.
- Neue Fahrradwege werden ebenfalls gestrichen – obwohl sie kaum etwas kosten.
- Weitere 350 Millionen Euro werden bei den Programmen für Bildung, Jugend und Familie gestrichen. Das bedeutet, dass es in den Schulen weniger und schlechter bezahlte Lehrer geben wird, während ihre Einrichtungen weiter verfallen. Die Kinderbetreuung steckt bereits in der Krise und wird sich weiter verschlechtern.
- Etwa 40 Prozent der Mittel werden bei Programmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt, einschließlich Frauenhäusern, gestrichen.
- Die größten Proteste gab es bisher im Kultursektor, wo 130 Millionen Euro – 12 Prozent des Budgets – verschwinden werden. Theater und Museen werden ihre Angebote reduzieren müssen. Die freien Museumssonntage sind vorbei.
- Und während die Mieten explodieren, streicht die Regierung Hunderte von Millionen Euro für bezahlbaren Wohnraum.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was noch schlimmer wird. Einige Posten werden jedoch nicht gekürzt:
- Das Budget für die Polizei wird um etwa 3 Prozent erhöht – die Repression gegen die Palästina-Solidaritätsbewegung ist nicht billig!
- die Regierung will die innerstädtische Autobahn A100 durch Friedrichshain weiterbauen – sie soll 1,8 Milliarden Euro für wenige Kilometer kosten und ist damit die teuerste Autobahn, die je in Deutschland gebaut wurde.
- Auch für die Abschiebung von Menschen nach Afghanistan, für die indirekt Schmiergelder an die Taliban gezahlt werden müssen, fehlt es nicht an Geld.
Wenn Politiker sagen, dass kein Geld da ist, ist es faszinierend, wie sie die 100 Milliarden Euro „Sonderfonds“ für das Militär (zusätzlich zum Militärhaushalt von über 50 Milliarden pro Jahr) völlig ignorieren.
Eine andere Zahl: Die deutschen Milliardäre zahlen sehr wenig an Steuern. Würden sie den gleichen Steuersatz zahlen wie noch vor einigen Jahrzehnten, könnte der Staat leicht 100 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen erzielen. Als der Großvermieter Vonovia seinen Konkurrenten Deutsche Wohnen schluckte, konnte er mit einem Steuertrick eine Milliarde Euro an Steuern vermeiden. Generell zahlen Immobilienspekulanten in Berlin fast keine Steuern. Mit anderen Worten: Die Einschnitte in unseren Lebensstandard subventionieren deutsche Oligarchen.
Das Schlimmste an der Austerität sind ihre langfristigen Auswirkungen. Die aktuelle Krise der BVG ist das Ergebnis der Sparpolitik von vor 20 Jahren, unter dem sozialdemokratischen Finanzsenator Thilo Sarrazin (der inzwischen Deutschlands schamlosester rassistischer Demagoge ist). Investitionen, die jetzt gestrichen werden, werden noch jahrzehntelang zu spüren sein.
Doch ohne Widerstand wird es nicht gehen. Kulturschaffende haben bereits Demonstrationen organisiert. Die Gewerkschaft GEW, in der Lehrer und Kita-Beschäftigte organisiert sind, hat fürden 5. Dezember zu einem eintägigenStreik aufgerufen (Teil einer langen Reihe von Lehrerstreiks).
In Deutschland, wo am 23. Februar gewählt werden soll, herrscht unter den deutschen Parteien ein erstaunlich großer Konsens. Sie wollen Kampfjets statt Elektrobusse. Sie wollen, dass wir ärmer werden, damit sich eine Handvoll Nazi-Milliardäre noch größere Jachten leisten kann. Selbst die Partei Die Linke ist alternativlos: Sie war schon oft in Berlin an der Regierung und hat genau die gleichen Sparprogramme durchgezogen wie SPD und CDU.
Wenn sie von uns jeden Monat mehr Geld für die Bahn verlangen, geben sie unser Geld direkt an die Rüstungsindustrie weiter. Um unseren Lebensstandard zu verteidigen und vielleicht sogar ein bisschen zu verbessern, müssen wir sagen: keinen Cent für Militarismus!
Nathaniel Flakin
Nathaniel ist freier Journalist und Historiker aus Berlin. Er ist Mitglied der Redaktion von Left Voice und unserer deutschen Schwesterseite Klasse Gegen Klasse. Nathaniel, auch bekannt unter dem Spitznamen Wladek, hat eine Biografie über Martin Monath geschrieben, einen trotzkistischen Widerstandskämpfer in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, die auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch erschienen ist. Außerdem hat er einen antikapitalistischen Reiseführer mit dem Titel Revolutionäres Berlin geschrieben. Er ist auf dem Autismus-Spektrum.
Übersetzt mit Deepl.com
Unfassbar, wie Gegenwart und Zukunft Deutschlands dem auf Wahnsinn beruhenden Militarismus geopfert wird!