Stürzen die USA Selensky, um Kiew zu Verhandlungen mit Moskau zu bewegen? Von Thomas Röper Anti-Spiegel

Stürzen die USA Selensky, um Kiew zu Verhandlungen mit Moskau zu bewegen?

Washington und einige NATO-Partner haben sich intensiv darum bemüht, den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selensky zu Friedensverhandlungen mit Russland zu bewegen. Die Bemühungen sind gescheitert und Selenskys Besuch bei den Vereinten Nationen und in Washington zielt darauf ab, Unterstützung für die Fortsetzung des Krieges zu gewinnen – insbesondere eine Zusage des Kongresses, weitere 24,9 Milliarden Dollar an Unterstützung und neue Waffen für das ukrainische Waffenarsenal zu bewilligen.

Ukraine

Stürzen die USA Selensky, um Kiew zu Verhandlungen mit Moskau zu bewegen?

Von Thomas Röper

Ein US-Experte hat einen lesenswerten Artikel darüber veröffentlicht, dass die US-Regierung Selensky auswechseln könnte, um mit einer neuen ukrainischen Führung mit Russland über ein Ende des ruinösen Krieges in der Ukraine zu verhandeln.

 

Dr. Stephen Bryen hat jahrzehntelange Erfahrung in der US-Regierung und ist ein Militärexperte, der unter Ronald Reagan stellvertretender Verteidigungsminister gewesen ist. Heute ist er unter anderem Senior Fellow beim Yorktown Institute. Dieser Thinktank ist erst 2022 gegründet worden und über seine Hintergründe ist wenig bekannt, aber das Institut positioniert sich als Spezialist für militärische Fragen und in seinem Advisory Board sitzen viele hochrangige US-Offiziere (Generäle und Admiräle), sowie einflussreiche Politiker.

Dr. Stephen Bryen hat einen Artikel veröffentlicht, der eine sehr interessante Analyse der aktuellen Lage beinhaltet. Bryens Blickwinkel ist auf militärische Frage gerichtet, weniger auf politische, auch wenn beides natürlich eng verbunden miteinander verbunden ist. Ich habe seinen Artikel als Denkanstoß zum Verständnis der tatsächlichen Situation hinter den Kulissen der US-Politik verstanden und ihn daher übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Bemühungen, Selensky zu Verhandlungen mit Russland zu bringen, sind gescheitert

Wird er vom Kongress mehr Geld bekommen?

Washington und einige NATO-Partner haben sich intensiv darum bemüht, den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selensky zu Friedensverhandlungen mit Russland zu bewegen. Die Bemühungen sind gescheitert und Selenskys Besuch bei den Vereinten Nationen und in Washington zielt darauf ab, Unterstützung für die Fortsetzung des Krieges zu gewinnen – insbesondere eine Zusage des Kongresses, weitere 24,9 Milliarden Dollar an Unterstützung und neue Waffen für das ukrainische Waffenarsenal zu bewilligen.

Das Repräsentantenhaus, aus dem alle Gesetzesentwürfe stammen müssen, ringt derzeit um eine Fortsetzungs-Resolution (continuing resolution, CR), um die Bundesfinanzierung aufrechtzuerhalten. Die 24,9 Milliarden Dollar für die Ukraine sind in keiner der vorgeschlagenen CR enthalten, zumindest bisher nicht.

Der Antrag der Biden-Administration für die Ukraine setzt sich aus 13,1 Milliarden Dollar für militärische Hilfe, 8,5 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe und 2,3 Milliarden Dollar für „Finanzierung und Katalysierung von Gebern durch die Weltbank“, was auch immer das heißen mag, zusammen.

Kurz vor seiner Abreise aus Kiew entließ Selensky sechs stellvertretende Verteidigungsminister wegen dem Vorwurf der Korruption. Mit dieser Maßnahme wollte er der Regierung Biden den Rücken stärken, die beschuldigt wird, der Ukraine Gelder ohne Bedingungen zur Verfügung zu stellen, von denen ein Großteil verschwindet. Die Regierung hat jegliche Prüfung der Gelder für die Ukraine blockiert.

In der Vergangenheit waren es die USA, die sich jedem Friedensprozess widersetzten, aber das war, bevor die Waffenarsenale der USA und der NATO geleert wurden und bevor der Versuch, Wladimir Putin zu stürzen, gescheitert war. Um das zu kompensieren, rüsteten Washington und die NATO die Ukraine auf, um die russische Verteidigung zu durchbrechen.

Ein wirklicher Durchbruch gelang nicht und die Ukraine verbrauchte den größten Teil ihrer strategischen Reserven. Zwei wichtige Brigaden, die 25. Air Mobile und die 82. Air Assault, verloren an der Saporoschje-Front so viele Männer und so viel Ausrüstung, die größtenteils von der NATO geliefert wurde, dass sie kampfunfähig wurden und abgezogen werden mussten.

Die ukrainische Offensive geht weiter und verbraucht immer mehr Ausrüstung und Personal. Berichten zufolge verliert die Ukraine täglich mehr als 1.000 Mann – manchmal sogar fast 2.000 -, ohne dass sie etwas vorweisen kann. Die USA und einige ihrer NATO-Partner ließen verlauten, dass sie die militärische Taktik der Ukraine nicht gutheißen, obwohl die Taktik größtenteils auf Computersimulationen der NATO und massiver nachrichtendienstlicher Unterstützung beruhte.

So gut wie jeder (China, Brasilien, der Papst, Südafrika, Ägypten, Senegal, Kongo-Brazzaville, Komoren, Sambia, Uganda, Dänemark, Indonesien, Saudi-Arabien), der einen Friedensplan anbieten kann, hat dies getan oder angeboten, zu vermitteln (Israel, Dänemark, Türkei). Einige davon haben erste Fortschritte erzielt, wobei die Verhandlungen von der Türkei und Israel geführt wurden.

Die offizielle Position der Ukraine umfasst die folgenden Schlüsselelemente:

  1. Die Ukraine wird nicht mit Wladimir Putin verhandeln, aber offenbar irgendwann mit den Russen reden. Das wird durch einen ukrainischen Erlass gestützt, den Selensky unterzeichnet hat.
  2. Die Ukraine wird unter keinen Umständen irgendwelche Gebiete abtreten. Das gilt für die Krim und den Donbass, obwohl die Krim bei früheren Verhandlungen auf dem Tisch lag.
  3. Die Ukraine fordert, dass alle russischen Truppen das ukrainische Territorium verlassen und dass Kriegsverbrecher, einschließlich Putin, vor Gericht gestellt werden.
  4. Die Ukraine fordert Sicherheitsgarantien der NATO oder die Mitgliedschaft in der NATO. Sie fordert auch die Mitgliedschaft in der EU, aber die EU-Mitgliedschaft ist auf Hindernisse gestoßen. Die USA „arbeiten“ angeblich an Sicherheitsgarantien, aber die Bemühungen scheinen ins Stocken geraten oder pausiert zu sein.

Unterdessen fordert die Ukraine Langstreckenwaffen, um russisches Territorium anzugreifen. Der jüngste Antrag betrifft ATACMS (MGM-140), eine taktische ballistische Bodenrakete mit einer Reichweite von 300 Kilometern, und die deutsch-schwedische Taurus (KEPD-350), einen luftgestützten Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 Kilometern. Die Taurus würde die bereits im Bestand der Ukraine befindlichen und an die Su-24 angepassten Storm Shadow ergänzen.

Weder die USA im Falle von ATACMS noch Deutschland im Falle von Taurus haben sich bereit erklärt, sie zu liefern, zumindest noch nicht. Victoria Nuland, die stellvertretende Außenministerin, hat jedoch darauf gedrängt, den Krieg zunehmend auf hochwertige Ziele innerhalb Russlands auszuweiten. Wenn sie die interne Debatte gewinnt, wird ATACMS an die Ukraine geliefert.

All das scheint die Kriegsziele Russlands zu beeinflussen. Der Großteil der Kämpfe konzentriert sich auf die von Russland zu verteidigenden Gebiete im Donbass, in Saporoschje, in der Region Cherson und die Krim. Doch die russische Führung spricht immer häufiger davon, die ukrainische Regierung auszutauschen und den Krieg auf wichtige Städte wie Odessa auszuweiten. Um das zu erreichen, müsste Russland mehr Truppen mobilisieren und mehr Ausrüstung bereitstellen, was es möglicherweise überfordern würde.

Andererseits wäre jede Ausweitung des Krieges für die Ukraine entmutigend, da sie kaum noch über Manpower und Nachschub verfügt. Niemand weiß, wie widerstandsfähig die derzeitige Regierung in der Ukraine ist. Es ist nicht klar, wie viele Fronttruppen die Ukraine an die Kriegsfront schicken kann.

Auch in den USA wächst die Unzufriedenheit mit der Fortsetzung des Krieges. Objektiv gesehen hat der Krieg das chinesisch-russische Bündnis gestärkt und militärische Ressourcen verschlungen, wodurch die USA in Europa und Asien im Nachteil sind.

Ein gutes Beispiel ist HIMARS. Die USA haben die Lieferung von HIMARS an Taiwan, das das System benötigt, verzögert. Sogar die Marineinfanteristen auf Okinawa gehen mit den HIMARS-Munition, die sie haben, sparsam um. Es wird einige Zeit dauern, bis wir genug HIMARS haben, um unsere Verbündeten zu unterstützen, aber wenn die Ukraine den Russen weiterhin HIMARS entgegenwirft, wird es nur wenige für andere geben.

Unterdessen verzögern sich wegen der Ukraine viele andere Waffenlieferungen an Taiwan. Die geplante Lieferung von 155-mm-Haubitzen zum Beispiel verzögert sich um mindestens ein Jahr.

Selensky könnte den Kongress davon überzeugen, mehr Geld für den Krieg bereitzustellen. Aber das könnte auch sein letztes Hurra sein. Er könnte ein abgespecktes Paket bekommen und weggeschickt werden. Es ist unwahrscheinlich, dass er zurückkehren wird.

Ende der Übersetzung

Dieser Artikel von Dr. Stephen Bryen bestätigt vieles, was ich in meinen Analysen über die Umsetzung des RAND-Papiers geschrieben habe, allerdings blendet er die entscheidende Frage aus: Selbst wenn es der US-Regierung gelingt, Kiew – mit Selensky oder einem anderen Präsidenten – zu Verhandlungen mit Moskau zu drängen, ist nicht garantiert, dass man in Moskau mit Verhandlungen mit Kiew zufrieden ist. Höchstwahrscheinlich will Moskau inzwischen direkt mit den USA verhandeln und dabei nicht nur über die Ukraine, sondern über eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa oder der Welt sprechen, wie ich gerade erst in einem Artikel zu dem Thema ausgeführt habe.


In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

1 Kommentar zu Stürzen die USA Selensky, um Kiew zu Verhandlungen mit Moskau zu bewegen? Von Thomas Röper Anti-Spiegel

  1. Die USA und GB waren es, die die Friedensverhandlungen im April 2022 zwischen Putin und Kiew torpediert haben. Der obige Beitrag gehört entweder in den Bereich der Märchen oder soll dazu dienen, die Verbrechen der USA reinzuwaschen.

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